Produkttest

Gaming-Monitore mit QD-OLED im Doppeltest: Alienware vs. Samsung

Der Alienware AW3423DWF und der Samsung Odyssey OLED G8 sind keine Schnäppchen, versprechen aber viel. Beide Bildschirme haben das gleiche QD-OLED-Panel. Ich lasse sie deshalb gegeneinander antreten.

Monitore mit QD-OLED-Technologie versprechen alle Vorteile von OLED mit weniger Nachteilen: Perfekter Schwarzwert, blitzschnelle Reaktionszeit, tolle Farbwiedergabe, eine gute Leuchtkraft und weniger Gefahr von Burn-in. Ich habe zwei 34-Zöller mit dem gleichen QD-OLED-Panel von Samsung getestet. Sie haben beide eine Auflösung von 3440 × 1440 Pixel und eignen sich sehr gut für Gaming. Beim Arbeiten werde ich hingegen nicht restlos glücklich mit ihnen.

Der Dell Alienware AW3423DWF ist die zweite Auflage eines Bildschirms, der seit einiger Zeit als Benchmark für Gaming-Monitore gilt. Der Odyssey OLED G8 ist Samsungs eigenes Modell, das seit kurzem auf dem Markt ist. Was können die beiden bei der Geburt getrennten Zwillinge? Welche Unterschiede gibt es? Lohnt sich der Aufpreis für den 200 Franken teureren Samsung-Monitor?

Design und Features: Sein vs. Schein

Der wichtigste Unterschied steckt unter der Haube. Zwar haben beide Monitore das gleiche Panel – doch Alienware kühlt es aktiv, Samsung nicht. Beides hat Vor- und Nachteile, wie du weiter unten sehen wirst. Die verspiegelte Beschichtung scheint bei beiden Bildschirmen gleich zu sein. In einem hellen Zimmer kann sie nerven. Die Panels sind moderat gekrümmt mit einem Radius von 1800R, was ich als angenehm empfinde.

Fantastische Kontraste in Games

Schon im SDR-Modus sieht das Gemetzel grossartig aus. In den dunkelsten Dungeons erkenne ich die Details der Monster, die im Schatten auf mich lauern. Schwarz ist schwarz, auch wenn direkt daneben ein Feuerball explodiert. Stelle ich auf HDR um, blenden mich die Lichteffekte fast, wenn meine Zauberin eskaliert.

HDR: Tonemapping-Chaos

Bei Samsung gibt es ähnliche Einschränkungen, falls du eine AMD-Grafikkarte hast. Der Youtube-Kanal «Monitors Unboxed» hat in seinen Tests (siehe Video oben ab 17:51) herausgefunden, dass der Odyssey OLED G8 bei aktiviertem AMD Freesync nur auf rund 450 Nits Spitzenhelligkeit kommt. Mit Grafikkarten von NVidia erreicht er hingegen die vollen 1000 Nits. Anscheinend verarbeitet der Monitor abhängig von der Grafikkarte HDR-Signale unterschiedlich.

Bewegungsunschärfe: Inexistent

Erfreuliches gibt es zur Reaktionszeit zu berichten. Diese ist, wie bei OLED-Bildschirmen üblich, hervorragend. Der von Samsung hat eine Refresh Rate von 175 Hertz, der von Alienware 165 Hertz. Subjektiv sehe ich keinen Unterschied. Das Bild sieht selbst bei schnellen Bewegungen gestochen scharf aus. Die Hersteller geben eine Grau-zu-Grau-Reaktionszeit von 0,1 Millisekunden an. Messen kann ich das selber nicht.

Kompromisse im Officebetrieb

So toll die Bildschirme fürs Zocken auch sind, auf meinem Schreibtisch werden sie keinen festen Platz erhalten. Dafür müssten sie auch bei der Arbeit brillieren. Schlecht schneiden die QD-OLEDS auch hier nicht ab, doch die Kompromisse der Panel-Technologie kommen zum Vorschein: Burn-in und die Massnahmen dagegen.

Gute Helligkeit, Uniformität und Farbwiedergabe

Die bildfüllende Helligkeit des Panels beträgt im SDR-Modus knapp 260 Nits. Scheint draussen die Sonne, würde ich mir etwas mehr wünschen, in den meisten Situationen reicht es aber. Die QD-OLEDS sind damit heller als beispielsweise das gewöhnliche OLED-Panel des LG C2. Dieses kommt nur auf rund 170 Nits.

