Hintergrund

Schallplatten-Nostalgie: Hart budgetiert, aber dennoch geil?

Kevin Hofer
29.7.2021

Aus meinen wilden Zwanzigern verstaubt bei mir eine kleine, aber feine Plattensammlung. Eingestaubt, weil ich sie die letzten Jahre mangels Soundanlage nicht hören konnte. Dank aktiven Lautsprechern komme ich jetzt endlich wieder in deren Genuss.

«Tüta-tüta» tönt es plötzlich. Ich öffne die Augen. Das gehört nicht zum Song. Mein 4-jähriger Sohn rennt durch die Wohnung und spielt Ambulanz. «Wähwähwäh» schreit’s aus dem Babyzimmer und meine Frau meint «Stell mal chly lysliger!». Okay, die Musik ist zwar dieselbe, aber das Gefühl von damals verfliegt bei dem Ambiente schnell. Mag auch daran liegen, dass ich anno dazumal nebst Platte für Platte auch eine Tüte nach der anderen gedreht habe.

Aktiv zu neuen Lautsprechern

Nach unserem letzten Umzug Ende Juni fasse ich den Entschluss, meinem Plattenspieler wieder Leben einzuhauchen. Ich werde alt, nostalgisch und will mich nochmal wie Anfang Zwanzig fühlen. Oder anders ausgedrückt: Ich habe sowas wie eine verfrühte Midlife-Crisis.

Anfang Zwanzig hätte ich mir einfach Verstärker und Lautsprecher gekauft. Ende Dreissig muss ich das erst mit meiner Frau besprechen. In unserem Haushalt gilt: Wenn etwas in den gemeinsamen Räumen steht, wird über die Anschaffung diskutiert. Da sich meine Frau weniger für Technologie begeistern kann als ich und dafür umso mehr für Inneneinrichtung, müssen Lautsprecher und Verstärker wenig Platz einnehmen. Also ist eigentlich alles Zusätzliche zu viel.

Deshalb einigen wir uns auf aktive Lautsprecher. Damit kann sie leben, sie hört meine Platten nämlich auch gerne. Zu viel kosten dürfen die Lautsprecher aber nicht. Deshalb fällt meine Wahl auf die Edifier R1280BT. Die sind zusätzlich Bluetooth-fähig. Nebst Platten kann ich also auch Spotify hören.

In einem der beiden Speakern ist der Verstärker integriert, den anderen Lautsprecher verbinde ich mit einem herkömmlichen Kabel. Das reicht aber leider noch nicht. Damit aus den Speakern erst ein Ton kommt, brauche ich noch einen Vorverstärker. Auch der darf nicht zu viel kosten und soll möglichst klein sein.

Keine Luftsprünge, aber transportiert mich dennoch in vergangene Zeiten

Klar, dieses Setup lässt die Herzen von Hifi-Fans nicht höher schlagen. Weder der Vorverstärker geschweige denn die Lautsprecher sind High End. Aber das ist mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln – oder besser: mit der verhandelten Lösung – nicht möglich.

Aber gewonnen habe ich dennoch schon jetzt. All die Erinnerungen, die beim Auflegen der Platten geweckt werden: einfach toll. Ich freue mich auf viele Stunden der Nostalgie. Und wer weiss: Vielleicht kann ich damit meinen Söhnen etwas Kultur in Bezug aufs Musikhören weitergeben.

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Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.


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