Produkttest

Grosses Teil, grosse Leistung und grosser Preis

Kevin Hofer
14.11.2022

Die GeForce RTX 4090 ist in jeder Hinsicht ein Monster. Dabei erstaunt, dass die Grafikkarte weniger leistungshungrig ist, als das Datenblatt vermuten lässt. Dafür ist ihr Appetit auf dein Portemonnaie umso grösser.

Ist das noch eine Grafikkarte oder bereits ein Möbel? Die ROG Strix GeForce RTX 4090 OC ist die grösste GPU, die mir je untergekommen ist. Nicht nur ihre Physis ist beeindruckend, sondern auch ihr Preis und ihre Performance. Wie ich im Test feststelle, ist sie im Gebrauch eine ruhige und gar nicht so verschwenderische Riesin. Ihre Anschaffung hingegen ist eine andere Sache: Mit über 2000 Franken ist sie verdammt teuer.

Design und Anschlüsse: Luftige Hünin

Die Spezifikationen der Gigantin

Die Nvidia GeForce RTX 4090 wird bei TSMC im N4-Prozess gefertigt. Auf dem AD 102 Chip der RTX 4090 sind 16 384 Cuda-Kerne aktiviert. Darüber hinaus hat die Karte 512 Tensor-Kerne der vierten Generation und 128 Raytracing-Kerne der dritten Generation. Damit bietet die RTX 4090 durchs Band 56 Prozent mehr Kerne als die RTX 3090. Der Speicher bleibt mit einer Grösse von 24 Gigabyte GDDR6X unverändert.

Beim Interface setzt Nvidia nach wie vor auf PCIe Gen 4. Dafür kommt beim Stromanschluss der 12VHPWR zum Einsatz. Hier solltest du auf die richtige Handhabung des Kabels achten, sonst droht Verbrutzlungsgefahr. Die thermische Design-Leistung (TDP) beträgt 450 Watt. Hier alle Specs im Überblick.

Testsetup und Methode

Folgende Komponenten verwende ich für das Review. Sie wurden mir von den Herstellern für die Tests zur Verfügung gestellt:

Die Benchmarks: Die Riesin hat ordentlich Punch

Das System läuft auf Windows 11 in der Version 21H2 (22000.1098). Ich verwende die BIOS-Version 0502 und aktiviere XMP. Sonst lasse ich alles auf Standard, Resizable BAR ist deaktiviert. Bei der Grafikkarte verwende die Version 526.47 des Treibers.

Hier zum Überblick die verschiedenen Benchmarks:

Alle Benchmarks mache ich dreimal und nehme das beste Ergebnis. Bei den Games verwende ich die höchstmöglichen Voreinstellungen. Sonst lasse ich bis auf die Auflösung alles auf Standard. Raytracing, DLSS oder FSR lasse ich deaktiviert. In diesem Review interessiert mich bei den Games die Rasterization-Leistung ohne zusätzliche Hilfsmittel.

Die Resultate der Games

Da wir keine Möglichkeit für Bildergalerien haben, liste ich dir nicht die einzelnen Resultate der Games auf. Du kannst hier alle Benchmarks herunterladen. Auf den folgenden Grafiken siehst du das arithmetische Mittel der Frames per Second (FPS) der neun Benchmark Games.

Fire Strike, Fire Strike Ultra, Time Spy und Time Spy Ultra

Ein ähnliches Bild wie in 2160p-Auflösung zeigt sich in den synthetischen Game-Benchmarks. Über alle vier Testshinweg erreicht die RTX 4090 48 Prozent mehr Punkte als die RTX 3090. Das ist einer der grössten Sprünge, die ich jemals gesehen habe.

Blender

Der Blender Benchmark rendert in der Version 3.3 drei Szenen in der 3D-Grafiksuite und errechnet daraus drei Scores. Ich rechne diese jeweils zu einem Endscore zusammen.

Der Leistungssprung in Blender ist enorm. Einen 109 Prozent höheren Score erreicht die RTX 4090 gegenüber der RTX 3090. Hier lässt das neue Nvidia Flaggschiff die Muskeln spielen.

Photoshop und Premiere Benchmark

Hier liegt die RTX 4090 überraschend hinten. Obwohl, so überraschend kommt das nicht. Adobe ist sehr langsam, wenn es um die Optimierung der Software an neue Hardware geht. Würde ich den Benchmark in ein, zwei Monaten nochmal laufen lassen, würde sich hier ein anderes Ergebnis zeigen. Genau das werde ich auch tun und dann hier posten.

