Jan Johannsen
Produkttest

Huawei Watch Fit 4 Pro im Test: Zuverlässige Sportuhr mit langer Akkulaufzeit

Die robuste Huawei Watch Fit 4 Pro ist eine Sportuhr mit Smartwatch-Funktionen, konzentriert sich aber auf deine Fitness.

Die Huawei Watch Fit 4 Pro ist etwas robuster, leuchtet heller, hat ein besseres Sensorsystem und unterstützt mehr Sportarten als die Standard-Variante. Der Hersteller preist sie selbstbewusst als eine bessere Alternative zur Apple Watch an. Selbst wenn die Watch Fit nicht ganz so smart ist wie Apples Uhr, kann sie doch viele Sportarten tracken und gibt einen Überblick über meinen gesundheitlichen Status. Mich überzeugen vor allem das zuverlässige GPS und die lange Akkulaufzeit.

Bequemer Begleiter

Die 9,3 Millimeter dünne Huawei Watch Fit 4 Pro ist angenehm zu tragen und stört mich auch bei verschiedenen Sportarten nicht. Mit dem Armband kann ich sie fein genug justieren, dass sie fest, aber nicht einschnürend am Handgelenk sitzt.

Huawei bietet die Watch Fit 4 Pro in verschiedenen Farbvarianten und mit mehreren Armbändern an. Ich habe zum Testen die Variante mit einem Armband aus schwarzem Kunststoff – Fluoroelastomer, um genau zu sein – erhalten. Das Sportarmband mit Löchern gibt es auch in Weiß oder eine magnetische Variante aus Stoff in Grün.

Solltest du mit deinem Armband nicht mehr zufrieden sein, ist der Wechsel schnell vollzogen. Werkzeug benötigst du nicht. Einfach den kleinen Knopf auf der Rückseite der Sportuhr drücken und das Armband löst sich. Anschließend brauchst du nur das neue Armband in die Öffnung schieben und der proprietäre Anschluss von Huawei rastet ein.

Das Armband lässt sich ohne Werkzeug wechseln.
Das Armband lässt sich ohne Werkzeug wechseln.

Der Titanrahmen und das Gehäuse aus Aluminium sorgen für ein geringes Gewicht und sind gleichzeitig robust. Nach mehreren Wochen sehe ich keine Kratzer. Ich bin aber auch noch nicht beim Klettern am Felsen entlang geschrammt, aber beim Flag Football hatte die Uhr schon den einen oder anderen Kontakt mit anderen Menschen oder dem Boden. Das Saphirglas über dem Display sieht bis jetzt ebenfalls einwandfrei aus.

Das 1,82 Zoll große AMOLED-Display leuchtet mit bis zu 3000 Nits. Selbst im direkten Sonnenschein kann ich darauf alles erkennen. Die Pixeldichte von 347 PPI sorgt für eine scharfe Darstellung der Inhalte und stellt auch recht kleine Elemente gut erkennbar dar. Je nach Zifferblatt oder ausgewählter Trainingsansicht sind manche Inhalte allerdings zu klein, um sie beim kurzen Blick zu erkennen.

Beim schnellen Blick sind mir zum Beispiel die Zahlen an den Ringen zu klein.
Beim schnellen Blick sind mir zum Beispiel die Zahlen an den Ringen zu klein.

Bedienung: Die Krone brauche ich nicht

Die Bedienung der Huawei Watch Fit 4 Pro erfolgt über den Touchscreen sowie zwei Tasten und die drehbare Krone an der rechten Seite. Die Krone dient dazu, vertikal zu scrollen. Wenn ich aber sowieso schon mit dem Finger auf dem Touchscreen bin, geht es schneller, mit ihm zu scrollen, als ihn zur Krone zu bewegen. Entsprechend überflüssig ist sie für mich.

Die Tasten drücke ich oft, die Krone drehe ich dagegen fast nie.
Die Tasten drücke ich oft, die Krone drehe ich dagegen fast nie.

