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Huawei P30 Pro: Die Perfektion einer Plattform

Das Huawei P30 Pro stampft die Konkurrenz in Grund und Boden. Das Phone ist so dermassen gut durchoptimiert, dass der Rest des Feldes zu Redaktionsschluss keine Chance hat. Der Teufel aber, wie immer, sitzt im Detail.

Die Specs klingen nach Flaggschiff-Standard, zugegeben. Aber was Huawei mit dem P30 Pro abliefert ist die Perfektion eines Systems. Das Huawei P30 Pro ist getunt, optimiert und wohl so ziemlich all das, was du aus den Specs herausholen kannst.

Kurz: Das Huawei P30 Pro ist ein Curb Stomper.

Da kann kommen, was will und das P30 Pro steckt sie alle weg. Stampft sie in den Boden. Daher ein Loblied auf ein Gerät, das auf dem Papier so okay bis gut daherkommt, in der Benutzung aber Freude macht wie kaum ein anderes.

Mein Freund, der Akku

Mein erstes Augenmerk, da ich jüngst über die Leistung des Samsung Galaxy S10+ hergezogen habe, gilt dem Akku. Das Experiment ist simpel. Am Freitagmorgen um 6 Uhr nehme ich das P30 Pro vom Strom, benutze es ganz normal wie ich halt ein Phone benutze – WhatsApp hier, Telefon da, Mails sowieso, Youtube selbstredend und so – und warte darauf, dass das P30 meint, ich müsse es aufladen.

Ich habe mich nicht ganz auf so eine lange Zeit ohne Laden eingestellt.

Nach zwei Tagen und vier Stunden dann bei 20 Prozent Akkustand die Warnung: Bitte aufladen. Das sind 52 Stunden. Nach Heavy Use. Das ist beeindruckend. Klar, ich erinnere mich noch an mein Nokia 6210, dem der Akku alle etwa fünf Tage ausgegangen ist, aber das ist etwas aus alten Zeiten, das schon fast verloren geglaubt wird. Huawei bringt das wieder zurück.

Wenn du es dann auflädst, dann empfehle ich dir den 40-Watt-Charger. Er könnte im Lieferumfang dabei sein, aber ich benutze einen separaten Charger. Keine Ahnung, ob der mitgeliefert wird. Zu Hause habe ich folgenden Charger verwendet, um mein Handy zu laden.

Das Resultat:

Nach 31 Minuten hat der Akku sich um 56% auf 76% aufgeladen. Das ist schwer beeindruckend. Mit der Akkuleistung habe ich über 24 Stunden Saft und muss mir eigentlich um nichts Sorgen machen.

Das ist der mit Abstand grösste und lange anhaltendste Wow-Effekt des Huawei P30 Pro. Denn der Rest ist zwar technologisch beeindruckend, aber der Akku ist ein Stück Lebensqualität und auch ein Indikator dafür, was Huawei mit dem P30 erreichen will.

Der Punkt, an dem das Marketing scheitert

Es ist schneller, flüssiger und angenehmer in der Handhabung als jedes andere Huawei Phone zuvor. Das Gerät funktioniert, hat noch Saft und ist immer schnell. So sollte ein Smartphone sein. Nicht etwas, das sich dir aufdrängt, sondern etwas, das dir zur Seite steht und da ist, wenn du es brauchst.

Es sind diese Alltags-Features an denen Huawei geschliffen hat. Darum performt das Gerät mit vergleichbaren Specs wesentlich besser als das Mate 20 Pro. Die rohe Kraft aus dem Vorgänger scheint gezähmt und in eine Richtung gelenkt. Das macht nicht besonders viel Spass, zugegeben, aber bringt dir sehr viel Komfort und Nutzen.

