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KI-Boom: Open AI und Nvidias 100-Milliarden-US-Dollar-Plan erfordert Energie von zehn Kernreaktoren

Kevin Hofer
23.9.2025

Die Ankündigung von Open AI und Nvidia klingt wahnsinnig: 100 Milliarden US-Dollar für eine KI-Infrastruktur, die so viel Strom verbraucht wie zehn Atomkraftwerke. Elektrizität wird definitiv zur wertvollsten Ressource der Tech-Branche.

Sam Altman und Jensen Huang haben eine strategische Partnerschaft angekündigt, die selbst für Tech-Industrie-Verhältnisse gigantisch ist. 10 Gigawatt soll die geplante KI-Infrastruktur leisten – das entspricht dem Strombedarf von mehreren Grossstädten. Nvidia-CEO Huang bringt es auf den Punkt: «Das ist ein Riesenprojekt.»

Krasse Dimensionen

Die Zahlen sind atemberaubend: Die 10 Gigawatt entsprechen zwischen 4 und 5 Millionen Grafikprozessoren – Nvidias gesamte GPU-Auslieferungen für dieses Jahr. Während wir uns noch an Gaming-PCs mit 1000-Watt-Netzteilen gewöhnen, plant OpenAI eine Infrastruktur mit 10 000 000 000 Watt. Sie würde auch bestehende Rechenzentren in den Schatten stellen: Die beziehen zwischen 50 und 100 Megawatt, also hundertmal weniger.

Die Tech-Konzerne werden wegen KI zu Stromfressern. Sie jagen nach Gigawatt-Kapazitäten und schliessen Verträge mit Atomkraftwerken ab. Microsoft reaktivierte bereits einen Reaktor und auch Amazon investiert in Atomkraft.

Nvidia bezahlt sich selbst

Nvidia schätzt, dass ein Gigawatt Rechenzentrumskapazität zwischen 50 und 60 Milliarden US-Dollar kostet, davon 35 Milliarden für Nvidia-Hardware. Es dürfte also nicht bei den 100 Millionen-US-Dollar bleiben. Bei zehn Gigawatt sind mit Gesamtinvestitionen von über 500 Milliarden US-Dollar zu rechnen. Zum Vergleich: Das Schweizer Bruttoinlandprodukt betrug 2021 rund 800 Milliarden US-Dollar.

Besonders pikant ist die Finanzierung: Nvidia investiert 100 Milliarden US-Dollar in Open AI, die das Geld wieder für Nvidia-Hardware ausgeben. Es ist, als würde der Grafikkartenhersteller PC-Händler finanzieren, die dann ausschliesslich seine Produkte kaufen. Nvidia zementiert so sein Quasi-Monopol bei KI-Beschleunigern.

Strom als neuer Flaschenhals

Doch selbst mit unbegrenztem Budget stossen die KI-Giganten an physische Grenzen: Strom ist ein begrenztes Gut, Kraftwerke werden nicht im Nullkommanichts hochgezogen. Es zeichnet sich also der nächste Flaschenhals ab: Elektrizität. In einer Welt, in der KI-Infrastrukturen den Strombedarf ganzer Länder erreichen, wird Energie zur strategischen Ressource.

Die erste Gigawatt-Stufe soll 2026 online gehen – mit Nvidias Vera-Rubin-Plattform. In der KI-Ära wird man sich künftig wohl nicht mehr die Frage stellen «Wie viele KI-Beschleuniger benötigen wir?», sondern: «Wie viele Atomkraftwerke brauchen wir?»

Titelbild: TonyV3112

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Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.


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