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Streik in Hollywood: Autorinnen und Autoren legen per sofort die Arbeit nieder
von Luca Fontana

Vor 118 Tagen traten Schauspielerinnen und Schauspieler in den Streik, um für bessere Arbeitskonditionen zu kämpfen. Seitdem liegt Hollywood lahm. Nun konnte eine vorläufige Einigung erzielt und der Streik beendet werden.
Es war der längste Streik von Schauspielerinnen und Schauspielern in Hollywoods Geschichte. Heute, nach 118 Tagen, endet er offiziell. Das teilt die Screen Actors Guild (SGA-AFTRA) offiziell via X mit:
In einem Vertrag mit einem Wert von über einer Milliarde Dollar haben wir einen Abschluss von ausserordentlicher Tragweite erzielt [...].
Damit endet ein zermürbender Kampf in Hollywood, den ursprünglich die Autorengilge (WGA) am 2. Mai begann. Als sich am 14. Juli auch die Schauspielergilde anschloss, trat ein, was Hollywood seit 1960 nicht mehr gesehen hatte: ein Doppelstreik der WGA und der SAG-AFTRA. Der Super-Gau. Über Monate hinweg wurde die Produktion neuer Kinofilme und Serien-Staffeln komplett auf Eis gelegt und etliche Kino- oder Serienstarts auf unbestimmte Zeit verschoben.
Erst Ende Oktober näherte man sich wieder an. Aber als zuletzt erneut fast täglich über eine unmittelbar bevorstehende Übereinkunft berichtet wurde, nur um erfolglos auf den nächsten Tag zu vertrösten, lagen die Nerven wieder blank. Eine Achterbahn der Gefühle. Bis das Happy End vergangene Nacht letztlich doch eintraf.
Ganz Hollywood-like.
Sowohl der Autorenschaft als auch den Schauspielenden ging es im Kernpunkt der Verhandlungen um das explodierende Wachstum der Streaming-Dienste. Denn Vergütungspakete, die fürs lineare Fernsehen entworfen wurden, greifen im Streaming-Zeitalter nicht mehr. Die Gewerkschaften forderten darum eine Überarbeitung des Gesamtarbeitsvertrags, insbesondere der Tantiemen-Verordnung.
Genau diese Forderungen sollen laut SAG-Post auf X nun erfüllt worden sein. Konkret:
Mit dem Ende des offiziellen Streiks kann die Arbeit in Hollywood wieder normal aufgenommen werden. Zwar muss die Führungsriege der Schauspielergilde erst noch den von ihrem Verhandlungskomitee empfohlenen Deal ratifizieren. Aber das scheint nur eine Formsache. Der Streik gilt bereits per sofort als beendet.
Aber wie heisst es so schön? The show must go on.
Titelfoto: Luca FontanaIch schreibe über Technik, als wäre sie Kino, und über Filme, als wären sie Realität. Zwischen Bits und Blockbustern suche ich die Geschichten, die Emotionen wecken, nicht nur Klicks. Und ja – manchmal höre ich Filmmusik lauter, als mir guttut.
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Alle anzeigenNachdem sich die Autorengilde Ende September mit Hollywoods führenden Studios auf einen neuen Gesamtarbeitsvertrag einigen konnte, schien eine rasche Lösung für die Schauspielenden ebenfalls in Sicht. Stattdessen folgten Wochen der gegenseitigen Drohungen und Vorwürfe, bis die Schauspielergilde den Verhandlungstisch zwischenzeitlich sogar ganz verliess.
Eine andere zentrale Forderung betraf den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI): Während die Autorenschaft fürchtete, dass diese ihre Schreibarbeit übernimmt, haben Schauspielende Angst um ihr digitales Abbild. Bereits heute werden mittels KI Gesichter von Stars digital kopiert oder verjüngt und teilweise sogar auf Körpern von anderen Menschen gesetzt. Mit der rasanten Entwicklung von Deep Fakes, Sprachgeneratoren und anderen KI-Werkzeugen fürchtet die SAG, dass ihre Mitglieder komplett ersetzt werden. Sie forderte darum eine adäquate Regulierung und eine faire Entschädigung, wenn Film- und Serienproduktionen das digitale Abbild ihrer Stars verwenden.
Damit atmen nicht nur Schauspielerinnen und Schauspieler auf, sondern eine ganze Unterhaltungsindustrie, die von Hollywood abhängt. CGI-Künstlerinnen und Szenenbildner zum Beispiel. Oder auch Make-up-Künstlerinnen, Tontechniker, Assistentinnen und Kulissenbauerinnen. Selbst Starbucks-Angestellte, die innerhalb der Studios Kaffee verkaufen und seit Monaten um ihre finanzielle Sicherheit bangen. Genauso wie die von der Pandemie noch immer ausgebeuteten Kinobetreiber mitsamt Belegschaft.