Produkttest

Pixel Watch 4 im Test: ausdauernder, heller und intelligenter

Die vierte Version von Googles Pixel Watch bessert in praktisch allen Bereichen nach. Smartwatch-Kritiker wird sie trotzdem nicht überzeugen.

Bereits mit dem letzten Modell ist Google ein grosser Wurf gelungen. Der Fokus lag auf dem grösseren Display und neuen Lauffunktionen. Die Pixel Watch 4 setzt neben zahlreichen Hardwareupgrades auf – wie könnte es anders sein – KI. Aber auch ohne künstliche Intelligenz überzeugt die Pixel Watch 4.

Das Display ist neu leicht gegen aussen gewölbt. Erst fand ich das irritierend. Mir wurde fast etwas schwindelig, wenn ich durch die App-Übersicht scrollte. Mittlerweile finde ich es ziemlich schick. Bei einigen Zifferblättern kommt es besonders gut zur Geltung.

Schick ist auch das neue Android-Design. Google nennt es Material 3 Expressive. Es steckt voller kleiner, hübscher Animationen. Etwa bei neuen Benachrichtigungen, die kurz gross den Kontakt anzeigen. Oder das drehende Pausensymbol, wenn ich Musik abspiele oder wenn sich der Button beim Schliessen von Nachrichten langsam in die Länge zieht. Generell schmiegt sich das neue Design wunderbar an die runde Form der Uhr an.

Natürlich gibt es auch neue Zifferblätter. Mein aktueller Favorit heisst «Enthüllen». Das sieht auf den ersten Blick sehr schlicht aus. Beim Antippen wechselt die Ansicht jedoch und es kommen mehrere interaktive Symbole zum Vorschein, die ich konfigurieren kann.

Besserer Akku und neues Ladedock

Eine Verbesserung, über die Träger von dedizierten Sportuhren nur hämisch lachen dürften, ist der ausdauerndere Akku. Zwar hat er nur rund 5 Prozent mehr mAh als zuvor. Daraus presst Google 30, respektive 40 Stunden Laufzeit beim grösseren Modell. Bei der Pixel Watch 3 waren es noch 24 Stunden mit Always-on-Display.

In meinem Test habe ich es mit zwei einstündigen Trainings, eines davon mit GPS, sogar auf zweieinhalb Tage geschafft. Mit Stromsparmodus beträgt die Laufzeit offiziell zwei Tage für das 41-mm-Modell und drei bei der grossen Uhr.

Apropos Laden: Der Pixel Watch 4 liegt ein neues Ladedock bei. Weil sich die Ladepins bei der Uhr nun auf der Seite befinden, lässt sie sich wesentlich besser darin platzieren. Bis anhin habe ich mir jeweils eine Halterung mit 3D-Drucker gedruckt. Das kann ich mir jetzt endlich sparen.

Mit dem neuen Dock lädt die Uhr 25 Prozent schneller. Von 0 auf 50 Prozent braucht sie lediglich 15 Minuten.

Die Taste darüber zeigt die letzten geöffneten Apps und wenn ich sie lange drücke, startet sie den Google Assistant, respektive neu Gemini. Wenn ich will, kann ich einstellen, dass ich nur den Arm heben muss, um mit der AI zu sprechen. Das funktioniert zuverlässig. Allerdings habe ich abgesehen von Erinnerungen stellen oder mein Handy klingeln lassen, wenn ich es mal wieder nicht finde, kaum Verwendung dafür – beides konnte bereits der Assistant problemlos.

Die Navigation sowohl per Finger als auch per Krone funktioniert schnell und präzise. Noch immer wird auf einen Chip von Qualcomm gesetzt. Googles eigene Tensor-Chips sind offenbar noch nicht für Smartwatches bereit. Das haptische Feedback bei den verschiedenen Interaktionen oder Benachrichtigungen ist angenehm komplex.

Dank des optimierten Lautsprechers klingt Gemini etwas besser. Auch hier war die Qualität schon bei der Pixel Watch 3 mehr als ausreichend, um mal einen Anruf auf der Uhr anzunehmen.

Eines der praktischsten Features finde ich nach wie vor den digitalen Kamerasucher. So kann ich mein Smartphone aufstellen und sehe das Bild auf der Uhr. Perfekt für die zwei, drei obligatorischen Familienselfies im Jahr.

Die Uhr ist IP68 mit einer Wasserbeständigkeit von 5 ATM zertifiziert. Das heisst, Duschen und Schwimmen sind kein Problem. Zum Tauchen solltest du sie abziehen. Die Uhr erkennt automatisch, wenn sie nass ist und sperrt das Display. Das funktioniert beim Schwimmen, beim Duschen lösen Tropfen und Spritzer immer noch unabsichtlich Kommandos aus – aber weniger als noch bei der Pixel Watch 3.

