Hintergrund

Klick, Klack, Enter: Ich baue meine erste Tastatur zusammen

Ich wünsche mir beim Tippen meiner Texte schon länger etwas mehr Akustik und das Gefühl, die Tasten richtig runterzudrücken zu können. Als mein Mac-Keyboard dann auch noch anfängt zu quietschen, habe ich keine Lust mehr. Ich tausche sie gegen eine mechanische Tastatur – selbstgemacht.

Ich stehe auf individuell und bunt. Nach dem ganzen Gequietsche will ich ein angenehmes Klick-Klack. Nicht zu laut. Zudem will ich nicht zu viel Kraft zum Tippen aufwenden. Kann ich das überhaupt beeinflussen?

Ganz schön viele Ansprüche ohne Know-how. Ich weiss aber, an wen ich mich wenden kann: Keycap Kevin, unser interner Tastatur-Missionar, kann mir weiterhelfen.

Mein Vorhaben ist Musik in Kevins Ohren. Endlich eine neue Jüngerin. Er bringe mir zum Testen eine taktile und eine lineare Tastatur mit, meint er. Irgendwas hänge jeweils von den Switches ab, ich müsse aber schauen wegen der Layouts, weil es weniger Keycaps für ISO gibt und … Ich verstehe erstmal gar nichts.

Was und wie ich es gerne hätte

Also lese ich mich ein und mache mich schlau, was ich alles für mein Custom-Keyboard benötige. Für meine Einkaufsliste spicke ich in Kevins Artikel. Ich brauche ein Gehäuse, ein PCB, eine Deckplatte, Switches, Keycaps und ein Kabel. Wofür ich alle Teile benötige, habe ich für meine weitere Arbeit zusammengefasst.

Meine Liste:

Gehäuse

Als ich Kevins Tastaturen in die Hand bekomme, fällt mir als Erstes das Gewicht auf. Das Gehäuse kann neben Kunststoff auch aus Aluminium bestehen. Oder aus Holz. Ich selbst möchte etwas, das handlich und leicht ist. So kann ich die Tastatur mit ins Büro nehmen.

PCB

Switches

Keycaps

Für die Keycaps habe ich am längsten gebraucht bei der Auswahl. Mit fröhlicher Naivität habe ich mich natürlich rein auf das Aussehen fokussiert. Möglichst bunt sollen sie sein. Ein Einhorn muss draufgekotzt haben. Das Übliche. Ich werde aber eines Besseren belehrt: Kunststoffart und Qualität geben auch hier wortwörtlich den Ton an. Und ich möchte wirklich nur eine einzige Tastatur zu Hause haben – dafür eine perfekte. Also muss alles stimmen.

Damit ist das Puzzle komplett. Nun geht es ans Zusammenbauen. Neben der hilfreichen Auskunft von Kevin habe ich dafür noch eine zweite, äusserst relevante Ressource: Youtube. Dort bekomme ich Schritt-für-Schritt-Anleitungen zu allen Bauphasen meiner Tastatur.

Fett viel Arbeit: Das Keyboard-Tuning

Da das «Luben» (einschmieren) der Stabilisatoren so ziemlich der wichtigste Punkt zu sein scheint, widme ich mich dem als Erstes. Dabei halte ich mich an diese Video-Anleitung.

Dass mir allerdings das eine oder andere Werkzeug fehlt, merke ich bereits bei diesem Schritt. Für das Auftragen des Schmiermittels innerhalb der Stabilisatoren benötige ich eine Einwegspritze mit genug breiter Tülle. Drei Apothekerinnen und einen Baubedarfmitarbeiter habe ich mit meinem Wunsch nach so einer Spritze verwirrt. Aber ich bin in der letzten Apotheke fündig geworden.

Tatsächlich lohnt sich der Aufwand und ich überwinde mich, alle Switches zu bearbeiten. Dabei erkenne ich den meditativen Charakter dieses Arbeitsschrittes. Ich habe das Luben der Switches damit in meine Kaffee-Morgenroutine integriert. Im Nachhinein vermisse ich es fast ein bisschen …

Ich mache mich ans Zusammensetzen der Teile. Ein weiteres Video zeigt mir, welche Teile wohin kommen. Das ist wesentlich einfacher als herumzurätseln, wenn man es noch nie gemacht hat.

Kurz vor dem Aufstecken meiner Keycaps denke ich mir, dass dies der einfachste und spassigste Teil wird. Spassig? Yep. Einfach? Naja. Ich habe mir die Schwierigkeiten selbst aufgebrummt, weil ich möglichst nah ans Schweizer Tastaturlayout kommen möchte. Da stimmen leider nicht alle angebotenen Keycaps überein.

Es gibt aber ein paar lustige Abbildungen mit Getränken, Katzenköpfen und sogar einem Steak. Deshalb werde ich kreativ und setzte die alkoholischen Getränke beispielsweise als Ersatz für das Dollarzeichen und das Steak für mein nicht vorhandenes Ausrufezeichen ein. Weil jede Reihe der Keycaps meines Sets eine andere Höhe und Neigung hat, muss ich doppelt gut überlegen. Am Ende bin ich zufrieden.

Der glorreiche Tippmoment ist gekommen

Aufgeregt schliesse ich die Tastatur an meinen Mac an und hoffe das Beste. Und siehe da: Mein Custom-Keyboard beginnt fröhlich vor sich hin zu leuchten.

Den RGB-Modus kann ich erst ändern, als ich mithilfe des Programms VIA eine Taste zur Fn-Taste umfunktioniert. Mit der Tastenkombination Fn-W kann ich dann die gewünschte Beleuchtung einstellen. Das ist der letzte Schritt, den ich für meine selber zusammengebaute Tastatur erledigen muss.

Tipp-tipp, hurra!

Kurz gefasst: Die Arbeit hat sich gelohnt. Die Akustik meiner neuen Tastatur gefällt mir unheimlich gut. Die bunten Tasten und die Beleuchtung untermalen mein Arbeiten und ich habe richtig Freude daran, diesen Text damit fertigzustellen. Zudem ist es ein absolutes Glücksgefühl, etwas selbst zusammengebaut zu haben.

Der beste Punkt ist die Tatsache, wieder etwas Neues gelernt zu haben. Mich hat es auf jeden Fall bereichert, auch wenn ich wahrscheinlich etwas «Space» vor der nächsten Custom-Tastatur brauche.

Titelfoto: Michelle Brändle

64 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Seit ich einen Stift halten kann, kritzel ich die Welt bunt. Dank iPad kommt auch die digitale Kunst nicht zu kurz. Daher teste ich am liebsten Tablets – für die Grafik und normale. Will ich meine Kreativität mit leichtem Gepäck ausleben, schnappe ich mir die neuesten Smartphones und knippse drauf los. 


Computing
Folge Themen und erhalte Updates zu deinen Interessen

Hintergrund

Interessantes aus der Welt der Produkte, Blicke hinter die Kulissen von Herstellern und Portraits von interessanten Menschen.

Alle anzeigen

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

  • Hintergrund

    Wieso ich 800 Franken für eine Tastatur ausgegeben habe – und es wieder tun würde

    von Kevin Hofer

  • Hintergrund

    Keyboard Facelifting: Meine neue, alte DIY-Tastatur

    von Kevin Hofer

  • Hintergrund

    Darum solltest du deine Switches luben

    von Kevin Hofer