Hintergrund

GeForce Now mit RTX-5080-Leistung im Hands-on

An der Gamescom demonstrierte Nvidia eine neue Version seines Cloud-Gamings. Es bietet mehr Leistung, die zum Teil mit DLSS und Frame Generation erreicht wird. Mit «Install to play» werden zudem mehr Spiele verfügbar.

Nvidia hat das bislang grösste Upgrade seines Cloud-Gaming-Dienstes GeForce Now angekündigt. Ab September erhalten Ultimate-Abos Zugriff auf Server mit Leistung auf dem Niveau einer RTX 5080. Ich habe den neuen Cloud-Gaming-Dienst an der Gamescom ausprobiert.

Laut Nvidia sollen mit den neuen Servern bis zu 2,8-fach höhere Bildraten im Vergleich zur bisherigen RTX-4080-Hardware möglich sein. Das Kleingedruckte: Diese Zahl kommt unter anderem zustande, weil GeForce Now mit RTX 5080 neu DLSS4-Upscaling und Multi Frame Generation (MFG) unterstützt. Ich habe nachgefragt, wie viel höher die pure Rasterization-Leistung ist. Die Antwort eines Nvidia-Vertreters: «zwischen 15 und 40 Prozent, je nach Game.»

GeForce Now unterstützt nun auch mehr Peripherie, wie etwa Logitech Lenkräder.
GeForce Now unterstützt nun auch mehr Peripherie, wie etwa Logitech Lenkräder.

Die Sache mit der Latenz

Frame Generation kommt mit den gleichen Nachteilen wie auf einem lokalen PC. Erstens können die KI-generierten Frames zu visuellen Artefakten wie Ghosting führen. Zweitens bringt MFG eine gewisse Latenz mit sich. Letzteres ist bei Cloud-Gaming besonders problematisch, da sich dieser Lag mit jenem des Streamings kumuliert.

Nvidia behauptet, Partnerschaften mit Netzbetreibern und andere Optimierungen würden die zusätzliche Verzögerung durch MFG zumindest zum Teil kompensieren. Für schnelle Games gibt es ausserdem einen neuen «Competitive Mode» mit 360 Hertz. Damit sind Gesamtlatenzen von unter 30 Millisekunden möglich – allerdings nur in 1080p und ohne DLSS oder Frame Generation.

Was bedeutet das alles in der Praxis? Bei meinen 45 Minuten Hands-on sind mir drei Dinge aufgefallen:

  1. Das Verhältnis zwischen Grafikqualität und Bilder pro Sekunde (FPS) ist gegenüber GeForce Now mit RTX 4080 definitiv besser. Wie viel davon aufs Konto von DLSS und MFG geht, liess sich in Nvidias Demo nicht abschätzen. So oder so ist das Endresultat eine bessere Performance.
  2. Multi Frame Generation steigert den Input-Lag. Eine genaue Messung war nicht möglich. In meinem Gefühl war die Latenz bei MFG 2× noch akzeptabel. Besonders in Rollenspielen, wo nicht jede Millisekunde zählt. MFG 4× überschritt jedoch auch in «Black Myth: Wukong» klar meine Schmerzgrenze.
  3. Die Latenz des bisherige GeForce Now mit RTX 4080 ohne KI-Zauberei würde ich etwa bei der neuen Version mit aktiviertem DLSS, aber ohne Framegen einordnen. RTX5080-Streaming mit MFG 4× hat deutlich mehr Lag als die alte Version des Cloud-Gaming – trotz Server-Optimierungen.
  4. Der neue Competitive Mode fühlt sich für mich als nicht-E-Sportler so reaktionsschnell an wie ein lokaler PC. Nvidias Messgerät zeigt eine Latenz von bloss 23 Millisekunden an. Grafisch wenig anspruchsvolle Shooter wie «Overwatch 2» erreichen in 1080p problemlos die vollen 360 FPS.
Im neuen Competitive Mode erreicht GeForce Now sehr kurze Latenzzeiten, allerdings nur in 1080p.
Im neuen Competitive Mode erreicht GeForce Now sehr kurze Latenzzeiten, allerdings nur in 1080p.

«Cinematic Quality» und «Install to Play»

Neben der gesteigerten Rechenleistung bringt Nvidia weitere Neuerungen: Der Modus «Cinematic Quality Streaming» (CQS) verspricht eine Bildqualität, die sich an lokalen Gaming-PCs orientiert. Technisch umgesetzt wird dies durch YUV-4:4:4-Chroma, HDR10-Unterstützung, AV1-Codec und einen KI-basierten Video-Filter. Die maximale Streaming-Bandbreite steigt auf 100 Megabit pro Sekunde. Zudem werden nun 5K-Auflösung mit bis zu 120 FPS, 1440p mit 240 FPS und eben 1080p mit bis zu 360 FPS unterstützt.

CQS soll unter anderem für weniger matschige Texturen in den Schatten sorgen. Das ist auf diesem Vergleichsbild kaum erkennbar. Live sehe ich den Unterschied, er ist aber subtil.
CQS soll unter anderem für weniger matschige Texturen in den Schatten sorgen. Das ist auf diesem Vergleichsbild kaum erkennbar. Live sehe ich den Unterschied, er ist aber subtil.
Quelle: Nvidia

Neu ist auch «Install to Play». Das Feature erlaubt es, Spiele direkt aus der eigenen Steam-Bibliothek temporär auf den Cloud-Server zu installieren – sofern der Publisher dies erlaubt. Damit verdoppelt sich laut Nvidia das Angebot an Games auf einen Schlag.

Über 2200 Games sind zum Start von «Install to Play» über Steam verfügbar.
Über 2200 Games sind zum Start von «Install to Play» über Steam verfügbar.
Quelle: Nvidia

Ein Haken an der Sache: Nach der Session wird das Spiel gelöscht und du musst es beim nächsten Mal neu installieren. Das geht zwar zügiger, als wenn du ein Game auf deinen lokalen PC lädst – bei grossen Games kann es aber trotzdem mal 15 Minuten dauern. Wenigstens bleiben Spielstände und Einstellungen in deinem Steam-Profil gespeichert. Gegen einen Aufpreis gibt es «persistent storage», also dauerhaften Speicher. 200 GB kosten monatlich 2,99 Euro, 500 GB 4,99 Euro und 1 TB 7,99 Euro.

Apropos Preis: Der bleibt mit 21,99 Euro pro Monat für das Ultimate-Abo unverändert. Genau wie das Zeitlimit von 100 Stunden pro Monat. Gelegenheitsspieler dürften dieses kaum je erreichen, für Vielspieler kommt GeForce Now weiterhin kaum in Frage. Sobald die RTX-5080-Server im September an den Start gehen, werde ich sie ausführlich testen.

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Mein Fingerabdruck verändert sich regelmässig so stark, dass mein MacBook ihn nicht mehr erkennt. Der Grund: Wenn ich nicht gerade vor einem Bildschirm oder hinter einer Kamera hänge, dann an meinen Fingerspitzen in einer Felswand.


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