Ansonsten gibt es die üblichen Funktionen wie kontaktloses Bezahlen, Musikhören über Bluetooth-Kopfhörer, Navigation oder Nachrichten schreiben. Schade, gibt es die Smart Replies nur für Googles eigene Messages-App und nicht für Signal und Co. Für Whatsapp gibt es immerhin eine Standalone App, damit ich alle und nicht nur neu eingegangene Nachrichten lesen kann.

Um den Schlaf zu tracken, muss ich nichts weiter tun, als die Uhr anzubehalten. Der Schlaf wird automatisch erfasst und die Uhr schaltet selbstständig in den Schlafmodus. Sofern ich immer zur ungefähr gleichen Zeit ins Bett gehe, funktioniert das wunderbar. Bei aktiviertem Schlafmodus bleibt das Display ausgeschaltet und blendet meiner Frau nichts ins Gesicht.

Das Ganze gab es bereits bei der Pixel Watch 3. Dort funktionierte es zumindest beim Launch nicht präzise genug, sodass ich meist manuell den Schlafmodus ein- und ausschaltete. Das fällt mit der Pixel Watch 4 endlich weg.

Einige Schlafdaten wie das monatliche Schlafprofil oder der detaillierte Schlafindex sind nur im kostenpflichtigen Fitbit-Premium-Abo enthalten. Beim Kauf der Pixel Watch 4 ist eine sechsmonatige Mitgliedschaft enthalten, danach kostet sie neun Euro pro Monat.

Zum Glück sind die Anzeigen während einer Aktivität dafür gelungen und übersichtlich. Da sehe ich auf einen Blick, wie lange ein Segment geht und was verlangt wird. Auch beim Rennen kann ich sie gut ablesen.

Was mich wiederum nervt, ist, dass ich zwar die Sprachbenachrichtigungen deaktivieren kann, jedoch nicht die Töne. Zumindest konnte ich das in keiner Einstellungen anpassen. Gerade wenn ich mich an der Grenze der erforderlichen Herzfrequenz bewege, bimmelt mich die Uhr deshalb ständig an. Ein Vibrationssignal wäre völlig ausreichend.

Pulssprünge wie bei der Pixel Watch 3 gibt es seltener. Dass die Messung aber immer rund zehn Sekunden verspätet ist, macht pulsbasierte Trainings etwas mühsam. Oft bin ich längst übers Ziel hinausgeschossen, bis die Uhr die Leistungssteigerung erfasst hat.

An der Genauigkeit der Streckenerfassung habe ich nichts zu meckern. Das neue Doppelband-GPS soll die Erfassung gegenüber der Pixel Watch 3 dank zwei individueller Satelliten-Frequenzen sogar verbessert haben. Für meine Amateursportleransprüche hat aber schon das ausgereicht.

Zum Fitbit-Premium-Paket gehören verschiedene Workoutvideos für Krafttraining, Yoga etc. Die App schlägt mir jeden Tag welche vor, die auf mich abgestimmt sind. Ich kann die Auswahl auch manuell durchsuchen. Das einzige, was mich hier stört, sind Trainings mit schlechten, deutschen Synchronisationen. Die Sprache kann ich nur ändern, wenn ich die Sprache der App umstelle.

Die Pixel Watch 4 verfügt ausserdem über eine EKG-Messung, einen Hauttemperatur-Sensor, erkennt Pulsverlust und Stürze und kann per Satellit Notrufe absenden.

Die Pixel Watch 4 ist in zwei Grössen ab dem 9. Oktober erhältlich. Ich habe die grössere Version mit 4G zum Testen von Google erhalten.

Fazit

keine Ecken und Kanten im doppelten Sinne

Bereits im letztjährigen Review habe ich geschrieben, dass die neue Version eine gute Uhr noch besser macht. Das gilt auch für die Pixel Watch 4. Sie ist heller, ausdauernder und das Display ist grösser. Die Sensoren für Schlaf, Sport etc. sind noch etwas genauer. Die Möglichkeiten, die eigene Gesundheit zu erfassen und zu überwachen, werden immer ausführlicher.

Auch das Design wurde verfeinert. Es macht Spass, mit der Uhr zu interagieren. Spass ist auch ein zentraler Faktor: Nach wie vor empfehle ich die Pixel Watch eher für Hobbysportler wie mich, als für Profis. Dafür ist gerade die Pulsmessung zu ungenau.

Wenn du bereits die Pixel Watch 3 besitzt, gibt es wenig Gründe für ein Upgrade. Besonders bei den Preisen, die je nach Modell und Grösse fast 500 Franken oder Euro betragen. Trägst du noch Version Zwei am Handgelenk, wirst du die zahlreichen Verbesserungen aber definitiv bemerken.

Pro

  • Akku hält über zwei Tage
  • sehr helles Display
  • Gemini am Handgelenk
  • hübsche UI

Contra

  • Pulsmessung könnte noch schneller sein
  • viele Funktionen nur mit Fitbit-Premium-Abo erhältlich
  • teuer

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Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken. 


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