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iPhone 11 Pro Max Teardown: Von innen schöner als aussen

Warum hat das iPhone 11 Pro Max einen doppelten Camera Bump? Ein Teardown bringt zwar keine direkte Antwort, aber eine Vermutung: Apple schafft sich da Platz für das iPhone 12.

Das Apple iPhone 11 hat vor allem durch einen Design-Entscheid für Diskussionen gesorgt: Der Double Camera Bump. Auf der Rückseite ist eine Erhebung, in der die Kameras eingelassen sind. Das ist bei praktisch jedem Smartphone so. Denn der sogenannte Camera Bump macht es Nutzern einfacher, das Phone aufzuheben und verhindert, dass du versehentlich mit den Fingern auf den Linsen rumpfotest.

Schön. Simpel. Komplexes einfach gemacht. Das sind die Prinzipien, denen Ive folgt. Apple trägt dem auch nach Ives Weggang im November 2019 Rechnung. Denn die Ideen sind zu gut, zu effizient und – nachdem alle Radien gezeichnet und alle Farbpaletten definiert sind – zu finanziell erfolgreich.

Warum also so etwas Hässliches wie der Double Camera Bump des iPhone 11? Der Teardown soll Antworten bringen. Am Ende aber steht eine Frage im Haus und eine Vermutung: Apple plant in der unmittelbaren Zukunft Grosses mit der Kamera.

Der Weg in die Maschine I: Bewunderung für zwei Schrauben

Der Weg in die Maschine II: Das verkehrte Buch

Damit du ins Innere eines iPhones vordringen kannst, brauchst du einen Heissluftföhn und eine dünne, aber stumpfe Klinge. Hierzu einige Warnungen:

Sobald du das iPhone mit dem Heissluftföhn aus einer Entfernung von etwa 20cm etwa eine halbe Minute lang beföhnt hast, kannst du einen Saugnapf auf den Screen aufdrücken, mit den Fingern die Ränder des Phones greifen – vorsicht heiss – und das Gerät etwas auseinanderziehen. Mit Vorsicht, aber. Du wirst schnell sehen, wo und ob sich das Display von der Backplate lösen lässt. Wenn sich nichts tut, einfach mehr Heissluft.

Wenn du dann die obere, die untere und die linke Seite aufgetrennt hast, kannst du das iPhone einfach aufklappen.

Die Schönheit der Technologie

Es bietet sich ein Anblick, der mich das iPhone einfach nur lieben lässt. Der Technologie-Fan in mir hat ein Hoch. So schön verbaut wie das iPhone ist kein anderes Phone, dessen Innereien ich bisher gesehen habe. Es ist von innen definitiv schöner als von aussen.

Der Grossteil des Innenlebens wird vom Akku bestimmt. Apple hat im laufenden Jahr nicht gespart, hat das iPhone sogar etwas dicker gemacht als im Vorjahr. War das iPhone XS Max 7.7mm dick, ist das iPhone 11 Pro Max 8.1mm dick. Den Platz hat sich Apple unter anderem mit Akkuleistung zu Nutze gemacht.

Am oberen und unteren Rand sind die Mikrofon- und Lautsprecher-Arrays verbaut. Dazu die Apple Taptic Engine, der Vibrationsmotor des iPhones.

Fast schon unbedeutend an der Seite dann das eigentliche iPhone. Das Bauteil, in dem alles auf deinem Phone zusammenläuft: Das Mainboard. Auf ihm sind sogenannte Lego Connectors, die die Komponenten per Kabel mit dem Mainboard verbinden. Hier zeigt sich, wie knapp der Platz ist. Lego Connectors sind geschichtet, also da ist ein Connector unter dem anderen. Aber auch hier: Meisterhaft gelöst.

Der Frust mit den Schrauben

Wenn du das iPhone reparieren willst, empfehle ich dir daher dringend, die gelösten Schrauben irgendwie so aufzubewahren, dass du nachvollziehen kannst, wo du sie herausgedreht hast. Sonst bist du am Ende dann recht in der Misere. Im Namen des Right to Repair wäre es hier nett, wenn Apple sich auf einen Typ Schraubenzieher festlegen würde, denn dann wäre die Reparatur eines iPhones um einiges einfacher.

Die Wanne in der Wanne

Es wird jetzt aber spannend. Nachdem die Selfie Cam entfernt ist, habe ich freien Zugang auf das Kamerasystem mit dem Double Camera Bump. Schon bei der Demontage fällt mir eines auf. Da ist ein recht klobiger Rahmen im ersten Camera Bump verbaut.

Dieser will so recht nicht ins ganze Design des iPhones passen. Er ist klobig, wirkt alles andere als gewollt und erschreckend grobschlächtig. Bisher war das iPhone ein Meisterwerk der Filigranität und des gewollten Designs. Und jetzt dieses Metallding. Warum? Wäre das nicht, dann könnte das iPhone nicht nur leichter sein, sondern auch schlanker. Apple hätte sich den Platz sparen können.

Ausser Apple will den Platz nicht einsparen. Denn Apple macht nichts zufällig.

Die Vermutung: Platz für die Zukunft

Was also in den vorigen Raum packen?

Daher ist es locker denkbar, dass bereits in der frühen Entwicklung des iPhone 11 klar war, oder sogar vorher, wie das iPhone 12 aussehen wird. Im selben Gedankengang wäre es möglich, dass das iPhone 11 sich den Design-Ideen des iPhone 12 hat beugen müssen und der zweite Camera Bump aktuell noch keinen Nutzen hat, da der Platz erst im Verlauf des Jahres relevant wird.

Apple könnte jetzt also diese beiden Systeme und noch ein drittes, dessen Patent nicht neu ist, in ein iPhone 12 verbauen. Doch Patente sind so eine Sache: Nur weil sie eingegeben sind, heisst das nicht, dass sie tatsächlich dereinst Realität werden. Aber Patente geben an, in welchen Forschungsbereichen Apple gerade Ressourcen investiert.

Kombiniert mit dem hässlichen Metallstück im Innern des iPhone 11 Pro Max kann der Skizze der Apple'schen Zukunft noch ein paar Striche hinzugefügt werden.

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Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.


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