Die Unterschiede zwischen Bildmitte und Ecken sind klein. Ich messe bei Alienware einen maximalen Helligkeitsabfall von neun Prozent. Bei Samsung sind es sogar nur zwei Prozent. Das ist sensationell wenig. Wie immer ist die Uniformität von Panels aber eine Lotterie. Sie kann von Exemplar zu Exemplar des gleichen Bildschirms variieren.

Farben gibt vor allem der AW3423DWF schon ab Werk sehr genau wieder – sofern du die richtige Voreinstellung auswählst: «Urheber» mit dem Farbprofil «sRGB». Selbst ohne Kalibrierung kann ich keine nennenswerten Farbverschiebungen feststellen. Das Bild ist erfreulich nahe an meinem kalibrierten BenQ-Grafikmonitor. Ich traue mich sogar, Fotos darauf zu bearbeiten.

Der Bildschirm von Samsung ist weniger gut. Hier erziele ich die besten Ergebnisse mit der Voreinstellung «Grafik» und dem Farbprofil «Natürlich». Ab Werk driftet das Bild aber ins Grün ab. Immerhin kann ich das im ausführlichen Menü einigermassen korrigieren. So nahe an meinen Referenzmonitor wie den AW3423DWF bekomme ich den Odyssey OLED G8 über die Einstellungen aber nicht hin.

QD-OLED-Farbsäume: Weniger schlimm als befürchtet

Das Subpixel-Muster von QD-OLED-Panels kann an kontrastreichen Kanten zu Farbsäumen führen. Warum genau, hat Kollege Luca Fontana in diesem Beitrag ausführlich erklärt:

Allerdings wirkt der Text sowohl auf dem Samsung als auch auf dem Alienware etwas weniger scharf als auf anderen Monitoren. Das mag einerseits an der mittelmässigen Pixeldichte von 109 Pixeln pro Zoll liegen. Ich vermute aber, dass auch die minimalen Farbsäume den Kanten die Schärfe rauben.

Auto-Dimming: Alienware lüftet, Samsung lässt mich tanzen

Die schlechte Nachricht: Der ASBL des Samsungs ist genauso schlimm wie beim LG OLED Flex und nervt mich im Office-Betrieb gewaltig. Wenn ich einen Text schreibe, wird mein Bild nach einer Weile dunkler und dunkler, bis ich aktiv etwas bewege. Ich vollführe deshalb alle paar Minuten einen kleinen Anti-ASBL-Tanz und wechsle das Fenster. Ist das eine Tragödie? Nein. Stört es und reisst es mich manchmal aus dem Schreibfluss? Auf jeden Fall.

Mac-spezifisches Problem: Skalierung unmöglich

Eine überraschende Einschränkung stelle ich im Office-Betrieb mit einem Mac fest. Sie betrifft nicht nur die beiden getesteten Monitore, sondern alle Bildschirme mit Ultrawide-Auflösung: Die Grösse von Menüs und Texten lässt sich nicht wie gewohnt einstellen.

Mit einem Windows-Rechner hast du dieses Problem nicht. Dort kannst du die Skalierung wie üblich in Prozent-Stufen einstellen.

Bedienung: Altbacken vs. mühsam

Ich finde die Bedienung deshalb bei beiden Bildschirmen suboptimal. Schön wäre ein Mittelweg: ein umfassendes und trotzdem übersichtliches Menü ohne Bloatware – und direkte Zugriffe auf wichtige Funktionen wie Helligkeit, Eingabequelle oder Farbprofil. Weil der Alienware-Monitor zumindest den letzten Punkt erfüllt, mag ich seine Bedienung unter dem Strich lieber.

Fazit: Super für Gaming, Alienware gewinnt

Sowohl der Dell Alienware AW3423DWF als auch der Samsung Odyssey OLED G8 sind hervorragende Gaming-Monitore. Die Bildqualität in Spielen ist dank grossartiger Kontrastwerte und leuchtender Farben eine wahre Freude. Typisch für OLED-Monitore ist praktisch keine Bewegungsunschärfe zu sehen. Reaktionszeit und Eingabeverzögerung sind auf Top-Niveau.

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Mein Fingerabdruck verändert sich regelmässig so stark, dass mein MacBook ihn nicht mehr erkennt. Der Grund: Wenn ich nicht gerade vor einem Bildschirm oder hinter einer Kamera hänge, dann an meinen Fingerspitzen in einer Felswand.


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