Produkttest

Günstiger Vlogging-Monitor im Test: gute Idee, schwach umgesetzt

Lorenz Keller
26.10.2025

Das preiswerte Display von Patona soll Smartphones in Videokameras verwandeln. Doch so einfach ist es leider nicht, wie der Test zeigt.

Vielleicht hätte mich der Preis stutzig machen sollen. Der Kontrollmonitor von Patona kostet nur 60 Franken. Das ist nicht viel Geld für einen 4-Zoll-Monitor mit Akku und MagSafe.

Das Versprechen des Geräts: Es spendiert meinem Handy einen zweiten Bildschirm auf der Rückseite, sodass ich Vlogs und Selfies mit den variablen und qualitativ besseren Kameras aufnehmen kann – ideal für YouTube, Instagram oder TikTok.

Auf dem externen Display von Patona sehe ich das Smartphone-Display gespiegelt und kann über einen Knopf direkt Fotos und Videos auslösen. So weit die Theorie.

Drahtlose Verbindung viel zu kompliziert

In der Praxis muss ich zuerst den Bildschirm mit dem Smartphone verbinden. Merkwürdigerweise finde ich auf der Verpackung keine Angaben dazu, mit welchen Handys das Gerät kompatibel ist. Da auf Produktfotos iPhones zu sehen sind, probiere ich es zuerst mit dem iPhone 15 Pro. Der deutsche Hersteller bietet für die Installation zwei Varianten an.

Kabelgebunden: Am schnellsten und einfachsten gelingt die Verbindung per USB-C-Kabel. Ich stecke es an Bildschirm und iPhone ein, muss beim ersten Mal noch die Vertrauenswürdigkeit des externen Zubehörs bestätigen und sehe dann sofort alles, was der iPhone-Bildschirm zeigt – auch auf dem Patona-Display.

Drahtlos: Die drahtlose Verbindung ist deutlich komplizierter. Ich muss das iPhone zuerst mit dem WLAN des Bildschirms verbinden, danach einen QR-Code auf dem Patona-Display scannen, der mich auf die Benutzeroberfläche des Geräts führt. Dort muss ich den externen Bildschirm mit dem Heimnetzwerk verbinden. Nun sind iPhone und Patona-Display mit demselben WLAN verbunden, und ich kann auf dem iPhone «Bildschirmsynchronisierung» drücken.

Nur die Kabelverbindung ist wirklich einfach – die drahtlose Bildübertragung hingegen unnötig mühsam. Und sie funktioniert nur, wenn ein WLAN verfügbar ist. Zusätzlich ärgerlich: Ich muss den Umweg mit QR-Code und WLAN-Verbindung jedes Mal von Neuem gehen.

Schade auch, dass die Anleitung ungenau und vage ist. Die verwendeten Begriffe stimmen nicht mit jenen im Menü der Smartphones überein. Das stellt vor allem Einsteiger vor Probleme. Immerhin ist eine Kurzanleitung direkt auf dem Bildschirm ersichtlich, wenn ich ihn einschalte.

iPhone: Video sorgt für Verzögerung

Das grösste Problem des Bildschirms zeigt sich bereits bei den ersten Videos. In meiner bevorzugten Einstellung mit 4K-Auflösung und 30 Bildern pro Sekunde hat die drahtlose Übertragung plötzlich eine Verzögerung von vier bis fünf Sekunden – das ist unbrauchbar.

Sobald ich 4K mit 24 Bildern pro Sekunde oder nur HD aufzeichne, verringert sich die Latenz auf ein Minimum. Aber: Die beste iPhone-Videoqualität von 4K mit 60 Bildern pro Sekunde lässt sich mit angeschlossenem Zweitbildschirm gar nicht auswählen. Und leider klappt das synchrone Livebild auch bei geringerer Qualität nicht zuverlässig. Ich habe immer wieder Aussetzer; manchmal friert das Bild sogar für 20 bis 30 Sekunden ein.

Einzige Lösung: Ich nutze die Kabelverbindung. Das Bild ist damit kaum verzögert und ohne Schwankungen – und dies in jeder Qualität. Damit kann ich im Alltag gut leben.

Miese Bildqualität, dicke Ränder

Der Bildschirm hat eine Auflösung von 480 auf 800 Pixel. Die Farbdarstellung ist leider ziemlich blass. Das ist kein Vergleich zum eigentlichen Smartphone-Bildschirm. Um zu überprüfen, ob ich den richtigen Bildausschnitt gewählt habe, reicht der externe Bildschirm – aber nicht, um den Fokus zu überprüfen.

Die dicken Ränder rund um das Display sind angesichts des tiefen Preises verschmerzbar. Was ich nicht verstehe, ist, warum der Hersteller ein Seitenverhältnis von 15:9 gewählt hat. Die meisten Smartphones haben ein Format von 20:9 (Android) oder 19.5:9 (iPhone). Sprich: Das Display kann nicht voll genutzt werden – rechts und links ist ein zusätzlicher schwarzer Streifen zu sehen.

