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Huawei Talkband B5: Muss das Teil so dermassen hässlich sein?

Im Design betrügt sich das Huawei Talkband B5 selbst. Softwareseitig sind Schwächen vorhanden, aber generell macht das Ding einen ziemlich guten Eindruck. Dazu: Was sagt ein Uhrmacher zum grässlichen Look des Teils?

«Wie beknackt ist das denn», frage ich mich.

Zugegeben, ich bin kein Fan von Dingen am Handgelenk, abgesehen von meinem Paracord-Dings. Irgendwas zum während langweiligen Meetings dran rumfummeln brauche ich. Nach einem dieser Meetings liegt also das Huawei Talkband B5 auf meinem Tisch und die Frage steht im Raum.

Sieht auf den ersten Blick ganz normal aus, so halt Huaweis Version eines Fitbit-Trackers. Ein schwarzes, rechteckiges Display in einem mehr oder weniger fancy angehauchten Band, dazu so der künstliche Anflug von Stil mit Lederband und Goldtönen.

Huawei, hör mal her. Du wirst es nie hinkriegen, dass ein rechteckiger Amoled-Screen und Leder in der Farbe «Mocca Brown» irgendwie klassisch oder elegant erscheinen werden. Das Teil wird immer ein Fitbit bleiben.

Die Hässlichkeit erklärt

Gut, aber wenn du als Leser dir so ein Teil kaufst, dann machst du das ja nicht nur des Looks wegen. Du willst mehr als nur die Zeit und eventuell noch das Datum. Du willst Wetter, WhatsApp, Spotify und so weiter. Alles an deinem Handgelenk… und in deinem Ohr, wenn es nach Huawei geht.

Tracker werden jetzt auch 2-in-1

Eines der Hauptverkaufsargumente, die Huawei ins Feld führt und die Überhand über die Konkurrenz gewinnen will, ist die Tatsache, dass der Tracker nicht nur fürs Handgelenk ist. Nein, du kannst den Bildschirmteil aus dem Armband lösen. Dann ist da ein Ohrstöpsel und du kannst das Talkband B5 in dein Ohr stecken, als Headset oder Kopfhörer verwenden.

Warum?

Ehrlich, was hat die Designer da geritten? Das sah in den 1990er-Jahren schon scheisse aus und hat nur so halbgut funktioniert. Warum soll das jetzt cooler sein? Vor allem, wenn du wesentlich elegantere und besser klingende Alternativen haben kannst?

Trotzdem: Huawei meint, dass du wieder wie einer dieser kokaingefüllten American-Psycho-Möchtegerns rumlaufen solltest, von Business und Aktienkursen reden solltest, während du nach einem Monolog über Huey Lewis and the News mit einer Axt einem Hausgast den garaus machst.

Das Problem mit den schöneren und sozial akzeptableren, da weniger serienkillerkompatiblen, Alternativen ist, dass die XM3 deinen Puls nicht messen. Oder deine Schritte nicht zählen. Dafür siehst du nicht wie Patrick Bateman aus American Psycho aus, sondern nur wie ein leicht verwirrter Alltagsmensch, der am Bahnhof mit sich selbst redet.

Ich will meine Daten überall, kann aber nicht

Das Problem: Diese Apps sind entweder gar nicht oder nur teilweise kompatibel mit dem Talkband B5. Schritte scheinen sauber synchronisiert zu werden, denn in meiner Google-Fit-Liste kommen auch kleinere Spaziergänge rein.

Aber in der Benutzung am Handgelenk bin ich angenehm überrascht. Der Pulsmesser, dem mein Hauptinteresse gilt, funktioniert sogar richtig gut. Mein Ruhepuls scheint mit Werten in den niedrigeren 60ern so in Ordnung. Da ist zwar so der eine oder andere Ausreisser. Ich habe während dem Mittagessen sicher keinen Puls von 44. So tief fällt mein Puls allerhöchstens, wenn ich schlafe.

Die Ausreisser scheinen aber nur gegen unten zu passieren.

Talkband, ich erwarte mehr. Okay, eigentlich nicht. Eigentlich erwarte ich Ausreisser und unsauberes Recording. Das liefert das Talkband aber nicht. Die Daten sind in der Huawei Health App sauber aufgezeichnet und sind plusminus korrekt, auch im Training oder während dem Schlaf.

Das Ding mit den Notifications

Dann nerven die Notifications aber doch. Angenommen, du schickst mir eine Message über WhatsApp. Dann vibriert mein Handgelenk. Ich kann die Nachricht entweder auf dem Amoled Screen der Uhr ansehen, sofern es sich nicht um Emojis handelt. Die stellt das Talkband nicht dar.

Wenn du es so wie ich machst und dein Handgelenk vibrieren spürst, dann dein Phone in die Hand nimmst, dann sind die Notifications nach dem Lesen der Message auf dem Phone auf dem Talkband immer noch vorhanden. Dann musst du diese manuell erledigen. Hier wäre eine Art Sync mit Messaging-Diensten und nicht nur Notification Pushes vernünftig.

Und, egal was du tust, gib dem Talkband nie die Erlaubnis, Spotify-Benachrichtigungen anzuzeigen.

Der Quatsch mit dem Headset

Am Handgelenk vermag das Talkband B5 abgesehen von seiner abgrundtiefen Hässlichkeit zu überzeugen.

Dann kommt die ganze Headset-Sache. Das Konzept funktioniert einfach nicht. Da kann Huawei das noch so probieren, aber das Armband, das zum Headset wird, wird sich nie durchsetzen. Denn da gibt es zwei Probleme, eines davon technologisch, das andere rein optisch.

Letzteres Problem ist mal wieder Geschmackssache. Da das Teil aber eh keinen Geschmack beweist, stört sich bei Huawei wahrscheinlich keiner dran. Wenn du den Bildschirmteil als Headset verwendest, dann hast du ein urhässliches und nutzloses Teil am Handgelenk hängen.

Okay, gut, dann achtest du halt beim Telefonieren nicht auf dein Handgelenk. Denn du hast die zwei subtilen Knöpfe am Handgelenk gedrückt, die den Screen aus dem Armband poppen lassen. Dann kannst du dir den technologischen Teil ins Ohr stecken und telefonieren. Besagte subtile Knöpfe sind genau so subtil, dass sie dir gerade noch so auffallen.

Die Gesprächsqualität ist dann aber wieder überraschend gut. Ich verstehe mein Gegenüber wirklich gut und der Knopf an der Seite tut seinen Dienst verlässlich.

Warum so hässlich?

Technologisch aber vermag das hässliche Ding zu beeindrucken. Die Daten werden sauber aufgezeichnet und sind erstaunlich akkurat, auch wenn die Schnittstellen zu anderen Apps fehlen oder nur teilweise funktionieren. Für Sportler ist das Teil aber komplett wertlos, denn die dafür kritischen Daten werden nicht synchronisiert. Warum auch immer.

So. Fertig. Ich mach mal Cardio. Bah!

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Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.


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