Die zweite Taste nutze ich dagegen häufig. Mit der oberen öffne ich die App-Übersicht oder kehre zum Zifferblatt zurück. Ist das Tracking aktiv, pausiere ich es mit ihr. Das Stoppen erfolgt dann über eine Schaltfläche auf dem Touchscreen. Mit der unteren Taste gelange ich direkt zur Auswahl der Sportarten, die ich tracken kann. Die Liste ist mit über 100 Sportarten sehr lang. Da ist es nützlich, dass meine zuletzt gewählten Sportarten als erste erscheinen.

Die zuletzt genutzten Sportarten erscheinen oben.
Die zuletzt genutzten Sportarten erscheinen oben.

Ich kann die untere Taste in den Einstellungen auch mit einer anderen Funktion belegen. Dafür stehen so ziemlich alle Gesundheitsfunktionen und Apps auf der Uhr zur Auswahl. Für zweimaliges Drücken gibt es dagegen nur eine Funktion: Die Wallet von Huawei – und die ist noch nicht so weit verbreitet wie die Google oder Apple Wallet.

Viele Apps sind vorinstalliert.
Viele Apps sind vorinstalliert.

Die Bedienoberfläche ist insgesamt logisch aufgebaut und gut verständlich. Vom Startbildschirm wische ich nach links und rechts für Widgets der verschiedenen Anwendungen. Von oben ziehe ich die Schnelleinstellungen inklusive des Menüpunkts für die ausführlichen Einstellungen herunter. Von unten ziehe ich die Benachrichtigungen heran, falls ich sie noch einmal sehen will. Die Apps kann ich mir als Sammlung der Symbole, mit und ohne Namen sowie als Liste anschauen. In beiden Fällen ist aber je nach gesuchter App etwas Scrollarbeit nötig, um sie zu finden.

Musiksteuerung am Handgelenk.
Musiksteuerung am Handgelenk.

Weitere Apps kann ich nur über die AppGallery von Huawei installieren. Die Auswahl ist dort deutlich kleiner als etwa bei WearOS von Google oder watchOS von Apple.

Sport und Gesundheit im Blick

Huawei spendiert der Uhr erstmals in der Reihe ein Barometer. Es misst den Luftdruck und kommt bei der Höhenmessung zum Einsatz. Hierfür empfehle ich dringend eine regelmäßige Kalibrierung im Freien. Ohne Kalibrierung kommen die Wetterwarnungen aus, die bei starkem Druckabfall ausgespielt werden – und die ich während des Tests nie erlebt habe.

Sensoren auf der Unterseite.
Sensoren auf der Unterseite.

Das verbaute «Sunflower GPS» bezeichnet Huawei als «unser bestes GPS». Seine Antennen richten sich auf den nächsten Satelliten aus. Von meinen aufgezeichneten Aktivitäten per Rad oder zu Fuß kann ich eine akkurate Messung der Strecken bestätigen. Für die Navigation verfügt die Watch Fit 4 Pro erstmals über Vollfarb-Karten. Diese lassen sich für eine Offline-Nutzung herunterladen und ich kann Routen – zum Beispiel von Komoot oder im GPX-, TCX- oder KML-Format – importieren. Außerdem kann die 4 Pro jetzt auch bei Wassersportarten die Route tracken und anzeigen. Das ging vorher nur bei Festlandaktivitäten.

Die Watch Fit 4 Pro kann über mehr als 100 Sportarten tracken. Durch das Barometer sind zum Beispiel Aktivitäten hinzugekommen, bei denen die Höhenangaben von Interesse sind. Huawei zufolge ist sie vom Umfang her mit den Premiumsportarten Freitauchen, Golf, Trailrunning auf einer Höhe mit der Watch GT5-Serie. Beim Laufen bietet sie zudem eine Laufstilanalyse und darauf basierende Trainingsempfehlungen für eine bessere Balance der Beine. Das wirkt auf mich vernünftig, aber die Wirksamkeit lässt sich nur in wissenschaftlichen Studien belegen.

