Produkttest

Jabees Firefly Pro: Kann ein günstiger True-Wireless-Kopfhörer gut klingen?

Livia Gamper
3.3.2020

Günstige True-Wireless-Kopfhörer klingen selten gut. Ich gebe dem Firefly Pro von Jabees trotzdem eine Chance und teste die Ohrhörer im Alltag.

Von der Marke Jabees habe ich, bevor ich für diesen Test angefragt wurde, noch nie gehört. Die Marke stammt aus Hongkong, die Mutterfirma ist schon im Jahr 2004 gegründet worden. Digitec hat die Marke vor Kurzem ins Sortiment genommen.

Jabees hat sich der Produktion von günstigen, aber guten kabellosen Musiklösungen verschrieben. Der Jabees Firefly Pro ist das neueste Flaggschiff des Herstellers.

Jabees Firefly Pro (6 h, Kabellos)
Kopfhörer
CHF96.90

Jabees Firefly Pro

6 h, Kabellos

Der Firefly Pro hat kein aktives Noise Cancelling. Er hat aber einen Transparentmodus. Der macht das Gegenteil von Noise Cancelling: Die Ohrhörer lassen Umgebungsgeräusche durch.

Nebst dem Transparenzmodus kriegst du eine halbe Disco mitgeliefert: Immer, wenn das Case geöffnet wird, blinken die beiden Hörer zuerst rot, dann weiss – oder in beiden Farben, wenn sie nach einer Verbindung suchen.

Dieses Geblinke verwirrt mich. Denn teilweise blinkt ein Hörer rot oder ein Hörer weiss, während der andere Hörer gar nichts macht. Ein Muster kann ich dabei nicht erkennen. Ich versteh das nicht.

In der mitgelieferten Gebrauchsanweisung steht geschrieben, dass wenn die Ohrhörer rot und weiss blinken, sie bereit fürs Pairing sind. Aha. Aber bei mir haben sie entweder rot oder weiss geblinkt, nie rot und weiss. Koppeln kann ich aber dennoch beide problemlos. Das soll mal einer verstehen. Wenn du dich nicht vom Geblinke ablenken lässt, geht das Pairing aber einfach und schnell.

Die Kopfhörer lassen sich auch beide einzeln nutzen. Den Hörer, den du nicht gebrauchen willst, kannst du am Hörer selbst ausschalten.

Die zweifach schmerzhafte Steuerung

Eigentlich wäre die Steuerung an den Fireflys ziemlich toll: Mit einem Multifunktionsknopf an den Hörern lässt sich unter anderem die Lautstärke anpassen – das können nur wenige True-Wireless-Ohrhörer. Ebenfalls kannst du zum nächsten oder vorherigen Song wechseln, Pause drücken, Anrufe entgegennehmen oder den Google Assistant aufrufen. Die Bedienung funktioniert auch mit dünnen Handschuhen. Super.

Es gibt ein Aber. Ein ziemlich grosses sogar. Die physischen Knöpfe sind Mist.

Sie müssen nämlich ziemlich fest gedrückt werden – bei In-Ear-Kopfhörer empfinde ich das als unangenehm. Nach dreimal Drücken – das musst du zum Beispiel, wenn du den Transparentmodus ein- oder ausschalten willst – habe ich das Gefühl, dass die Kopfhörer mein Trommelfell durchdrungen haben und im Gehirn stecken.

Dass der Kopfhörer so tief im Ohr sitzt, ist hier ein Nachteil
Dass der Kopfhörer so tief im Ohr sitzt, ist hier ein Nachteil

Es kommt noch schlimmer: Jedes Mal, wenn der Kopfhörer einen Steuerungsbefehl entgegennimmt, piepst er. Du hast die Teiler also schon viel zu Tief im Gehörgang, und dann piepsen sie so laut, dass es dich umhaut. Die Pieps-Lautstärke lässt sich im Gegensatz zur Musik nicht einstellen – der Tinnitus ist vorprogrammiert.

Ich nutze die Kopfhörersteuerung deshalb so selten wie möglich. Immerhin: Wenn du Einstellungen am Handy vornimmst, piepsen die Teiler nicht.

