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Intel Core i9-10900K: Der Letzte seiner Art

Kevin Hofer
20.5.2020

Ab heute kannst du dir einen Intel-Comet-Lake-S-Prozessor kaufen. Das Lineup wird vom i9-10900K angeführt. Der Chip ist zweifelsohne der beste zurzeit erhältliche Prozessor fürs Gamen – dafür musst du jedoch tief in die Tasche greifen.

Der Chip im Detail

Das Flaggschiff Core i9-10900K hat 10 Kerne und 20 Threads. Der Prozessor ist «Unlocked», was bedeutet, dass sein Multiplikator nicht gesperrt ist. Er eignet sich also zum Übertakten.

Gefertigt wird er in der 14-nm-Technologie, die auf Intels Skylake-Architektur basiert. Bezüglich Befehlen pro Takt (IPC) oder CPU-Eigenschaften gibt es keine grösseren Änderungen. Auf dem Papier unterstützt der i9-10900K Speicher bis zu DDR4-2933. Bereits frühere Generationen liefen jedoch mit schnellerem Speicher.

Der 10900K verfügt über drei Boost-Geschwindigkeiten: die normale Turbo-Boost-Geschwindigkeit von 5.1 GHz, die Turbo-Boost-3.0-Geschwindigkeit von 5.2 GHz und der Intel Thermal Velocity Boost Turbo von 5.3 GHz. Diese Geschwindigkeiten erreicht die CPU je nach Funktionen und abhängig von der Temperatur. Die Spitzengeschwindigkeit von 5.3 GHz steht nur bei Temperaturen unter 70 °C zur Verfügung.

Die All-Core-Turbos listet Intel bei 4.8 GHz und 4.9 GHz mit Thermal Velocity Boost. Die TDP beträgt 125 W. Realistischerweise wird der 10900K bei einer 4.8 GHz All-Core-Frequenz weit mehr Leistung verbrauchen. Hier gleich eine Anmerkung: Da ich zurzeit keine verlässliche Möglichkeit habe den Stromverbrauch der CPU zu messen, mache ich auch keine Angaben dazu. Lieber keine Daten, als solche, die nicht stimmen.

Der i9-10900K kostet zum Release knapp 600 Franken. Der Vorgänger i9-9900K kostete bei seinem Release Ende 2018 gleich viel. Der 10900K konkurriert von den Kernen und Specs her mit dem Ryzen 9 3900X. Dieser kostet zurzeit 137 Franken weniger.

Der Vorgänger 9900K stiess bei der Wärmeabgabe an seine Grenzen. Deshalb hat Intel beim Core i9-10900K ein paar Optimierungen vorgenommen. Der Chip selbst ist dünner und das Wärmeverteilblech – auch IHS (Integrated Heat Spreader) – dicker. So soll die Wärmeübertragung besser sein. Intel nennt das «Thin Die STIM». Der Heat Spreader ist immer noch gelötet.

Bei integrierten Grafik handelt es sich um die Intel UHD-Grafik 630, die bereits beim Vorgänger verbaut war.

Neuer Sockel

Der 10900K erfordert den Sockel LGA 1200. Damit die Chips der 10. Generation laufen, brauchst du ein neues Mainboard. Ältere Mainboards sind nicht kompatibel. Die Mainboards laufen mit dem Z490-, B460- oder H410-Chipsätzen.

Was bieten diese Boards? Abgesehen von Dingen, die von Hersteller zu Hersteller und Board zu Board unterschiedlich sind – wie VRM, Konnektivität und so weiter –, unterscheidet sich Z490 nicht sehr von Z390. 2.5-Gb-Ethernet-Lösungen sind häufiger, da Intel das mit ihrem Foxville-Chip offiziell unterstützt, ebenso wie Wi-Fi 6.

Test-Setup und -Methodologie

Folgende Komponenten verwende ich für das Review:

Im BIOS aktiviere ich XMP. Sonst lasse ich alles auf Standard – ausser unter dem Zwischentitel «Overclocking». Treiber verwende ich die von MSI und Intel gelieferten und Windows 10 läuft in der Version 1909.

Bei der Test-Methodologie orientiere ich mich an unseren Grafikkarten-Reviews. Die Methodologie habe ich seit deren Einführung jedoch überarbeitet. Deshalb hier als Überblick die verschiedenen Benchmarks:

Alle Benchmarks mache ich drei Mal und nehme das beste Ergebnis.

