
Produkttest
Chrome OS - So Bitzli Linux
von Dominik Bärlocher
Vor wenigen Minuten ist die Microsoft-Pressekonferenz zu Ende gegangen. Nebst Seitenhieben auf Apple verspricht der Hersteller, das Klassenzimmer zu digitalisieren und stellt ein neues Gerät vor: das Surface Laptop.
Während Monaten hat die Gerüchteküche gebrodelt. Welche Geräte wird Microsoft vorstellen? Was werden sie können? Kommt der Macbook-Killer? Jetzt herrscht Gewissheit in allen Fragen, ausser der letzten. Denn ob Microsoft mit seinen Surface-Produkten es schafft, dem Macbook den Rang abzulaufen entscheidet nicht die Technologie oder das Design, sondern die Kunden. Daher kann ich dir nur sagen, was am Microsoft-Event gesagt wurde.
Um 15.30 Uhr Zürich-Zeit steht Satya Nadella, CEO von Microsoft, vor ein kleines Publikum und die Webcams. Er erzählt aus seiner Jugend in Indien, bringt eine Anekdote über seinen Grossvater und seinen Grossonkel: Weil es die wirtschaftliche Situation nicht anders erlaubt hatte, ging nur einer der beiden zur Schule. Daraus leitet er die Stossrichtung seines Unternehmens ab. Es gehe Microsoft darum, dass die Gesellschaft sich im Wandel befinde. Technologische Möglichkeiten bestimmten nicht nur das wirtschaftliche Geschick einer Gesellschaft, sondern auch das Bildungswesen. Dort will Microsoft ansetzen, mit Kreativität und der sogenannten «Demokratisierung der Bildungsmöglichkeiten».
Schüler müssen auf die digitale Zukunft vorbereitet werden. Die sogenannten STEM-Felder müssen schon früher in den Lehrplan eingebracht werden, STEM, also «Science, Technology, Engineering, and Mathematics», müsse breiter gemacht werden und für alle zugänglich sein, ungeachtet des wirtschaftlichen Hintergrunds des Schülers oder allfälliger Lernschwierigkeiten wie Legasthenie.
Gerade für Legastheniker hat Microsoft ein Lernsystem geschaffen, das es mit einfachen Mitteln erlaubt, den Prozess des Lesenlernens zu vereinfachen und zu personalisieren. Auf dem Bildschirm werden die Worte vom Computer kontrastreich hervorgehoben und nach Silben getrennt. So können Legastheniker – laut den legasthenischen Kindern im eingespielten Clip – auch «grosse Wörter» begreifen und so auf alternativem Weg zum Lesespass finden.
Terry Myerson, Executive Vice President of the Windows and Devices Group, übernimmt. Er erzählt, wie er von diesen Kindern inspiriert sei. Das Unternehmen setze im Kindergarten an und begleite die Schüler in ihrer ganzen Schulkarriere, denn «Technologie ist die erste Sprache, die Kinder erlernen». Windows sei da die erste Wahl, weil da so viel eingesteckt werden kann. Zweifelsohne ein Seitenhieb auf Apple und die systematische Abschaffung von Anschlüssen sowohl am iPhone wie auch am MacBook Pro.
Er stellt eine neue Windowsversion vor. Windows 10 S, vergleichbar mit Chrome OS. «Es ist die Seele von Windows», sagt er. Denn das Operating System ist eine heruntergestrippte Version des grossen Bruders Windows 10. Es gleicht dem grossen Bruder aufs Haar und bis auf wenige Details. Ein neues Standard-Desktop-Bild ist die grösste optische Neuerung. Damit ein gewisser Grad an Sicherheit eingehalten werden kann, laufen nur Apps aus dem Windows Store auf dem Gerät. Es gibt eine Möglichkeit, Apps von Drittquellen zu installieren. Microsoft Office wird in den Store integriert. Ferner werden offene Schnittstellen wie Arduino in den Store aufgenommen. So sollen auch Peripheriegeräte, die Lehrer individuell verwenden können, unterstützt werden.
Erfunden von Markus Persson alias Notch hat Minecraft die Herzen der Gamer im Sturm erobert. Das Open-World-Spiel, in dem alles aus Würfeln gebaut werden kann, von einem Haus bis hin zur Harry-Potter-Schule Hogwarts oder einer voll funktionsfähigen Marsbasis. Diese Ideen werden von Deirdre Quarnstrom, Senior Director XBox, und ihrem Team aufgegriffen. Das Resultat: Minecraft Education Edition.
Im spielerischen Würfelumfeld soll Schülern das Programmieren nähergebracht werden. Die Engine unterstützt Tynker, eine legoartige Programmiersuite, die es den Schülern erlaubt, Code in Blöcken zusammenzusetzen. Fortgeschrittene User können auch eine JavaScript-Konsole benutzen.