Die Trainingsdaten kann ich direkt auf der Uhr betrachten.
Die Trainingsdaten kann ich direkt auf der Uhr betrachten.

Die Huawei Watch Fit 4 Pro zählt meine Schritte und verbrannten Kalorien. Ebenso weiß sie, ob ich pro Stunde einmal aufgestanden bin und mich bewegt habe. Trainingsminuten erfasst sie ebenfalls automatisch, ich kann aber die Logik dahinter nicht nachvollziehen. Teilweise sammle ich beim Einkaufen mehr Trainingsminuten, als bei der sportlichen Radfahrt zum Training. Andere Uhren erfassen hier für mich nachvollziehbarere Aktivitätszeiträume. Zeichne ich auf der Huawei-Sportuhr dagegen bewusst eine Aktivität auf, bekomme ich die gesamte Zeit als Trainingsminuten gutgeschrieben – unabhängig davon, wie sehr ich mich wirklich angestrengt habe. Für die Schrittzählung greift die Uhr auch auf das Smartphone zurück und berechnet zum Beispiel aus Diskrepanzen, die beim Fahrradfahren entstehen, einen Mittelwert.

Für die Erfassung zahlreicher körperlicher Werte verfügt die Watch Fit 4 Pro über den TruSense-Sensor von Huawei. Der überwacht unter anderem meinen Puls und den Blutsauerstoff. Er erfasst aber auch Bewegungen und kann mit der Sportuhr ein medizinisch zertifiziertes EKG erstellen. Die «Gesundheitsüberblicke» weisen auf Trends oder Veränderungen bei bestimmten Werten hin. Über die Herzfrequenz und die Hauttemperatur versucht die Watch Fit 4 Pro eine Zyklusvorhersage.

Gesundheitsdaten im Blick.
Gesundheitsdaten im Blick.

Eine Schlafanalyse bietet die Sportuhr von Huawei ebenfalls. Über Nacht kann sie auch die Herzfrequenzvariabilität messen. Das ist ein Indikator für die Belastungsfähigkeit des Körpers. Bei den Berichten zur Schlafbewertung lese ich häufig einen vorwurfsvollen Unterton heraus. Ich habe beispielsweise lange genug geschlafen, der REM-Schlaf habe aber einen zu hohen Anteil gehabt. Schön ist auch der Zusatz: «Das ist in letzter Zeit häufiger vorgekommen.» Die Grenze zwischen sinnvollem Hinweis und nerviger Bevormundung ist schmal.

Entspannt lange Akkulaufzeit

Mit der Akkulaufzeit der Watch Fit 4 Pro bin ich sehr zufrieden. Da kann ich eine Woche in den Urlaub fahren und es ist nicht schlimm, wenn ich das Ladekabel vergesse. Zumindest, wenn ich keine Aktivitäten mit GPS tracken will. Huawei gibt eine Akkulaufzeit von sieben bis maximal zehn Tagen an.

Die Watch Fit 4 Pro kommt problemlos eine Woche ohne Nachladen aus.
Die Watch Fit 4 Pro kommt problemlos eine Woche ohne Nachladen aus.

Ich habe alle Sensoren und Protokolle aktiviert – aber das Display nicht auf Always-On gestellt. Die Watch Fit 4 Pro verbraucht in 24 Stunden dann sieben bis acht Prozent ihrer Akkukapazität. Rein rechnerisch hält sie damit sogar länger durch als die von Huawei angegebenen zehn Tage. Aktiviere ich GPS, nimmt der Energieverbrauch stark zu. In zwei Stunden verliert die Sportuhr dann etwa zehn Prozent ihrer Akkukapazität.

Geladen wird die Watch Fit 4 Pro drahtlos. Ich lege sie auf den Ladepuck mit USB-A-Stecker. Ein Netzteil gehört nicht zum Lieferumfang. In etwa 60 Minuten ist die Sportuhr voll geladen.