Overclocking und Cinebench R20

Da ich die Tests Corona-bedingt zuhause durchführe, beschränke ich mich beim Overclocking auf den Noctua-Kühler. Mir ist bewusst, dass ich dadurch keine effektiven Aussagen zum Overclocking-Potenzial machen kann, dennoch kann ich nach den Tests sagen: Viel Luft nach oben hast du bei Luftkühlung nicht. Bei mir war mit 5 GHz auf allen Kernen Schluss.

Als Referenz führe ich den Cinebench R20 Benchmark durch. Bei Stock-Einstellungen erreicht der i9-10900K einen Single Core Score von 514 und einen Multi Core Score von 6235. Dabei wird der Prozessor bis zu 73° Celsius warm. Zum Vergleich: Der Ryzen 9 3900X erreicht einen Single Core Score von 504 und einen Multi Core Score von 7177 bei zwei Kernen mehr. Dabei wird der Konkurrent mit derselben Kühlung nur 67° Celsius warm.

Bei 5 GHz, also 200 MHz mehr als mit Turbo, auf allen zehn Kernen ist für mich mit dem Noctua-Kühler das Ende der Fahnenstange erreicht: 93° Celsius messe ich mit HWiNFO64. Damit erreiche ich einen Score von 6408.

Falls du den i9-10900K übertakten möchtest, brauchst du eine gute Kühlung. Eine potente AIO oder Custom-Wasserkühlung sind Pflicht. Aber auch ohne das Teil zu übertakten, musst du für genügend Kühlleistung in deinem System sorgen. Ein Premium-Luftkühler ist das Minimum.

CPU-Z

Da mir ausser dem Ryzen 9 3900X Vergleichsdaten fehlen, lasse ich den i9-10900K gegen den Vorgänger ohne integrierte Grafik i9-9900KF im Benchmark von CPU-Z antreten. Hier leistet der 10900K acht Prozent mehr als der Vorgänger im Single Core und dank den zwei Kernen mehr rund 35 Prozent mehr im Multi Core. Im Vergleich zum Ryzen 3900X mit 12 Kernen leistet der 10 Kerner i9-10900K 13 Prozent weniger.

7-Zip

Im integrierten Benchmark von 7-Zip – ich wähle die Standard «Dictonary size» von 32 MB – erreicht der 10900K 86 808 Instruktionen pro Sekunde (MIPS). Der Ryzen 3900X schafft rund 23 Prozent mehr MIPS, was den zwei Kernen mehr geschuldet ist.

Blender bmw27

Für Blender-User bedeutet der i9-10900K einen riesigen Schritt. Im Vergleich zum i9-9900KF rechnet das neue Flaggschiff rund 14 Prozent schneller. Jedoch bleibt er noch sechs Prozent hinter dem Ryzen 9 3900X.

Handbrake

Auch in Handbrake bleibt der i9-10900K hinter dem 3900X. Den 88 Sekunden langen, 645 MB grossen 4K Trailer von «The Dark Knight Rises» encodiert der Intel Chip mit den «Fast 1080p30»-Voreinstellungen von Handbrake rund sechs Prozent langsamer.

Photoshop

PCMark 10

Fire Strike, Fire Strike Ultra, Time Spy und Time Spy Ultra

Der 10900K ist bis auf Time Spy Extreme immer am schnellsten. Hier scheint der Ryzen 9 3900X von den zwei Kernen mehr zu profitieren. Über alle vier Benchmarks hinweg ist der 10900K rund drei Prozent schneller als der 3900X und zweieinhalb Prozent schneller als der 9900K. Der Vergleich zum 9900K scheint gering, bedenkst du jedoch, dass der 9900K übertaktet ist und der 10900K mit Stock-Einstellungen läuft, geht das Resultat in Ordnung.

Die Games

Auffällig ist der grosse Unterschied bei «Strange Brigade». Den kann ich mir nur dadurch erklären, dass die CPU/GPU-Kombination beim 10900K besser ist. Klar ist auf jeden Fall: Beim Gaming hat Intel nach wie vor die Nase vorn. Besonders CPU-intensive Spiele wie «Civilization» profitieren vom hohen Takt des i9-10900K.

Fazit: Wer beim Gamen King sein will, bezahlt ordentlich

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Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.


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