Gross und dick

Die Firefly Pros sind recht gross und im Vergleich zu anderen In-Ear-Kopfhörer dick. Das merke ich in den Ohren: Die Fireflys drücken mir auf die Ohrknorpel, beziehungsweise den Tragus. Bei kürzerem Tragen ist das aber kein Problem.

Die Fireflys sind IPX5 zertifiziert; das heisst, sie sind gegen Strahlwasser geschützt. Joggen in Starkregen ist so kein Problem. Damit schneiden sie besser ab als die viel teureren Airpods Pro oder die Sony WF-1000XM3. Die Airpods sind IPX4 zertifiziert, die Sonys gar nicht. Die Firefly Pros sind aus Plastik gefertigt und haben über der Steuerung einen Gummiüberzug. Damit fühlen sie sich etwas billig an.

Das Case, in dem die Fireflys kommen, ist hingegen gut verarbeitet und macht nicht den Eindruck, als würde gleich das Scharnier abbrechen oder sonst alles auseinanderfallen. Am Case sind vorne zwei Lämpchen. Das Linke zeigt farblich an, wie viel Akku noch drin ist. Rot heisst, der Saft ist bald draussen. Leuchtet es gelb, hast du noch 25 bis 75 Prozent. Grün leuchtet’s, wenn 75 bis 100 Prozent Akku drin sind. Das rechte Lämpchen leuchtet rot, sobald du das Case ladest. Beim Laden leuchtet das linke Lämpchen türkis – du weisst also während des Ladens nicht, wie viel des Cases nun schon geladen ist.

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    von Livia Gamper

Sound – gefällt mir nicht

Auf der Verpackung der Firefly Pros steht: Engineered for Delightful Sound – dem muss ich leider widersprechen. Der Sound gefällt mir gar nicht. Damit bestätigt sich meine Erfahrung mit günstigen Kopfhörern. Ich mag Kopfhörer, die warm und voll klingen und die schön abgestimmt sind.

Der Firefly pro ist ziemlich das Gegenteil davon. Fairerweise muss aber auch gesagt werden, dass der Kopfhörer wirklich günstig ist und deshalb nicht mit einem Sennheiser-Klang verglichen werden kann.

Der Klang des Firefly Pros ist sehr v-förmig gestaltet. Der Bass ist mir stets zu stark vertreten, dadurch gehen die Mitten unter. Und bei vielen Stücken klingt der Gesang für mich seltsam weit entfernt.

Die Höhen klirren mir zu fest und bei vielen Stücken klingen sie zischelnd. Die Tiefen finde ich zu dünn, der Subbass geht mir nicht genug weit runter, sondern klingt irgendwie recht blechig. Dazu kommt noch, dass ich öfters das Gefühl habe, dass der rechte Hörer lauter ist als der Linke – mit der Zeit nervt mich das immer mehr.

Ein weiteres Problem ist, dass ich beim Gehen meine Schritte höre. Das hatte ich vorher noch nie bei einem Ohrhörer. Ich habe es dann mit den kleineren Tips, die Jabees mitliefert, versucht. Das war etwas besser. Jedoch hatte ich dann das nächste Problem: Der Ohrhörer dichtete nicht mehr genug ab und mir fiel es manchmal plötzlich aus dem Ohr.

Der Transparenzmodus oder das grosse Rauschen

Willst du den Firefly Pro im Transparenzmodus nutzen, kannst du das nur am Hörer selbst einstellen. Eine App gibt’s zum Firefly nur zu Update-Zwecken. Am Hörer musst du für den durchlässigen Modus dreimal nacheinander schnell drücken. Das ist nicht ganz einfach zu bewerkstelligen, geht aber mit der Zeit.

Stimmen tönen mit dem Transparenzmodus etwas blechern und eher weit entfernt. Eine SBB-Durchsage verstehe ich am Perron kaum, weil die Stimme zu fest mit den anderen Geräuschen verschwimmt. Und wenn jemand hustet oder ein Lastwagen vorbeifährt, quittiert das der Firefly Pro mit Rauschen. Wenn es gerade nicht rauscht, hörst du Geräusche aber gut durch.

