Produkttest

Jonsplus i100 Pro Mini-ITX: Nicht wirklich mini, aber gelungen

Kevin Hofer
17.2.2021

Jonsplus ist die Premium-Marke vom chinesischen Gehäuse-Hersteller Jonsbo. Mit dem i100 Pro kommt ein modulares Mini-ITX-Gehäuse, das auf Airflow ausgelegt ist. Es besticht durch seine Verarbeitung und ein durchdachtes Kühlkonzept.

Kürzlich habe ich das V8 von Jonsbo reviewt. Mein Fazit: Sieht aus wie auf Airflow ausgelegt, hat aber ein Airflow-Defizit.

Mit der Schwestermarke Jonsplus und dem i100 Pro gebe ich dem Hersteller eine zweite Chance. Auf dem Papier wirkt das Konzept durchdacht. Der Titel «Mini» passt jedoch nicht: Mit knapp 26 Litern Fassungsvermögen – oder 435x194x307 Millimetern – ist das Gehäuse für Mini-ITX-Verhältnisse eher gross. Dafür bietet es ausreichend Platz und besticht durch seine Modularität.

Das Gehäuse ist in silbern oder schwarz erhältlich und mit Seitenpanelen aus gehärtetem Glas oder Aluminium. Ich teste die silberne Version mit Seitenpanelen aus gehärtetem Glas.

Das bietet das Gehäuse

Das i100 Pro lässt sich entweder im Zwei- – eine fürs Mainboard und eine für die GPU – oder Ein-Kammer-System betreiben. Beim Zwei-Kammer-Layout wird die GPU vertikal eingesetzt und es empfiehlt sich eine AIO, da der CPU-Kühler auf 77 Millimeter Höhe beschränkt ist. Die weiteren Dimensionen der anderen Komponenten:

  • Maximale Grösse der GPU: 373x160x62 Millimeter
  • Radiator oben: 360/280/240/120 (maximale Dicke von Lüfter/Radiator: 55mm)
  • Anzahl Lüfter: 6x 120 Millimeter oder 4x 140 Millimeter (zwei oben, zwei unten)
  • Support für ATX- und SFX-Netzteile
  • Bis zu zwei 2,5 oder einem 3,5 Zoll-Laufwerk
  • Maximale Grösse der GPU: 373x160x62 Millimeter
  • Radiator oben: 360/280/240/120 (maximale Dicke von Lüfter/Radiator: 55mm)
  • Anzahl Lüfter: 3x 120 Millimeter oder 2x 140 Millimeter (zwei oben, zwei unten)
  • Support für ATX- und SFX-Netzteile
  • Bis zu zwei 2,5 oder einem 3,5 Zoll-Laufwerk

Der Airflow des Gehäuses ist bei beiden Layouts vertikal ausgerichtet. Frische Luft kommt von unten und heisse wird oben abgeführt. Damit unten auch genug frische Luft angesogen werden kann, legt Jonsbo dem i100 Pro in der Höhe erweiterbare Füsse bei. So steht das Gehäuse entweder 14,5 oder 20,5 Millimeter über der Tischplatte.

Damit möglichst kein Staub eindringt, verfügt das Gehäuse oben und unten über Staubfilter. Die Seiten-Panels sind aus gehärtetem Glas. Bei den Anschlüssen stehen vorne ein USB-Typ-C-3.1-Gen2-, ein USB-Typ-A-3.0- und je ein Klinkenanschluss für Mikrofon und Kopfhörer zur Verfügung.

Die Bauerfahrung im Zwei-Kammer-Layout

Die Verarbeitungsqualität des Gehäuses ist sehr gut: Keine scharfen Ecken und Kanten, an denen ich mich schneiden könnte. Die Löcher sind sauber ausgestanzt und jedes Gewinde einwandfrei. Hier gibt es nichts zu monieren.

Das Gehäuse kommt standardmässig im Zwei-Kammer-Layout mit vertikaler Grafikkartenausrichtung. Ich montiere mein Testsystem deshalb zuerst in dieser Konfiguration.

