Produkttest

iPhone Air im Test: Schönheit muss leiden

Apples dünnes Smartphone fühlt sich toll an. Doch wie gross sind die Opfer, die ich dafür im Vergleich zum ähnlich teuren Pro-Modell bringen muss?

Ich bin verwöhnt: Seit Jahren steckt in meiner Hosentasche immer das aktuelle iPhone Pro. Nun habe ich das Flaggschiff einen Monat lang gegen das neue iPhone Air getauscht, das ebenfalls ein Premium-Erlebnis bieten soll. Wie schlägt sich das dünne iPhone im Vergleich zum Pro? Mir sind in den vier Wochen ein Vorteil und zwei Nachteile aufgefallen.

Der Vorteil: Schon schön dünn

Der springende Punkt des iPhone Air ist sein ultradünnes Design. Da, wo ich es in der Hand halte, ist es bloss 5,6 Millimeter dick. Zum Vergleich: Das iPhone 17 Pro misst an der gleichen Stelle 8,75 Millimeter, das normale iPhone 17 misst 7,95 Millimeter. Die Kamera steht allerdings ähnlich weit vor.

Die paar Millimeter Unterschied klingen nach wenig. Kombiniert mit dem relativ grossen 6,5-Zoll-Display und dem geringen Gewicht von 165 Gramm fühlt sich das Smartphone aber deutlich anders an als seine dickeren Geschwister. Und anders bedeutet in diesem Fall tatsächlich besser: Das Air stört weniger in der Hosentasche und lässt sich leichter über längere Zeit in der Hand halten, etwa wenn ich telefoniere oder lange WhatsApp-Konversationen führe.

Am besten finde ich das iPhone Air für den Medienkonsum. Ich zücke es zum Zeitung lesen oder für YouTube-Videos lieber als das Pro-Modell. Denn trotz des geringeren Gewichts ist das OLED-Display genauso hell und scharf – und 0,2 Zoll grösser. Noch mehr Fläche gibt es beim iPhone 17 Pro Max (6,9 Zoll). Das wiegt aber noch mehr und ist mir endgültig zu unhandlich.

Ästhetisch wirkt das iPhone Air mit seinem polierten Titanrahmen und der Rückseite aus mattem Glas edler als das iPhone 17 Pro. Letzteres leitet dafür mit seinen Aluminium-Unibody die Wärme besser ab und kann deshalb mehr Leistung abrufen. Im Alltag fällt mir aber nie ein Unterschied auf. Durch den Titanrahmen ist das iPhone Air dafür trotz seiner geringen Dicke erstaunlich stabil. Da ist sogar Folterknecht Zack Nelson beeindruckt.

Weder Vor- noch Nachteil: Die Akkulaufzeit

Ein so dünnes Smartphone mit einem so grossen Display bedeutet eine schlechte Akkulaufzeit – dachte ich. Nach einem Monat habe ich meine Meinung revidiert. Zwar hält das iPhone Air nicht so lange durch wie das iPhone 17 Pro mit seinem grösseren Akku. Aber es reicht bei meinem Nutzungsverhalten trotzdem locker einen ganzen Tag.

Als Beispiel für ein Worst-Case-Szenario nutze ich das Air als Navigationssystem auf einer Autofahrt von Ligurien nach Winterthur. Nach über sechs Stunden GPS bei voller Helligkeit habe ich noch 15 Prozent Akku übrig. An normalen Tagen sind es Abends stets 30 Prozent oder mehr. Gefühlt hält das nagelneue iPhone Air etwa so lange durch wie mein iPhone 16 Pro nach einem Jahr täglicher Nutzung.

Dies, obwohl die Kapazität des Akkus geringer ist als bei allen anderen iPhones aus diesem und dem letzten Jahr. Dass die Laufzeit trotzdem so gut ist – Apple gibt sie mit 27 Stunden Videowiedergabe an – liegt an drei Dingen:

Unter dem Strich wirst du mit dem iPhone Air bei einem durchschnittlichen Nutzungsmuster locker durch den Tag kommen. Anders sieht es aus, wenn du die Kamera exzessiv nutzt, zockst, oder stundenlang das GPS brauchst. Für solche «heavy use cases» bist du mit dem iPhone 17 Pro und Pro Max besser bedient.

Nachteil 1: Ich vermisse die Telekamera

Auch die hervorragende neue Frontkamera mit quadratischem Sensor ist mit an Bord. Dank ihr muss ich das Smartphone für Querformat-Selfies nicht mehr drehen. So ist mein Arm weniger prominent im Bild. Die automatische Ausrichtung soll mittels KI ermitteln, ob sich eine Szene besser für Hoch- oder Querformat eignet. Das klappt manchmal, in vielen Fällen bin ich aber anderer Meinung als die Automatik und muss sie übersteuern.

