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Pixel Slate vs. Surface Pro X: Welches ist das bessere Tablet?

Das Pixel Slate und das Surface Pro X sind zwei Geräte, die nicht gerade mit Lob überschüttet wurden. Und trotzdem habe ich mir ausgerechnet die beiden für einen Vergleich ausgesucht, denn: Ich brauche ein neues Tablet.

Vier Jahre hat es gehalten, mein treues Pixel C von Google. Seit der Akku aber weniger lange hält, als ein Regal Dosenravioli zu Coronazeiten, ist klar, ein Nachfolger muss her. Da Google das Tablet-Business faktisch eingestellt hat, muss ich mich anderweitig umsehen. Die üblichen Verdächtigen wie Galaxy Tab, Mediapad oder auch iPad überzeugen mich nicht: Zu kantig, unförmig oder unflexibel. Dabei habe ich eigentlich gar keine so besonderen Ansprüche:

Wieso ausgerechnet Pixel Slate und Surface Pro X?

Sowohl das Slate wie auch das Pro X sind keine typischen Tablets und doch ist genau das mein Hauptanspruch. Beide sind mir eigentlich zu gross, aber das könnte ihre Flexibilität wieder wett machen. Ausserdem gehören sie zu den wenigen Geräte, die nicht 16:10 oder gar 16:9 sind, was ich bei Tablets und Laptops unerträglich finde.

Hier also meine Wahl

Surface Pro X
Display: 13 Zoll, 2880 x 1920 Pixel
CPU/GPU: Microsoft SQ1 und Adreno 685
Speicher: 256 GB
RAM: 16 GB
Anschlüsse: 2 x USB-C, Nano-Sim, Surface-Connect
Masse: 287 x 208 x 7.3 mm
Gewicht: 774 g

Pixel Slate

Display: 12.3 Zoll, 3000 x 2000 Pixel
CPU/GPU: 8th Gen Intel Core m3
Speicher: 64 GB
RAM: 8 GB
Anschlüsse: 2 x USB-C
Masse: 291 x 202 x 7 mm
Gewicht: 731 gg

Was taugen sie als Tablet?

Das Pixel Slate und das Surface Pro X besitzen fast die gleichen Masse. Auch das Gewicht ist ohne Tastatur bei beiden ähnlich und erstaunlich leicht für diese Grösse. Das Surface besitzt das knapp ein Zoll grössere Display. Dafür hat das Slate die leicht höhere Auflösung, was sich in der Benutzung nicht bemerkbar macht.

Was mich am Surface stört, ist die viel zu langsame Screen Rotation und der nicht ganz flüssig wirkende Wechsel von Apps über den Tab Manager. Die Animationen auf dem Chromebook sind sauberer, obwohl das Surface sonst in Sachen Performance die Nase vorn hat. Aber auch Microsofts Tablet ruckelt hie und da oder mal poppt die Tastatur erst auf, wenn du das entsprechende Icon drückst.

Generell wirken beide Geräte nicht perfekt optimiert.

Punkt Slate

Medienkonsum

Besser sieht es mit Filmen und Serien aus. Die Netflix-App funktioniert gar deutlich besser und bietet sogar HDR und Dolby Atmos. Auf dem Chromebook dauert es ohne VPN ewigs, bis die App fertig geladen hat. Irgendwo ist dort der Wurm drin. Dafür machen HBO und Disney+ keine Schwierigkeiten. Dort wiederum muss ich beim Surface auf die Webapps ausweichen, was aber auch ganz ordentlich funktioniert.

Punkt Slate

Stifteingabe

Auf dem Surface Pro X ist die Stifteingabe ein Traum. Nicht nur lässt sich der Stift elegant in der Tastatur verstauen, er liegt besser in der Hand und hat durch den klickbaren Knopf auch praktische Shortcut-Funktionen. Sobald du damit in Onenote oder irgendeiner Zeichnungsapp arbeitest, wird dir erst recht der Unterschied klar. Da liegen Welten zwischen Microsoft und Google. Der Surface Pen ist ein Traum.

