Produkttest

Pixel Watch 3 im Test: grösser ist tatsächlich besser

Die dritte Iteration der Pixel Watch gibt es nun in zwei Grössen. Daneben zielen die Verbesserungen besonders auf den Laufsport ab. Beides hilft, eine tolle Smartwatch noch besser zu machen.

Im Inneren hat sich weniger getan. Wer gehofft hat, Googles Tensor-Chip schafft den Sprung in die Smartwatch, schaut in die Röhre. Nach wie vor treibt ein Qualcomm-Chip mit einem Cortex-Coprozessor die Pixel Watch an.

Erfreulich ist, dass der magnetische Ladepuck gleich geblieben ist und auch das 45-mm-Modell draufpasst. Was dort nicht mehr passt: die Armbändchen. Die gibt es neu in zwei Grössen. Schade finde ich, dass es weiterhin kein Display mit Saphirglas gibt, wie bei der Apple Watch Ultra. Gorilla Glass 5 ist ja schön und gut, aber 100 Prozent kratzfest ist es nicht. Meine Pixel Watch 2 hat nach einem Jahr sichtbare Gebrauchsspuren.

Die Pixel Watch 3 beherrscht neu Ultrabreitband (UWB). Das dient der präziseren Ortung und soll beim Entsperren des Smartphones helfen. Wirklich schneller oder zuverlässiger als mit der Pixel Watch 2 ist es damit nicht. Noch immer ertappe ich mich dabei, wie ich ab und zu mein Smartphone mit dem Fingerabdruckscanner entsperre, weil es schneller geht, als auf den automatischen Unlock zu warten.

Weitere nützliche Funktionen wie ein Livebild der Kamera für den Fernauslöser, Steuerung des Fernsehers (Google TV vorausgesetzt), Telefonieren, Sturzmeldung oder Notruf sind ebenfalls vorhanden.

Das grössere Display ist der Star und macht Watch Faces noch besser

Das Gejammer über die kleine Pixel Watch habe ich nie verstanden. Hätte ich Unterarme wie ein Holzfäller, würde sie vielleicht etwas spielzeughaft wirken. An durchschnittlich grossen Armgelenken wie meinen sieht sie völlig normal aus. Das neue 45-mm-Modell sieht rein äusserlich nicht mal viel grösser aus. Auch am Arm meiner Frau wirkt es nicht klobig.

Das grössere Display und die damit verbundenen grösseren Symbole fallen mir hingegen sofort auf. Vom Sperrbildschirm, über die Watch-Face-Shortcuts bis zur App-Navigation steuert sich alles etwas leichter. Das liegt auch daran, dass der Chip etwas mehr Leistung bringt und die Uhr dadurch schneller reagiert. Entscheidender ist aber, dass ich auf der grösseren Fläche treffsicherer bin.

Das runde Design hat Google beibehalten. Das 45-mm-Modell wirkt dank der grösseren Fläche aber etwas flacher, was mir gefällt. Ansonsten ist die Pixel Watch 3 wie die beiden Vorgänger zeitlos, aber auch unaufgeregt.

Weiterhin ein Highlight sind für mich die interaktiven Watch Faces. Mein aktueller Favorit heisst «active». Es besteht aus fünf frei konfigurierbaren Feldern. Ich lasse mir Schritte, Wetter und Datum anzeigen. Zusätzlich habe ich Shortcuts zu Trainings und dem Fitbit-Hub. Für mich muss ein Watch Face funktional sein und nicht bloss hübsch aussehen.

Ganz nützlich ist der neue «Morning Brief». Das ist eine allmorgendliche Zusammenfassung über mein Fitness-Level, wie ich geschlafen habe und wie das Wetter wird. Wie die meisten Fitness-Elemente einer Smartwatch betrachte ich solche Sachen eher als Spielerei, aber ich schaue mir die Daten trotzdem gerne an.