Im Vergleich zum regulären iPhone 17 und dem iPhone 17 Pro muss das Air ohne Weitwinkel-Kamera auskommen. Die extreme Perspektive nutze ich auch bei anderen Smartphones selten. Beim iPhone bedeutet das Fehlen des Weitwinkels aber auch eine schlechtere Makro-Fähigkeit. Während ich mit den anderen Modellen auch sehr nahe fokussieren kann, ist beim iPhone Air bei rund 17 Zentimetern Abstand Schluss. Das schränkt mich gelegentlich ein.

Noch mehr vermisse ich aber die Telekamera. Diese ist im iPhone 17 Pro besser denn je und ich benutze sie ständig. Digitale Crops aus der Hauptkamera des iPhone Air können da nicht ansatzweise mithalten.

Ob dich diese Einschränkungen stören, hängt davon ab, wie stark du dein iPhone zum Fotografieren einsetzt. Im Arbeitsalltag und für sporadische Schnappschüsse reicht das Air allemal. Zumal die Bildqualität der normalen Brennweite wirklich gut ist. In einer Ferienwoche wünsche ich mir aber regelmässig das Pro-Modell mit seinen zusätzlichen Kameras zurück.

Nachteil 2: ein einsamer Lautsprecher

Anders als die anderen iPhones hat das Air keinen Stereo-Sound, weil der untere Lautsprecher fehlt. Es gibt nur jenen auf der Vorderseite, den ich mir beim Telefonieren ans Ohr halte. Für seine Grösse klingt er zwar erstaunlich gut, aber auch Apples Sound-Ingenieure können hier keine Wunder vollbringen. Im Vergleich zum iPhone 17 Pro klingt das Air schlechter. Es fehlt Bass und bei hoher Lautstärke überschlägt der Ton teilweise.

Das empfinde ich als grösseren Nachteil, als erwartet. Wenn ich alleine bin, schaue ich Videos oft mit dem Smartphone-Lautsprecher oder lege das iPhone neben mich, um Podcasts zu hören. Beides macht mit dem iPhone Air weniger Spass als mit dem Pro. Besonders nervig finde ich, dass der Ton immer von der linken Seite des Displays kommt, wenn ich das Smartphone ins Querformat drehe.

Der mittelmässige Sound nimmt dem Air einen Teil seines Reizes. Denn er reduziert die Szenarien, in denen das flache Edel-Telefon besser ist als das Pro-Modell, noch weiter. Habe ich gerade beide Modelle zur Hand, greife ich zuhause automatisch zum iPhone 17 Pro, wenn ich ein Video schauen möchte. Bloss unterwegs mit Kopfhörern bevorzuge ich das Air.

Fazit

Beeindruckend, aber für die meisten Leute nicht die beste Wahl

Das iPhone Air ist eine technische Meisterleistung. Es bietet ein minimalistisches Premium-Erlebnis. Leistung, Display und Haptik sind top. Fotos können nicht vermitteln, wie speziell sich das hauchdünne und trotzdem solide Smartphone anfühlt.

Ich schätze die Kombination aus grossem Display und geringem Gewicht – besonders, wenn ich das iPhone Air länger in der Hand halte und ganz besonders, wenn ich dabei liege. Es brilliert beim Videoschauen auf längeren Zugfahrten, beim Telefonieren oder beim Lesen und Schreiben von Text. In diesen Szenarien ziehe ich es auch dem Pro-Modell vor. Die Akkulaufzeit kann zwar nicht ganz mithalten, reicht mir aber trotzdem locker.

Aber: Nach dem selbst auferlegten Test-Monat landet trotzdem wieder das iPhone 17 Pro in meiner Hosentasche. Zu gross sind die Vorteile des besseren Kamerasystems. Zu viel besser ist das Setup aus zwei Lautsprechern. Zu gering ist der Nachteil des dickeren Formfaktors. Als Allround-Smartphone zieht das iPhone Air für mich klar den Kürzeren – nicht nur im Vergleich mit dem etwas teureren iPhone 17 Pro, sondern auch gegenüber dem günstigeren iPhone 17.

Pro

  • hübsch, dünn, leicht, stabil
  • tolles, grosses Display
  • brillant für Medienkonsum
  • Kamera mit guter Bildqualität
  • überraschend lange Laufzeit

Contra

  • Kamera bietet wenig Möglichkeiten
  • Mono-Lautsprecher
  • kaum günstiger als das Pro-Modell

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Mein Fingerabdruck verändert sich regelmässig so stark, dass mein MacBook ihn nicht mehr erkennt. Der Grund: Wenn ich nicht gerade vor einem Bildschirm oder hinter einer Kamera hänge, dann an meinen Fingerspitzen in einer Felswand.


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