Auf Knopfdruck kann ich zwar auf die volle Bildschirmbreite umstellen, doch dann wird das Bild verzerrt. Für Foto- und Videoaufnahmen ist das nicht brauchbar.

Bedienung und Magnete – alles nur halb durchdacht

Mit drei Knöpfen kann ich das Modell von Patona bedienen. Ich drehe damit beispielsweise die Darstellung oder spiegle das Bild. Fotos und Videos kann ich über einen Knopf auslösen. Dazu muss ich den Bildschirm zusätzlich über Bluetooth mit dem Smartphone verbinden.

Ausserdem liefert der Hersteller eine Mini-Fernbedienung mit, die ich nutzen kann, um auszulösen. Das Display muss dafür ebenfalls via Bluetooth mit dem Handy verbunden werden.

Das Zweitdisplay ist kein Touchscreen. Ich sehe zwar die iPhone-Oberfläche, bedienen kann ich sie jedoch nicht. Will ich also zwischen Foto- und Videoaufnahme oder den Objektiven wechseln, muss ich das über das Smartphone tun.

Auf der Rückseite des Patona finde ich die typischen MagSafe-Magnete. Damit kann ich das Display am iPhone befestigen. Für Smartphones ohne MagSafe liegt ein Magnetring bei, den ich auf die Rückseite des Handys oder auf eine Hülle kleben kann.

Schade finde ich, dass zwar MagSafe-Magnete verbaut sind, aber die Ladefunktion fehlt. Ich muss das Display also separat per Kabel aufladen. Immerhin kann ich den Patona-Bildschirm direkt am Kabel betreiben – beispielsweise über eine Powerbank.

Nach zwei Stunden ist der Akku leer

Der Akku im Patona hat eine Kapazität von 920 mAh. Eine Laufzeit gibt der Hersteller nicht an. Ich messe im Test rund zwei Stunden bei einer Videoaufzeichnung in 4K mit 24 Bildern pro Sekunde – bei drahtloser Übertragung. Das ist okay, aber nicht überragend.

Das Signal kann problemlos über 10 bis 15 Meter übertragen werden. Entscheidend ist hier die Abdeckung des WLAN-Netzes.

Das Problem mit Android

Der Hersteller suggeriert, dass das Display mit Android-Geräten kompatibel ist – allerdings nur drahtlos, über Kabel funktioniert es gar nicht. Leider lassen sich auch nicht alle Android-Smartphones verbinden. Warum? In den Bedienungsanleitungen erfahre ich dazu nichts.

Im Web finde ich die Lösung: Das Gerät setzt auf den Standard Miracast. Diesen unterstützen nicht alle Smartphone-Hersteller – Google verzichtet beispielsweise darauf. Somit kann ich das Display mit meinem Alltagsgerät, dem Google Pixel 10 Pro, nicht nutzen.

Ich teste mit anderen verfügbaren Android-Geräten, die Miracast unterstützen. Bei Nothing kann die Verbindung trotzdem nicht hergestellt werden. Auf einem Realme, einem Samsung und einem Xiaomi funktioniert die Übertragung einwandfrei – sogar besser als auf dem iPhone. Ich habe auch bei 4K-Videos mit 60 Bildern pro Sekunde keine Verzögerung.

Hast du ein Android-Geräts, solltest also unbedingt vorher abklären, ob es Miracast unterstützt. Und da du den Patona nur drahtlos nutzen kannst, müssen die rund zwei Stunden Laufzeit für den Dreh von Videos ausreichen. Und du kannst nur dort arbeiten, wo ein WLAN verfügbar ist.

Fazit

Nicht gut, aber je nach Einsatzzweck genügend

Der externe Smartphone-Monitor ist zwar günstig, aber auch schlecht. Die grösste Einschränkung besteht darin, dass du die drahtlose Verbindung nur über ein WLAN-Netz nutzen kannst. Für den Outdoor-Dreh ist der Patona daher kaum geeignet. Das gilt insbesondere für Android-Smartphones, die sich nur so verbinden lassen. Mit dem iPhone kannst du das Zweitdisplay immerhin per Kabel nutzen.

Je nach Smartphone-Modell gibt es zusätzlich starke Verzögerungen bei hoher Videoqualität oder Verbindungsprobleme. Dazu kommt eine ungenaue Anleitung. Insgesamt ist der Monitor nur brauchbar, wenn du das richtige Smartphone besitzt und unter ganz bestimmten Bedingungen Aufnahmen machst.

Pro

  • preiswert
  • ausreichende Screenqualität
  • einfacher Anschluss per Kabel (nur iPhone)

Contra

  • Anleitung lässt viele Fragen offen
  • drahtlose Verbindung nur über ein WLAN-Netz
  • drahtlose Verbindung muss jedes Mal neu konfiguriert werden
  • je nach Einstellung starke Bildverzögerung
  • nicht mit allen Android-Geräten kompatibel

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Gadgets sind meine Passion – egal ob man sie für Homeoffice, Haushalt, Smart Home, Sport oder Vergnügen braucht. Oder natürlich auch fürs grosse Hobby neben der Familie, nämlich fürs Angeln.


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