Da ich mehrmals die Woche jogge, war ich besonders auf die angekündigten «Advanced Running»-Funktionen gespannt. Dazu später mehr.

Ansonsten bietet die Pixel Watch 3 die bewährte Navigation. Ich kann von allen Seiten swipen um die Schnelleinstellungen zu öffnen, Benachrichtigungen zu lesen oder mich durch Tiles zu scrollen. Die funktionieren wie Widgets. Ich kann dort das Wetter ablesen, Musik starten, Tasks erstellen, Zeit stoppen etc. Es ist nach wie vor etwas, das ich praktisch nie benutze, weil die meisten Apps oder Funktionen auch sonst schnell genug zugänglich sind.

Über die Krone gelange ich zur App-Übersicht oder öffne das Google Wallet, wenn ich zweimal kurz drücke. Die Taste darüber ist (ohne spezielle App) weiterhin nicht frei konfigurierbar. Sie öffnet die Übersicht der kürzlich benutzten Apps und startet die aktuellste, wenn ich zweimal drücke. Drücke ich lange, begrüsst mich der Google Assistant. Selbst die Apple Watch bietet mehr Konfigurationsmöglichkeiten.

Die Navigation ist einen Zacken flotter als auf der Pixel Watch 2. Die habe ich aber auch seit knapp einem Jahr in Benutzung. Mal schauen, wie lange die Pixel Watch 3 ihr Tempo beibehält. Gewisse Apps wie Google Wallet starten mir immer noch zu langsam. Besonders, wenn ich warten muss, bis neben den Bezahlkarten auch die Bonuskarten geladen sind.

Auch die ausführliche Schlafanalyse liefert die Pixel Watch 3 wieder zuverlässig ab. Für das Schlafprofil muss ich sie 14 Tage am Stück tragen. Was nervig ist: im selben Monat. Ich schlafe nach wie vor nicht gerne mit einer Uhr. Das grössere Modell stört mich dabei sogar noch etwas mehr. In der Nacht hänge ich sie aber sowieso lieber an die Ladestation.

Neu aktiviert die Pixel Watch 3 automatisch den Schlafmodus, der das Display deaktiviert und schaltet ihn am Morgen auch wieder selbständig aus. Es dauert allerdings meist zu lange, bis sich der Modus aktiviert. Wenn ich meiner Frau nicht ins Gesicht blenden will, muss ich ihn weiterhin manuell einschalten.

Gewöhnungsbedürftig ist die Trainingsführung. Es fängt bei der Trainings-Übersicht in der Fitbit-Smartphone-App an. Ich verstehe nicht, welches die Intervalle sind, die ich wiederholen müsste. Auch andere sportaffine Personen, denen ich die Programme gezeigt haben, wurden nicht schlau daraus. Starte ich ein Workout auf der Uhr, ist es wie eine Wundertüte.

Schön ist wiederum, dass ich jedes Trainingselement manuell anpassen, austauschen oder ganz weglassen kann. Und wenn ich nach der vorgegebenen Zeit immer noch unterwegs bin, trackt die Uhr ganz normal weiter.

Die Programme sind, abgesehen von der Verständlichkeit, gut aufgebaut, genau wie die anschliessenden Auswertungen. Aktuell liegt der Fokus klar auf Jogging. Dort bekomme ich mit Schrittlänge, Schrittfrequenz, Bodenkontaktzeit sehr detaillierte Informationen über meine Läufe. Wenn ich zehn Stück absolviert habe, gibt es ausserdem eine Lauftechnik-Analyse. So viele Läufe habe ich im Testzeitraum leider nicht ganz geschafft.

Was mir weniger gefällt, ist die Fitbit-App auf dem Smartphone. Sie ist zwar schön designt, aber unübersichtlich. Läufe vergleiche ich nach wie vor lieber mit Strava, wo ich nur ein, zwei Klicks brauche, bis ich die Infos erhalte, die ich will. Da ich die beiden Apps synchronisieren kann, habe ich weiterhin beide installiert.

