Hintergrund

Piega: Das Audio-Mekka am Zürichsee

Aurel Stevens
10.4.2019
Bilder: David Lee

Als HiFi-Freak eine der tollsten Gelegenheiten, die man sich vorstellen kann: Hinter die Kulissen einer Audio-Manufaktur sehen zu dürfen. Besuch bei der Firma Piega in Horgen am Zürichsee, wo Weltklasse-Lautsprecher made in Switzerland entstehen.

Den Eingang des Headquarters direkt am Zürichsee übersehen wir fast. Kein pompöser Eingangsbereich weist auf Piega hin. Nur eine Holztür ohne Klingel mit einem dezenten Schild, von der wir nicht sicher sind, ob das auch wirklich der Haupteingang ist. Die Tür ist unverschlossen und wir treten ein. Es stehen viele Kartons herum. Einige leere Lautsprechergehäuse warten auf die Verarbeitung. Rechterhand eine Lötstation.

Links ein grosser Hörraum, wo aktuelle Modelle ausgestellt sind. Eine Rezeption gibt es nicht. Aber hier sind wir richtig.

Eine Manufaktur, die den Namen verdient

Der Rundgang geht los und Mario führt uns durch die Räumlichkeiten. An dem zuvor verwaisten Arbeitsplatz lötet ein Mitarbeiter die Elektronik eines Subwoofers zusammen. Gleich daneben wird die kleine Version des Bändchen-Hochtöners assembliert.

Ein paar Schritte weiter ist die Reparaturstation. Was es denn so zu flicken gebe, frage ich Roger Strebel. «Meist sind es keine Defekte», erklärt er. Es komme vor, dass Kinder CDs und Farbstifte in die Bassreflex-Öffnung gestopft hätten. Nur selten müsse das Bändchen kostspielig ausgetauscht werden, weil die hauchdünne Folie angefasst oder beschädigt worden ist, sagt Strebel.

Wir gehen weiter in den oberen Stock. Mein Herz schlägt höher, als ich leere Gehäuse des Dipol-Lautsprechers «Master Line Source» entdecke. Das Top-Modell habe ich mir noch nie anhören dürfen.

Mario Ballabio erklärt uns die Wichtigkeit des Gehäuses.

Wir begeben uns zur letzten Station, wo die grossen koaxialen Bändchen – die nebst dem Hochtöner auch noch einen Mitteltöner enthalten – von Hand zusammengesetzt werden. Jahrelange Erfahrung und viel Feingefühl brauche es dafür, sagt Ballabio. Er selbst benötige rund vier Stunden pro Stück. Nachdem alles verleimt ist, verharren die grossen Bändchen 48 Stunden im Schraubstock.

Damit ist der Rundgang abgeschlossen. Wir machen uns auf den Weg zurück zum Hörraum. Diesmal achte ich mehr auf die Räumlichkeiten. Überall Kisten mit Bauteilen. Lötkolben. Die Tüfteln sogar noch am richtigen Leim-Mix herum. Eine Manufaktur, wo der Begriff nicht als Marketing gemeint ist. «Das sind Nerds», denke ich.

Die Idee hinter Piega

Bereits im allerersten Lautsprecher, den die Gründer Leo Greiner und Kurt Scheuch vor über dreissig Jahren gebaut hatten, steckte ein Bändchen drin. Die Idee ist, den weit verbreiteten Kalotten-Hochtöner mit etwas Besserem zu ersetzen: Einem extrem leichten Schallwandler, der schnell auf Impulse reagiert und so besonders im Hochtonbereich für eine sehr präzise und klare Wiedergabe sorgt.

Auf dem Tisch im Hörraum steht ein halb zusammengesetztes Exemplar eines Koax-Schallwandlers: Links eine Platte mit Magnetstäben, in der Mitte die Aluminiumfolie, rechts nochmals eine Platte mit Magneten.

Piega hat sich in den letzten Jahrzehnten international einen Namen gemacht und etliche Branchen-Awards eingeheimst. Besonders beliebt sind die Schweizer Lautsprecher in Deutschland, Skandinavien, in den Benelux-Staaten und in Japan.

Mittendrin statt nur dabei

Als Krönung dürfen wir uns dann die im letzten Oktober vorgestellte «Master Line Source 3» anhören. Unverbindlicher Verkaufspreis: 35 000 Franken das Paar. Endlich macht auch das Setup mit der etwa 100 000 Franken teuren Anlage von T+A Sinn. Ich freue mich wie ein Schneekönig.

Nachdem Mario einige Tracks abgespielt hat – übrigens gestreamt via Tidal –, drückt er das iPad den Gästen in die Hand. (Nebst David und mir sind auch mein Chef und zwei Mitarbeitende aus dem Einkauf mit von der Partie.) Aus dem Hörraum kommen wir länger nicht mehr heraus, weil jeder auch noch ein Stück probehören will.

Von meinem HiFi-Setup zu Hause bin ich ziemlich verwöhnt. Die «Master Line Source 3» haut mich trotzdem weg. Gänsehaut! Innerlich verfluche ich die Unmenschen aus Horgen. Muss ich aufrüsten? Diese Reportage könnte mich teurer zu stehen kommen als gedacht.

Hör es dir selbst an!

A propos probehören: In Absprache mit Piega dürfen wir einigen Kunden anbieten, sich die Manufaktur in Horgen persönlich anzusehen. Und zwar am Samstag, 18. Mai um 09:30 in Horgen (ZH). Die Führung wird etwa zwei Stunden dauern. Bist du interessiert? Dann melde dich im Formular unten an.

Update: Die Besichtigung am Samstag 18.5. am Vormittag ist leider ausgebucht. Aufgrund der hohen Nachfrage haben wir mit Piega drei weitere Besichtigungstermine am 18.5. und 19.5. arrangieren können. Grosse Bitte: Melde dich bitte nur an, wenn du am entsprechenden Termin wirklich teilnehmen kannst. Eine Anmeldung garantiert keine Einladung. Wir informieren dich rechtzeitig per E-Mail, ob es geklappt hat.

Besichtigung Piega 18.5. 13:30 Uhr

Ich möchte mich gerne verbindlich für die Teilnahme an der Besichtigung der Piega SA am Samstag 18. Mai um 13:30 in Horgen (ZH) anmelden.

Der Wettbewerb ist inzwischen beendet.

Besichtigung Piega 19.5. 09:30 Uhr

Ich möchte mich gerne verbindlich für die Teilnahme an der Besichtigung der Piega SA am Sonntag 19. Mai um 09:30 in Horgen (ZH) anmelden.

Der Wettbewerb ist inzwischen beendet.

Besichtigung Piega 19.5. 13:30 Uhr

Ich möchte mich gerne verbindlich für die Teilnahme an der Besichtigung der Piega SA am Sonntag 19. Mai um 13:30 in Horgen (ZH) anmelden.

Der Wettbewerb ist inzwischen beendet.

Piega bei digitec

Hier findest du alle Piega-Lautsprecher, die wir führen.

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Ich bändige das Editorial Team. Hauptberuflicher Schreiberling, nebenberuflicher Papa. Mich interessieren Technik, Computer und HiFi. Ich fahre bei jedem Wetter Velo und bin meistens gut gelaunt.


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