Gute App mit Verbesserungspotenzial

Um die Watch Fit 4 Pro in Betrieb nehmen zu können, brauche ich die «Huawei Health»-App. Sie bereitet mir die Daten der Sportuhr übersichtlich auf und bietet – teilweise nur, wenn ich für das Health+-Programm zahle – zusätzliche Inhalte wie Trainingsvideos, Coaching-Programme oder Musik an. Die App ist zwar im App Store von Apple für iOS verfügbar, unter Android muss ich sie jedoch über die App-Gallery von Huawei oder als APK-Datei herunterladen und selber installieren.

Die Startseite von Huawei Health (links) und die wenig hilfreiche Trainigsübersicht (links).
Die Startseite von Huawei Health (links) und die wenig hilfreiche Trainigsübersicht (links).

Auf der Startseite der App sehe ich die wichtigsten Daten. Dabei kann ich bestimmen, welche Kacheln überhaupt und in welcher Reihenfolge zu sehen sind. So kommen die wichtigsten nach oben. Im zweiten Reiter erscheinen meine festgehaltenen Trainings. Die Aufbereitung finde ich aber unübersichtlich. Da tippe ich lieber auf der Startseite auf die Trainingsdaten-Kachel und ignoriere den Reiter «Training».

Im «Entdecken»-Reiter befinden sich diverse Kurse und Programme, von denen die meisten nur mit einem kostenpflichtigen Abo freigeschaltet werden. Im vierten Reiter «Geräte» verwalte ich meine Sportuhr. Vom Watchface bis zu Offline-Karten oder der Temperatureinheit bei der Wettervorhersage kann ich viele Dinge auswählen. Im letzten Reiter verwalte ich mein Benutzerkonto.

Der eher nervige Entdecken-Bereich (links) und die Verwaltung der Sportuhr (rechts).
Der eher nervige Entdecken-Bereich (links) und die Verwaltung der Sportuhr (rechts).

Nervig sind die Werbeeinblendungen für «Huawei Health+». Getoppt werden sie nur noch von Anzeigen für Smartwatches von Huawei – und das, wo ich doch ein aktuelles Modell nutze.

Fazit

Eine Sportuhr kurz vor der Perfektion

Ich trage die Huawei Watch Fit 4 Pro gerne. Sie protokolliert alle mir wichtigen Daten und sogar noch mehr. Bis auf die Trainingsminuten erscheinen sie mir stimmig zu sein. Ich kann sowohl meine sportlichen Aktivitäten als auch meinen Gesundheitszustand umfangreich erfassen. Auf Wunsch fungiert sie auch als Trainer.

Die Sportuhr ist angenehm zu tragen, einfach zu bedienen und überzeugt mich mit einer sehr langen Akkulaufzeit. Das GPS arbeitet präzise und die Watch Fit 4 Pro trackt jetzt sogar Routen auf dem Wasser. Die App könnte übersichtlicher gestaltet sein und einige Smartwatch-Funktionen, wie eine Sprachsteuerung, stehen nur in Kombination mit einem Huawei-Smartphone zur Verfügung.

Falls du mit weniger Gesundheitsdaten zufrieden bist, bietet sich das Xiaomi Smart Band 9 Pro mit integriertem GPS als günstigere Alternative an.

Pro

  • lange Akkulaufzeit
  • präzises GPS
  • robuste Sportuhr
  • erhebt viele Gesundheitsdaten

Contra

  • Messung von Trainingsminuten nicht nachvollziehbar
  • App könnte übersichtlicher sein
  • volles Smartwatch-Potenzial nur mit Huawei-Smartphones
Titelbild: Jan Johannsen

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Als Grundschüler saß ich noch mit vielen Mitschülern bei einem Freund im Wohnzimmer, um auf der Super NES zu spielen. Inzwischen bekomme ich die neueste Technik direkt in die Hände und teste sie für euch. In den letzten Jahren bei Curved, Computer Bild und Netzwelt, nun bei Digitec und Galaxus. 


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