Das ist gut

Das ist weniger gut

Etwas umständlich sind die vielen Schrauben. Um etwa ein Seiten-Panel zu entfernen, muss ich zunächst das Top-Panel entfernen. Dazu ziehe ich hinten ein Textilband nach oben. Danach muss ich zwei Schrauben am Seiten-Panel mit dem Schraubendreher lösen. Beim zweiten Seiten-Panel sind es dann nochmals zwei Schrauben. Dann lässt sich die Front nach oben herausziehen.

Das ist nervig

Als sehr mühsam empfinde ich die Montage des Netzteils. Dieses lässt sich auf der Seite des Mainboards an einer Halterung in drei Höhen verstellen, sodass AIO oben und Lüfter unten Platz haben. Das ist an sich sehr gut. An dieser Halterung hat es jedoch wiederum zwei Halterungen: an jener oben wird das Netzteil festgeschraubt und jene unten dient als Kabelblende. Die zwei Halterungen muss ich einzelnen lösen, das Netzteil anschrauben und wieder befestigen.

Durch die Löcher in der Halterung kann ich zwar die Kabel ziehen, habe ich aber eines falsch gezogen, muss ich die Halterungen erneut lösen, die Kabel richtig führen und danach die Halterung wieder anschrauben. Das Ganze ist gut gemeint, da so Kabelmanagement möglich ist und sich das Gehäuse umbauen lässt, aber es ist ein langwieriger Prozess.

Die Bauerfahrung im Ein-Kammer-Layout

Um das Gehäuse vom Zwei- ins Ein-Kammer-Layout umzubauen, muss ich zunächst die Mainboard-Halterung lösen. Danach tausche ich die Rückseite aus und schraube die Mainboard-Halterung weiter ins Gehäuse versetzt wieder ein. Dieser Prozess dauert etwa zehn Minuten und geht leicht von der Hand.

Die Bauerfahrung mit horizontaler Grafikkarte ist ähnlich wie jene mit vertikaler Karte. Damit die Grafikkarte unterhalb der Netzteilhalterung Platz hat, muss ich diese etwas nach oben verlegen. Bei der Verwendung einer AIO ist oben also etwas weniger Platz vorhanden.

Die Temperaturen

Um den Airflow zu testen, unterziehe ich die verbauten Komponenten im Gehäuse den Stresstests HeavyLoad – für die CPU – und FurMark – für die GPU. Folgende Komponenten verbaue ich im Gehäuse:

Ich mache die Tests mit den hohen Füssen. Jonsplus liefert standardmässig keine Lüfter mit. Da ich die Tests immer im Stock-Zustand mache, ist mit mehr Lüftern ein deutlich besseres Resultat zu erwarten. Das hat auch mein Mod beim Fractal Era gezeigt.

Die CPU erreicht bei beiden Layouts erst nach 12 Minuten ihr thermisches Limit von 95° Celsius. Das ist für ein Mini-ITX-Gehäuse mit dem NH-L9a-Lüfter von Noctua ein gutes Ergebnis. Im Ein-Kammer-Layout ist die Temperatur der GPU mit 74° Celsius im Bereich des Normalen. Solche Temperaturen hatte ich auch bei anderen Gehäusen. Bei Mainboard, Chipset und SSD sind die Temperaturen ebenfalls in Ordnung.

Fazit: Mehr Lüfter und gut ist

Im Grossen und Ganzen ist das i100 Pro von Jonsplus gelungen. Einzige grössere Kritikpunkte für mich sind, dass es keine Lüfter zum Gehäuse gibt und es für ein Mini-ITX-Gehäuse mit 26 Litern Fassungsvermögen eher gross ist.

Zurzeit fehlen die Angaben des Lieferanten zum Preis des Jonsplus i100 Pro. Ich gehe davon aus, dass das Gehäuse zwischen 180 und 250 Franken kosten wird. Am unteren Ende dieses Spektrums fände ich den Preis mehr als fair für ein Gehäuse in dieser Verarbeitungsqualität. 250 Franken wären dann eher zu viel.

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Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.


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