Jan Johannsen
Produkttest

Günstig allein reicht nicht: das dünne Nubia Air im Test

Für niedrige Preise bin ich zu Kompromissen bereit. Aber selbst wenn ich beide Augen zudrücke, enttäuscht mich das Nubia Air.

2025 – das Jahr, in dem die Smartphones dünn geworden sind. Das gilt nicht nur für die großen Hersteller wie Samsung oder Apple, sondern auch kleinere wie Nubia. Im Vergleich zur dünnen Konkurrenz ist das Nubia Air sehr günstig, überzeugt allerdings nur mit seinem Display.

Dünnes Smartphone mit gutem Display

Damit sind die positiven Aspekte des Nubia Air auch schon abgehakt.

Langsamer Prozessor lädt nicht zum Spielen ein

In der Regel sind die Module für drahtlose Verbindungen in den Smartphone-Chipsatz integriert. Mit Bluetooth 5.4 ist der Unisoc hier gut aufgestellt. Mit Wi-Fi 5 hinkt er dagegen dem aktuellen Standard hinterher. Wi-Fi 6E sollte derzeit das Minimum sein und eigentlich erwarte ich von Neugeräten Wi-Fi 7.

Drei Kameras sehen, nur eine benutzen

Beim Blick auf die Rückseite des Nubia Air kommen schnell falsche Hoffnungen auf. Ich sehe zwar drei Linsen, kann aber nur eine davon für die Kamera nutzen. Die Hauptkamera bietet eine Auflösung von 50 Megapixeln und hat eine f/1,6-Blende. Dazu gesellt sich eine Linse für Informationen zur Tiefenschärfe. Die dritte Linse ist für KI-Funktionen, wie das automatische Anpassen der Belichtung.

Wenn die Hauptkamera wenigstens gut wäre, könnte ich über das Erscheinungsbild lächeln. Aber das ist leider nicht der Fall. Die Farbwiedergabe ist in Ordnung und auch starke Kontraste gleicht die Software gekonnt aus. Sogar völlig überbelichtete Himmel werden nach kurzer Zeit schön blau, mit ein paar weißen Wolken. Das große Problem ist allerdings die Detailgenauigkeit.

Auf dem Smartphone-Display sehen die Bilder noch OK aus. Schaue ich sie mir auf einem größeren Monitor an, fällt die mangelnde Detailgenauigkeit auf. Wenn ich die Bilder dort in Originalgröße betrachte, sind sie komplett unscharf. Da fransen alle Ränder aus.

Der Detailvergleich mit dem CMF Phone 2 Pro, das ähnlich teuer ist:

Wenig überraschend wird es bei Dunkelheit nicht besser. Die Belichtung bekommen Kamera und Software noch hin und die Aufnahmen sind vernünftig ausgeleuchtet. Aber Details gibt es keine. Es macht keinen Spaß, mit dem Nubia Air zu fotografieren.

Digitalzoom für die Perspektive

In der Kamera-App hält Nubia den Eindruck mehrerer Kameras aufrecht. Ich bekomme mit 26 und 78 Millimetern zwei Brennweiten angeboten. Die größere ist allerdings rein digital. Sie verändert nur den Bildausschnitt und bringt alle Nachteile einer digitalen Vergrößerung mit.

Selfies ohne Details

Die Frontkamera des Nubia Air nimmt Selfies mit 20 Megapixeln auf. Hier zeigt sich das gleiche Problem wie bei der Hauptkamera. Die Belichtung passt, starke Kontraste gleicht das System ohne Probleme aus. Es fehlt aber auch hier an Detailgenauigkeit und die Linse spiegelt ebenfalls.

Da erwarte ich bei Dunkelheit ebenfalls bescheidene Ergebnisse und werde bestätigt.

Großer Akku, kurze Akkulaufzeit

Geladen wird das Nubia Air über USB-C und nimmt dabei bis zu 33 Watt entgegen. Nicht überragend, aber würde ich hinnehmen, wenn der Rest stimmen würde.

KI platziert Aufkleber auf Gesichtern

Ab Werk läuft Android 15 auf dem Nubia Air. Der Hersteller versieht das Betriebssystem mit seiner Benutzeroberfläche MyOS 15. Neben optischen Anpassungen gehören da auch mehrere vorinstallierte Apps von Drittanbietern dazu. Diese lassen sich aber mit wenig Aufwand deinstallieren.

Im KI-Bereich setzt Nubia unter anderem auf Gemini, den KI-Assistenten von Google. Der Hersteller bietet zusätzlich zwei Übersetzungs-Tools für Anrufe und für Gespräche von Angesicht zu Angesicht an. Dazu kommen noch Datenschutzaufkleber. Diese Funktion erkennt Gesichter auf Fotos und kann verschiedene Grafiken über sie legen – von Comic-Gesichtern bis zur schnellen Brille.

Bisher macht Nubia keine Angaben dazu, wann das Update auf Android 16 erscheint. Der Hersteller lässt außerdem unerwähnt, wie lange er insgesamt Updates liefern will.

Fazit

Viel heiße Luft, zu wenig Substanz

Das Nubia Air ist günstig, gut verarbeitet und hat ein schickes Display. Trotzdem lohnt sich seine Anschaffung kaum, wenn man ein dünnes Smartphone haben will. Du müsstest so viele Kompromisse machen, dass kann keine Freude mit dem Smartphone aufkommen kann. Für das gleiche Geld empfehle ich dir eher das CMF Phone 2 Pro – auch wenn es dicker ist.

Die Akkulaufzeit fällt trotz guter Akkukapazität kurz aus, der Prozessor hat zu wenig Leistung und die Kamera liefert keine gute Bildqualität. Hinzu kommen eine unklare Update-Situation und mit Wi-Fi 5 ein Standard, der in Neugeräten nichts mehr zu suchen hat.

Pro

  • gutes Display
  • leichtes Smartphone
  • günstig

Contra

  • schwacher Prozessor
  • kurze Akkulaufzeit
  • unterdurchschnittliche Kamera
  • unklare Update-Situation
  • Wi-Fi 5
Titelbild: Jan Johannsen

2 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Als Grundschüler saß ich noch mit vielen Mitschülern bei einem Freund im Wohnzimmer, um auf der Super NES zu spielen. Inzwischen bekomme ich die neueste Technik direkt in die Hände und teste sie für euch. In den letzten Jahren bei Curved, Computer Bild und Netzwelt, nun bei Digitec und Galaxus. 


Smartphone
Folge Themen und erhalte Updates zu deinen Interessen

Produkttest

Unsere Expertinnen und Experten testen Produkte und deren Anwendungen. Unabhängig und neutral.

Alle anzeigen

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

  • Produkttest

    iPhone Air im Test: Schönheit muss leiden

    von Samuel Buchmann

  • Produkttest

    iPhone 17 im Test: Apple killt mein Plus, schenkt mir aber 120 Hertz

    von Florian Bodoky

  • Produkttest

    iPhone 17 Pro im Test: fadengerades Upgrade

    von Samuel Buchmann