Nicht alles ist rund

Die Pixel Watch 3 macht vieles richtig, es gibt aber immer noch Dinge, die Google verbessern könnte. Zum Beispiel kann ich die Audio Cues nur komplett ein- oder ausstellen. Ich möchte sie aber nur beim Intervall-Training hören, damit ich weiss, wo sich mein Puls befindet. Wie meine Ein-Kilometer-Zeit ist, muss ich hingegen nicht jedes Mal hören. Da reicht mir ein kurzes Vibrieren.

Weiter sind die Pulswerte bei Strava aktuell völlig falsch. Da läuft irgendwas bei der Synchronisation zwischen Fitbit und Strava schief.

Die Uhr erkennt selbständig, wenn sie unter Wasser ist und sperrt das Display. Das ist toll, lieber wäre es mir aber, wenn das auch beim Duschen funktionieren würde. Dort navigieren sich Wassertropfen und -strahlen nach wie vor selbständig durch Menüs und Apps.

Die Pixel Watch 3 wurde mir von Google zum Test zur Verfügung gestellt. Sie ist ab dem 10. September erhältlich.

Fazit

Tolles Upgrade, besonders für Läufer

Die Pixel Watch 3 hält am zeitlosen, aber auch unaufgeregten Design fest und rüstet unter der Haube dezent nach. Am meisten punktet Google bei der Software. Die Fitbit-App liefert noch ausführlichere Informationen zur Gesundheit, Cardiobelastung und zum Fitness-Level. Das meiste davon empfinde ich zwar als nice to have. Für mich bleibt die Pixel Watch 3 wie alle anderen Smartwatches, die ich getestet habe, ein Gadget. Aber die ganzen Daten und Analysen sorgen definitiv dafür, dass ich mir mehr Gedanken um Gesundheit und Fitness mache – und das ist sicher nicht verkehrt.

Ambitionierte Athletinnen ziehen womöglich einen grösseren Nutzen aus all den Informationen als ich. Sie dürfen sich zudem über auf sie zugeschnittene Trainings freuen. Alternativ erstellst du deine eigenen – sofern es sich um Lauftrainings handelt. Andere Sportarten haben das Nachsehen.

Ansonsten ist die grösste Änderung die Displaygrösse. Das neue 45-mm-Modell steuert sich einfacher und macht alles etwas leserlicher. Klobig wirkt die Uhr dadurch selbst an schmaleren Handgelenken nicht. Je nach Ausführung musst du dafür aber auch bis zu 500 Franken/Euro hinblättern.

Wenn du eine Pixel Watch 2 besitzt, lohnt sich das Upgrade nur, wenn du ein grösseres Display suchst oder du dein Lauftraining intensivieren möchtest. Wenn du noch mit der ersten Pixel Watch unterwegs bist, bietet die dritte Iteration definitiv genug Gründe für einen Wechsel.

Pro

  • neu in zwei Grössen
  • intuitive Steuerung
  • Liefert ausführliche Gesundheitsdaten und Analysen
  • personalisierte Trainingsprogramme
  • eigene Lauftrainings

Contra

  • Akku hält keine zwei Tage
  • kein Tensor-Chip
  • viele Funktionen nützen nur Läufern
  • viele Funktionen und Daten hinter Fitbit-Paywall versteckt

36 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken. 


Smartwatch
Folge Themen und erhalte Updates zu deinen Interessen

Produkttest

Unsere Expertinnen und Experten testen Produkte und deren Anwendungen. Unabhängig und neutral.

Alle anzeigen

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

  • Produkttest

    Pixel Watch 4 im Test: ausdauernder, heller und intelligenter

    von Philipp Rüegg

  • Produkttest

    Pixel Watch 2 im Test: Schneller, sportlicher, ausdauernder

    von Philipp Rüegg

  • Produkttest

    Googles erste Smartwatch im Test: Ohne Fitbit keine Fitness mit der Pixel Watch

    von Jan Johannsen