Ich habe den Transparenzmodus auch mal beim Velofahren ausprobiert. Dort ist er leider überhaupt nicht zu gebrauchen – der Fahrtwind rauscht so fest in meinen Ohren, dass ich überhaupt nichts von meiner Umgebung höre, geschweige denn Musik. Und ich bin eine langsame, Grosi-Stil-mässige Velofahrerin. Bei anderen Kopfhörern war es sonst nie so schlimm.

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Die Verbindung: gut

Die Firefly Pros unterstützen nebst dem Standard-Bluetooth-Codec den AAC Codec, was iOS-Geräten zugutekommt. Die meisten neueren Android-Geräte lassen sich aber auch auf AAC Codec umstellen.

Wenn ich die Ohrhörer aus dem Case nehme, verbinden sie sich meistens schnell und von selbst mit meinem Xiaomi-Handy. Selten muss ich sie manuell pairen. Es kam dabei manchmal vor, dass sich nur einer der beiden Hörer verbindete und der andere tot blieb. Dann muss der andere Hörer ein paar Mal an- und abgestellt werden, dann war wieder alles beim Alten und die Verbindung stand zuverlässig.

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Wenn du die Fireflys mal nicht im Case versorgst, schalten sie sich automatisch nach etwa fünf Minuten ab. Willst du sie dann wieder benutzen, kannst du sie einfach an den Hörern wieder einschalten und sie verbinden sich von selbst neu – bei anderen Kopfhörern hatte ich in diesem Fall immer Probleme mit meinen Xiaomi-Handy.

Laut Jabees haben die Kopfhörer eine Laufzeit von sechs Stunden, und das Case eine zusätzliche Laufzeit von 18 Stunden. Das kam bei mir etwa hin, ich habe die Jabees nicht viel laden müssen und stand nur ein Mal mit einem leeren Akku da. Im Vergleich zu anderen Ohrhörern ist die Akkulaufzeit der Firefly Pros gut, vor allem für den niedrigen Preis.

Das Case lässt sich auch drahtlos aufladen. Ansonsten wird mit einem USB-Typ-C-Kabel geladen.

Telefonierqualität: Bei mir super, bei allen anderen nicht

Die Firefly Pros haben an den Seiten kleine Mikrofone verbaut, die deine Stimme fürs Telefonieren aufnehmen. Die Mikrofone sind dieselben, die auch die Umgebungsgeräusche für den Transparenzmodus aufnehmen. Sie sind dementsprechend nach aussen ausgerichtet. Das merken meine Kollegen beim Telefonieren: Sie hören mich kaum. Ich muss wie eine Irre schreien, damit sie mich halbwegs verstehen. Zudem haben sich alle beschwert, dass meine Stimme sehr fest hallt. Kommen noch Umgebungsgeräusche hinzu, verstehen sie mich gar nicht mehr.

Ich hingegen höre meine Kollegen super, ihre Stimmen kommen bei mir sehr klar rüber. Nur hilft das nicht.

Fazit: Auch für den Preis schwierig

Die Fireflys haben einige Mängel – sie sind aber auch sehr günstig. Dennoch: Um dir die Kopfhörer guten Gewissens empfehlen zu können, muss ich mindestens ein Auge zudrücken.

Am meisten nervt mich an den Ohrhörern, dass der Sound nicht gut ist und das Piepsen der Steuerung, das sich nicht ausschalten lässt. Bei längerem Benutzen würde es mich wohl in den Wahnsinn treiben. Wenn Jabees hier Änderungen vornehmte, könnte das viel ändern.

So sehe ich die Firefly Pros höchsten als Zweitkopfhörer fürs Fitness. Dort ist guter Sound nicht erstrangig. Und mit der langen Akkulaufzeit und der IP-Zertifizierung sind sie dafür gut geeignet.

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Experimentieren und Neues entdecken gehört zu meinen Leidenschaften. Manchmal läuft dabei etwas nicht wie es soll und im schlimmsten Fall geht etwas kaputt. Ansonsten bin ich seriensüchtig und kann deshalb nicht mehr auf Netflix verzichten. Im Sommer findet man mich aber draussen an der Sonne – am See oder an einem Musikfestival. 


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