Punkt Surface

Produktivität

Ein Nachteil ist nach wie vor die mangelnde Unterstützung von 64-bit-Programmen. Ich kann nicht mal das E-Banking-Programm der Migros Bank benutzen. Positiv ist wiederum die Unterstützung von Windows Hello, sprich Face Unlock. Das funktioniert mit dem entsprechenden Plugin sogar bei meiner Passwort-App Keepass.

Auch die Onscreen-Tastatur ist beim Surface besser. Die wirkt zwar anfangs wie für Senioren gemacht, aber mit den grossen Tasten tippt es sich tatsächlich deutlich schneller.

Auch mit dem Chromebook lässt sich gut arbeiten, allerdings ist die dazugehörige Tastatur einiges schlechter. Zum einen sind die runden Tasten zu klein, sodass ich weniger schnell tippen kann, zum anderen ist sie noch wackeliger als die des Surface. Und weil das Slate keinen Ständer hat, muss diesen Job die Tastatur übernehmen. Das macht sie klobig und unhandlich.

Beim Surfen nehmen sich beide Geräte nicht viel. Am Chromebook gefällt mir allerdings, dass beim Chrome-Browser die Adressleiste automatisch verschwindet, wenn du scrollst. Das gibt mehr Platz.

Punkt Surface

Gaming

Das Chromebook kann sich dafür auf den Google Play Store verlassen, der unzählige Spiele hat, die auch auf dem Slate laufen.

Ausserdem habe ich es geschafft, Steam für Linux zu installieren. Damit kommt noch mal eine ordentliche Welle an Spielen dazu. Wirklich schnell läuft das auf meinem Intel-i3-Modell zwar nicht, aber es reicht selbst für «Besiege» mit 30 fps.

Punkt Slate

Experimentierfaktor

Schade ist dagegen, dass du auf dem Chromebook nicht so ohne Weiteres Apps sideloaden kannst, wie bei sonstigen Android-Geräten. Dafür musst du in den Entwickler-Modus wechseln und die OS Verifikation deaktivieren. Dabei wird aber dein System zurückgesetzt und Google kann die Sicherheit des Geräts nicht mehr gewährleisten. Für meine Zwecke ist das zu viel Arbeit.

Das Surface bietet weniger Spielraum. Da es ein Windows-10-Gerät ist stehen dir zwar potentiell mehr Programme zur Auswahl, die meisten werden aber wohl nie für ARM kompatibel gemacht.

Der Workaround mit den Web Apps über den Edge-Browser ist immerhin etwas.

Punkt Slate

Fazit

Das Chromebook gewinnt den Vergleich mit einem klaren 4:2. Das spiegelt auch mein persönliches Empfinden. Das Surface Pro X ist zwar zweifellos das elegantere Gerät sowohl in der Handhabung wie auch in der Anwendung, aber das Chromebook ist das bessere Tablet.

Durch die Android-Apps bietet es wesentlich mehr Flexibilität. Ausserdem bedienen sich die Apps auf dem Touchdisplay besser, als Web Apps oder normale Programme auf dem Surface. Kommt hinzu, dass mein Einsteigermodell des Slate inklusive Tastatur weniger als die Hälfte des günstigsten Surface Pro X kostet.

Wenn es allerdings um die Stifteingabe geht, dann ist das Surface der unangefochtene Champion. Die Verwendung des Stifts ist ein Traum. Beim Slate ist er hinausgeworfenes Geld.

Alles in allem, ist das Pixel Slate trotz Mängel, mein Tablet der Wahl. Sollte Microsoft allerdings dieses Jahr ein Surface Book rausbringen, das so schlank ist, wie das Pro X und ich darauf Windows-Programme installieren kann, dann würde ich sofort meinen Laptop und das Slate eintauschen und endlich den Traum von einem einzigen multifunktionalen Gerät leben.

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Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken. 


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