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Huawei vs. USA: Bringt ARM Huawei zu Fall?
von Dominik Bärlocher
Huawei räumt mit zehn Gerüchten um den Handelskrieg auf, aber vergisst dabei, die Zukunft zu erwähnen. Dennoch: Endlich herrscht Klarheit um das aktuelle Line-Up.
Es herrscht globale Unsicherheit nachdem die USA in der jüngsten Runde des Handelskriegs mit China die Zusammenarbeit mit dem chinesischen Unternehmen Huawei verboten hat. Wird das Huawei P30 Pro nicht mehr upgedatet? Was ist mit WhatsApp? Und ist Honor auch betroffen? Dies, obwohl seit Beginn der Situation klar ist, dass aktuell im Handel erhältliche Geräte weiterhin Updates erhalten und nicht vom Handelskrieg betroffen sind. Alles, was in Zukunft kommt, ist noch unklar.
Huawei versucht nun damit aufzuräumen. Auf einer Website macht sich der Chinesische Konzern daran, Gerüchte zu verneinen, oder zu bestätigen.
Bereits auf dem Index der Seite bestätigt Huawei das längst Bekannte: Geräte werden weiterhin aktualisiert, die Bestseller erhalten sogar das Update auf das kommende Android Q. Dies wohl, weil die Entwicklung eines Smartphones und einer Software länger als ein paar Wochen dauert. Daher dürfte Huawei, als einer der aktiven Entwicklungspartner Googles in Punkto Android, schon früh an Android Q mitgemischt haben. Das bedeutet, dass Verträge über Upgrades, Updates und Geräteunterstützung bereits vor Monaten oder gar Jahren unterzeichnet worden sind. Diese Verträge dürfen auslaufen. Sollte die Rechtslage ändern und der Handel mit Huawei wieder erlaubt sein, dann können neue Verträge unterzeichnet werden – sofern Huawei und Google das möchten.
Spannend ist auch der erste Satz: Die Kunden stehen an erster Stelle. Das klingt zwar wie plattes Marketing, aber interne Quellen bei Huawei ausserhalb des Marketings bestätigen, dass das die neue Stossrichtung ist. «Benutzer sollen nichts merken. Die Beziehung zu den USA, das ist unsere Sache», heisst es. Aber wie die Rechtslage aktuell ist und wie sie sich entwickeln wird, dazu schweigen auch die Quellen bei Huawei.
Der Rest der Site ist kurz erklärt. Da sind zehn Gerüchte aufgelistet, mit zehn Antworten.
Die einzige wirkliche Neuigkeit in dieser Liste ist, dass es Fakten zu Microsofts Windows gibt. Bisher hielt sich Microsoft öffentlich bedeckt, selbst wenn internen Quellen zufolge schon lange klar war, dass der Softwarekonzern zu Huawei steht. Die Situation dürfte sich genau gleich wie die bei den Smartphones verhalten: Aktuelle Geräte sind dabei, die Zukunft ist noch unklar.
Bei der ganzen Berichterstattung um Huawei und Huaweis verspäteter Antwort gibt es ein Problem: Das wird wenig bringen. Die Unsicherheit wird bleiben. Selbst wenn Huawei und Medien die oben abgeackerte Liste gebetsmühlenartig wiederholen, so sind die Antworten aus China reichlich spät. Sie hätten bereits am Tage der Sanktionen kommen sollen.
Die Rechtslage, auf die Huawei die Antworten auf HuaweiAntwortet.de basiert, ist klar seit der Konzern auf die «Entity List» der USA gesetzt wurde. Dies hat aber niemanden davon abgehalten, Gerüchte in die Welt zu setzen, Panik zu schüren oder die Faktenlage zu ignorieren. Sprich: Huawei hätte schon viel früher reagieren müssen.
Ebenfalls ein Fehler in Huaweis Kommunikationsstrategie ist, dass sich der Konzern nicht über die Zukunft äussert. Denn die Botschaft Huaweis von wegen «Alles in Ordnung, kauft weiter» stimmt dann doch nur bedingt. Mit dem aktuellen Line-Up ist alles in Ordnung, ja, aber was ab September passiert, ist nach wie vor unklar. Der eine Fakt aber bleibt: Aktuell im Handel erhältliche Geräte bleiben supported. Danebst sind noch viele Fragen offen, die auch Huawei nicht beantworten kann.
Aktuell ist die Lage im Handelskrieg die Folgende:
Dass der Stand der Verhandlungen nicht tagtäglich kommuniziert werden kann oder darf, ist verständlich. Aber dann und wann wieder ein kleines Update von wegen «sieht gut aus» oder «Läck, es geht alles den Bach runter» wäre nett. Aber vielleicht kommt das mit der neuen Kommunikationsstrategie des Unternehmens, die gerade erst anläuft.
Huawei hat eine Antwortseite für die französische Schweiz online geschaltet. Sie ist auf der offiziellen Website Huaweis zu finden.
Eine Liste der Geräte, die Android Q erhalten:
Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.