Ein bisschen Time of Flight

Das funktioniert. Viel mehr gibt es nicht zu sagen. Das alleine ist schon beeindruckend genug. Natürlich wackelt deine Bildschirmansicht extrem, denn jeder Millimeter Bewegung führt zu einem radikal anderen Bild wenn du mit 50x arbeitest. Daher empfehle ich entweder ein Stativ oder etwas Übung mit zwei Ellbogen auf einer Unterlage und einer ruhigen Hand.

Ich habe das folgende Bild mit zwei Ellbogen auf einer Mauer gemacht.

Die EXIF-Daten des Bildes geben folgende Werte aus:

  • Auflösung: 10 Megapixel
  • F-Stop: f/1.6
  • Belichtungszeit: 8 Sekunden
  • Brennweite: 5.56mm

*Empfindlichkeit: ISO 6400

Da sind satte Schwarzpartien und die Nacht wirkt so, wie eine Nacht wirken sollte. Im Nachtmodus aber sieht das so aus:

Wenn jetzt aber alle Farben gepusht werden, dann wird klar, dass die Nachtschwärze nicht wirklich schwarz ist. Sondern ein dunkles Blau. Das wird aufgehellt und so wird die Nacht auf dem Bild zu einer comicartigen Verzerrung. Die Autos werden auch im Vordergrund aus dem Bild gerechnet. Auf der guten Seite dieser Situation: Das könnte mit einem Software Update gefixt werden.

Interessantes Detail am Rande: Der Nachtmodus des P30 Pro ist nicht allmächtig. Denn ganz ohne Licht geht nichts. Das Kamerasystem braucht nicht viel Licht, aber es braucht eine Art Hintergrundrauschen aus Licht, damit es der Software das übergeben kann, was die Software braucht: Bildinformationen. Sie braucht Umrisse, vielleicht eine Idee von Farbe und so viele Details wie möglich. Ein Schnappschuss in einer Tiefgarage zeigt das recht deutlich.

Aber eben: Technologisch, also rein vom Zusammenspiel von Linse und Software, ist dem Huawei P30 Pro nichts vorzuwerfen.

Und wo wir schon dabei sind, im Pro-Modus sind Shots wie der folgende möglich.

Das gefällt mir schon wesentlich besser. Hat doch was, nicht?

Apropos Software: Das vermisste Feature in allen Smartphones

«Weisst du was nervt», sagt Stephanie, so halb fragend, halb feststellend und vor allem unwissend, dass sie gerade auf ein Feature gestossen ist, das allen Smartphones und deren Nutzern wirklich viel bringen würde.

Sie beschreibt, wie sie zuhause auf dem Sofa liegt und Netflix schaut. Das Phone hält sie sich vors Gesicht und dreht es aus dem Portraitmodus in den Landscape Mode, macht also eine 90-Grad-Drehung. Es dauere ewig, bis das Phone realisiert, was sie da tut und das Bild um 90 Grad dreht. Wir vergleichen mit dem Samsung Galaxy Note 9. Tatsächlich reagiert das Phone der Konkurrenz schneller.

Wenn das nie kommt, dann ist das kein Weltuntergang. Aber nett wäre es definitiv.

Darklingking kriegt Antwort

Eine Antwort bin ich User Darklingking noch schuldig. In den Kommentaren hat er mich gefragt, ob ich das P30 Pro als ein Kandidat für das Phone des Jahres sehe. Nach ein paar Stunden Herumspielen war damals eine Antwort noch nicht wirklich möglich oder auch nur irgendwie stichhaltig.

Jetzt, nach einigen Wochen Testzeit kann ich das sagen: Ja. Das P30 Pro ist ein starker Kandidat für das Phone des Jahres.

So. Fertig. Wenn du den Nachtmodus bei einigermassen gutem Licht verwendest, kannst du hartes Licht simulieren und recht dramatische Bilder hinkriegen. So nebenbei.

Update 29.04.2019 // 14:35

Leser Remo und Youtube-Kommentator Jann bestätigen, dass der 40-Watt-Charger in der Packung drinliegt. Good news!

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Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.


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