Panos Panay, Corporate Vice President of Devices bei Microsoft, erzählt lange, bis er endlich zum Punkt kommt. Immer öfter erwähnt er, dass Kunden des Surface Pro nach mehr Rechenleistung verlangen. Es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis er endlich die Worte sagt: «This is the Surface Laptop.»
Das in den Gerüchten als «London» bekannte Gerät hat schon bei der ersten Erwähnung grosses Interesse gefunden. Es soll vollständig cloudbasiert sein. Eine Art Chromebook also? Also ultraleichtes OS, das nichts anderes tut, als einen Browser zu starten?
Die Zielgruppe ist klar: Lifestyle-Bewusste und, aggressiv ausgedrückt, Macbook-Nutzer. Denn Beobachtern Microsofts ist schon seit einer Weile klar: Das Unternehmen will nicht länger als «die Uncoolen» gelten. Wo Apple schon seit einer gefühlten Ewigkeit auf Design setzt, hat Microsoft bisher nur auf das Betriebssystem Windows gesetzt, nicht aber auf eigene Geräte. Mit der Surface-Serie hat sich das geändert. Auf einmal kommen Microsoft-Geräte nicht nur funktional daher, sondern können auch gut aussehen. Das in den Gerüchten als «London» bezeichnete Gerät, offiziell schlicht Surface Laptop genannt, ist der jüngste Schritt in diese Richtung.
Das Design erfindet das Rad zwar nicht neu, ein simples Clamshell Design, doch die Ausführung macht einiges wett. Das Gerät verfügt über einige wenige Anschlüsse. Wo Apple mit seinem jüngsten Macbook Pro für Ärger gesorgt hatte, indem der Konzern alle Anschlüsse bis auf ein paar USB C-Type Plugs abgeschafft hat, bietet «London» mit einem USB-3.0-Port, einem Display Port Connector, einem Kopfhöreranschluss und einem Surface Dock Connector alle Anschlussmöglichkeiten, die es zumindest theoretisch einem Nutzer erlauben, voll produktiv zu sein.
Das Surface Laptop hat einen Touchscreen, was die besten Features eines Tablets und eines Laptops vereint. Die Tastatur ist mit Alcantara-Stoff überzogen, wie die bisherigen Surface Two-in-Ones. Panos Panay sagt, dass das Gerät sich warm und sanft anfühlen soll.
Panos Panay drückt einer MacBook-Userin das neue Gerät in die Hand. Es wird in rot, silber, grauschwarz und blau erhältlich sein. Das Bildschirmseitenverhältnis ist 3:2, was eines sehr deutlich aussagt: Keine oder nur ganz, ganz dünne Ränder. Dies gibt dem 13.5”-Laptop eine Bildschirmnutzfläche eines handelsüblichen 14”-Laptops. Das Gerät wird mit der ganzen Surface-Peripherie kompatibel sein.
Dem ganzen «letzten Windows» etwas in die Quere kommt das neue Betriebssystem Windows 10 S. Als Windows 10 noch neu war, hat Microsoft-Mitarbeiter Jerry Nixon gesagt, dass Win 10 «das letzte Windows» sein wird. Stimmt fast. Denn obwohl Windows 10 S den Namen der letzten Windows-Version trägt, ist es doch eine ganz andere Baustelle. Es laufen darauf nur Universal Windows Platform (UWP) Apps. Das heisst, dass nur Apps aus dem Windows App Store darauf laufen werden, ähnlich dem Modell von Apple. Der Vorteil der Apps ist, dass sie sowohl in einem Desktop-Umfeld wie auch auf dem Windows-eigenen Betriebssystem für Smartphones laufen, ohne neu geschrieben werden zu müssen.
Das Surface Laptop hat die SSD-Festplatte fest auf dem Mainboard verbaut. Dies soll, nebst der rohen Systemleistung der i7- oder i5-Prozessoren, für besondere Langlebigkeit und wochenlange Standby-Zeit sowie schnelle Login- und Bootsequenzen sorgen. Panos Panay behauptet, dass das Surface Laptop schneller als das aktuelle MacBook Pro sei.
Das «London» kann aber auf Windows 10 upgegradet werden und so zum voll funktionsfähigen Laptop werden. Dank diesem Setup und dem tiefen Preis für die Einsteigermodelle, der immer wieder zwischen den Zeilen angetönt wird, ist das Gerät auch für Schulen attraktiv.
Leider wurde uns soeben von Microsoft mitgeteilt, dass zur Zeit nur das Surface Laptop nur in der Farbvariante Platinum erhältlich sein wird. Sobald wir wissen, ob wir auch die anderen Farben anbieten werden können, lassen wir euch das natürlich wissen.
Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.