Kuriositätenkabinett der CES 2023

Alle Jahre wieder präsentieren Tech-Firmen an der CES in Las Vegas ihre originellsten Innovationen. Diese sechs fand ich gleichermassen bizarr und beeindruckend.

Der Live-Streaming-Backofen

Beim Thema «originelle Produkte an der CES» dauert es meist keine zehn Sekunden, bis der Name Samsung fällt. Dazu gehören Bildschirme mit absurden Dimensionen – letztes Jahr der Odyssey Ark, dieses Jahr der Odyssey Neo G9. Genauso skurril sind einige von Samsungs neuen Küchengeräten. Sie geben «Verbrauchern noch mehr Möglichkeiten, sich in ihrer Küche auszudrücken», heisst es in der Samsung-Medienmitteilung. Zu diesen Möglichkeiten gehört ein viertüriger Kühlschrank mit eingebautem 32-Zoll-Monitor, der ausserhalb von Korea nur in den USA erscheint.

Noch besser ausdrücken kannst du deine Persönlichkeit mit dem Bespoke AI Oven, den es auch in Europa gibt. Mit einer eingebauten Kamera erkennt der Backofen, ob das Gericht verbrannt ist – weil du das niemals selbst sehen oder riechen würdest. Dies geschieht, wie könnte es anders sein, mittels künstlicher Intelligenz. Da eh schon eine Kamera drin ist, kannst du auch gleich ein Zeitraffervideo erstellen oder – laut theverge.com – einen Livestream auf Social Media einrichten.

Der Urin-Tracker

Der Einsatzort des Withings U-Scan ist die eigene WC-Schüssel. «Gadget erkennt Nutzer am Urinstrahl» titelt heise.de, und ein Leser fragt, ob man das Ding zur Zwei-Faktor-Authentifizierung verwenden könne. Ernsthaft: Das Gerät soll Privatpersonen ermöglichen, Biomarker selber im Urin zu messen. Etwa Hormone zur Vorhersage des Menstruationszyklus. Diese nicht ganz unsensiblen persönlichen Daten landen via Cloud auf einer Smartphone-App, wie bei Withings üblich. Kann man machen, muss man aber nicht.

Withings ist keineswegs das einzige Unternehmen, das sich der Urinuntersuchung verschrieben hat. An der CES waren auch Lösungen von Yellosis, Vivoo und Olive zu sehen.

Der echte kabellose TV

Wenn alles stimmt, was das Start-up Displace TV verspricht, dann ist das keine Kuriosität, sondern eine Revolution. Der gleichnamige Fernseher lässt sich mit zwei riesigen Saugnäpfen auf der Rückseite an jede halbwegs glatte Fläche heften. Die umständliche Wandmontage entfällt. Noch besser: Das Gerät kommt ohne Kabel aus. Nicht bloss ohne HDMI-Kabel, auch ohne Stromkabel. Im Displace TV sind mehrere Akkus verbaut, die sich während des Betriebs herausziehen und auswechseln lassen. Die Akkus sollen einen Monat lang halten, wenn der TV jeden Tag sechs Stunden läuft. Trotz der riesigen Akkus wiegt der 55-Zöller nur 9 Kilogramm. Er setzt auf OLED-Technologie und kostet etwa 3000 Dollar. Es handelt sich um einen Prototypen, für den zu Beginn nur 100 Bestellungen angenommen werden. Für mich klingt das alles zu gut, um wahr zu sein. Warten wir es ab.

Der Augenbrauen-Tätowierer

L’Oreal hat an der CES ein Gerät namens Brow Magic gezeigt. Es soll dir selbstständig die perfekten Augenbrauen zeichnen. Zuerst scannst du mit einer App dein Gesicht und wählst in einer Vorschau einen bestimmten Look aus. Danach fährst du mit dem Gerät über die Stirn. Das war’s. Die Technologie funktioniert ähnlich wie bei temporären Tattoos.

Rein in die Tretmühle

Die Angst vor einer Stromknappheit hat im vergangenen Jahr seltsame Blüten getrieben. Dazu passt der Acer eKinekt BD 3, ein Home-Trainer mit integriertem Schreibtisch. Die Idee dahinter: Während der geistigen Arbeit wird auch körperliche geleistet und diese in Strom umgewandelt. Durch das Velofahren an Ort und Stelle mit 60 Umdrehungen pro Minute erzeugt das Gerät, respektive seine sportliche Benutzerin, 75 Watt.

Das Pult und damit die Lenkergriffe sind verschiebbar – je nachdem, ob du sportlich nach vorne lehnst oder aufrecht am Notebook tippst. Rezyklierter Kunststoff, ein Getränkehalter, USB-A und USB-C-Anschlüsse, dazu eine Smartphone-App – Acer hat an alles gedacht. Nur nicht daran, dass niemand so arbeiten will. Wenn überhaupt, werden die Leute dieses Produkt wohl für etwas anderes nutzen: Netflix-Serien gucken, ohne sich faul und nutzlos vorzukommen.

Wie auch immer: Das Produkt soll ab Sommer 2023 für ungefähr einen Tausender erhältlich sein.

Das Touch-Chamäleon

Schon an der letztjährigen CES hat BMW ein Konzeptauto gezeigt, das sein Äusseres ändern kann. Ähnlich wie bei E-Book-Reader kommt eine E-Ink-Technologie zum Einsatz. Letztes Jahr war das Auto noch monochrom, dieses Jahr wurde es zum bunten Chamäleon.

Das Konzeptfahrzeug BMW i Vision Dee ist auch im Innern eher ungewöhnlich ausgestattet. Die Frontscheibe ist ein «zentrales Bedienelement». Sie ersetzt sämtliche Touch Screens und zeigt Inhalte für eine Augmented-Reality-Welt an. Oder auch eine komplett virtuelle Welt. Auf physische Bedienelemente – also Knöpfe – verzichtet BMW komplett. Das sieht wunderschön aus, ist aber wohl ähnlich praktisch wie Touch Screens in der Küche.