PC Mark 10

Der PCMark 10 Benchmark testet diverse Szenarien wie die Ladezeit von Apps, die Effizienz bei Tabellenkalkulationen, beim Browsen oder auch bei der Foto- und Videobearbeitung. Er sagt also aus, wie sich die Grafikkarte auf Office-Arbeiten auswirkt. Daraus ergibt sich ein Gesamtscore.

Wie zu erwarten, hat die Grafikkarte auf typische Office-Arbeiten keine Auswirkung. Die acht Punkte, welche die RTX 4090 mehr holt als die RTX 3090 spielen keine Rolle.

Leistungsaufnahme, Lautstärke und Temperatur: Erstaunlich coole Titanin

Die Temperaturen in Games erreichen maximal 63 Grad. Durchschnittlich habe ich über alle Games hinweg 53 Grad Celsius auf der offenen Testbench gemessen.

Mehr Leistung verlangt die Karte im Time Spy Extreme Benchmark. Hier zieht die RTX 4090 während den GPU-Tests durchschnittlich 425 Watt. Dennoch bleibt sie mit maximal 61 Grad Celsius relativ kühl. Auch bei voller Auslastung mit FurMark während 20 Minuten wird die Karte nicht wärmer als 65 Grad Celsius. Dabei bleiben die Lüfter mit maximal 40 dB aus 30 Zentimetern Entfernung gemessen auch relativ leise.

Apropos Lautstärke: Im Leerlaufbetrieb ist nichts von der Karte zu hören, da die Lüfter stillstehen. So zieht die Karte nur 8 Watt und ist mit 30 Grad Celsius kühl. Bin ich am Browsen oder Netflixen, benötigt die Karte bis zu 35 Watt Leistung, wird aber nicht über 40 Grad Celsius heiss. Meist laufen dabei die Lüfter nicht.

Zuletzt habe ich die Leistung während des Blender-Benchmarks gemessen. Hier zieht die RTX 4090 durchschnittlich 270 Watt und wird maximal 52 Grad Celsius heiss.

Fazit: Schnell, schneller, RTX 4090

Es macht richtig Spass, beim Gamen mit der RTX 4090 dem FPS-Counter zuzuschauen. Selbst in 2160p-Auflösung gerät sie nicht in Verlegenheit. Sowieso macht die Karte nur in dieser Auflösung Sinn. Für tiefere Auflösungen ist sie überproportioniert und der Performance-Zuwachs nicht so hoch wie in 2160p. In dieser Auflösung beträgt der Zuwachs im Vergleich zur Vorgängerin 48 Prozent in den Benchmark-Games. In 1080p sind es gerade mal 15 Prozent.

In den getesteten Anwendungen kann die Karte (noch) nicht überall ihr Potenzial entfalten. Premiere und Photoshop müssen wohl erst noch optimiert werden, derzeit liegt das System mit RTX 4090 hinter jenem mit RTX 3090 zurück. Dafür pulverisiert Nvidias Flaggschiff alles bisher dagewesene im Blender Benchmark.

Anfängliche Sorgen wegen der TDP von 450 Watt werden durch den Test relativiert, dennoch ist der Leistungshunger gross. Die RTX 4090 kann bis zu 450 Watt ziehen, aber das ist selten der Fall. Im Vergleich zur RTX 3090 ist der Leistungsbedarf in Games etwa gleich und liegt durchschnittlich bei 340 Watt in 2160p-Auflösung. Das ändert nichts daran, dass die Karte in absoluten Zahlen sehr durstig ist. Persönlich finde ich 340 Watt zu viel.

Zum Launch kostete die ROG Strix GeForce RTX 4090 OC über 2300 Franken. Das sind rund 1000 Franken oder 77 Prozent mehr als eine GeForce ROG STRIX RTX 3090 24G. Ein happiger Aufpreis, wenn du den Leistungszuwachs von 48 Prozent in 2160p-Gaming bedenkst.

Selbstverständlich muss ich dieses Resultat auch wieder etwas relativieren. Mit DLSS 3.0 bietet die Karte ein Feature, das ich in diesem Review gar nicht thematisiert habe. Auch Raytracing habe ich nicht getestet. Mit diesen Features aktiviert, sähe der Leistungssprung gegenüber der Vorgängerkarte anders aus. Dies habe ich bewusst nicht getan, da mich die rohe Rechenpower in Rasterizer-Spielen interessiert.

Die RTX 4090 ist keine Vernunftskarte. Sie ist etwas für Menschen, die immer das Beste brauchen. Bringst du das nötige Kleingeld mit und hast genug Platz in deinem Gehäuse, ist die ROG Strix GeForce RTX 4090 eine der derzeit besten Gaming-Grafikkarten. Wenn du das Letzte aus der Hardware herauskitzeln willst, kann ich sie dir empfehlen.

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Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.


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