Produkttest
Das taugt das Fractal Design Meshify S2 fürs Custom-Watercooling
von Kevin Hofer
Mit dem Meshify 2 spendiert Fractal Design dem beliebten Meshify S2 einen Refresh. Die Verbesserungen stecken dabei im Detail und machen das bereits sehr gute Gehäuse noch besser.
Das Meshify S2 ist mein Daily Driver: Im Gehäuse mit Stormtrooper-Look habe ich meine Komponenten verbaut; ich arbeite, game und erstelle CAD-Designs mit dem Teil.
Das Gehäuse hat mich beinahe vollends überzeugt. Deshalb bin ich gespannt, was der Nachfolger – ausser dem verwirrenden Namen – zu bieten hat. Weshalb verwirrender Name? Der Vorgänger heisst Meshify S2. Beim Nachfolger lässt Fractal einfach das «S» weg. Ergibt für mich keinen Sinn und erinnert mich an die verwirrende Namensgebung der Xbox-Konsolen.
Fractal hat mir für das Review das Meshify 2 in Schwarz mit getöntem Seitenfenster zur Verfügung gestellt. Es gibt das Gehäuse in diversen Ausführungen – auch in einer XL-Version mit mehr Platz.
Fractal Meshify 2 XL Dark
SSI CEB, EE-ATX, E-ATX, Mini ITX, mATX, ATX, SSI EEB
Am Design hat Fractal nicht viel verändert. Das Gehäuse sieht auf den ersten Blick gleich aus. Die grösste Wandlung hat die Oberseite durchgemacht: Sie kommt neu wie aus einem Guss daher und ist auf der ganzen Seite leicht abgeschrägt. Mir fallen zudem die neuen Füsse auf, die nicht mehr im Chromstahl-Look daherkommen, sondern in der Gehäusefarbe gehalten sind. Apropos Gehäusefarbe: Aufgrund des Materialmix hatte das Meshify S2 nicht überall genau dieselbe Farbe – zumindest bei der weissen Version. Beim Meshify 2 kann ich keine Farbabweichungen erkennen.
Neu lassen sich die Seitenteile schraubenlos entfernen. Das Top-Panel und die Front sind ebenfalls schnell ein- und ausgeklickt. Oben, vorne und unten gehören Staubfilter zum Lieferumfang. Bei den Anschlüssen stehen ein USB-C 3.1 Gen 2, zwei USB-A 3.0 und Audio I/O zur Verfügung.
Im Inneren lassen sich von Mainboards von Mini-ITX bis E-ATX mit 285 Millimeter verbauen. Wie der Vorgänger ist das neue Gehäuse modular. Das Standard- oder auch Open-Layout ist auf Airflow ausgerichtet, also wie gut frische Luft ins Innere des Gehäuses dringt und heisse Luft abgeführt wird. So hat es Platz für Radiatoren bis zu 420 Millimeter Länge. Im Storage-Layout beherbergt das Gehäuse bis zu 14 HDDs und 4 SSDs. Drei 140-Millimeter-Lüfter sind vorinstalliert, insgesamt neun lassen sich verbauen.
Mit 54,2×24×47,4 Zentimetern (L×B×H) ist das Meshify 2 minim kürzer und schmaler als das Meshify S2, dafür etwas höher. Beim Gewicht hat das Meshify 2 etwas abgespeckt: Mit 10,1 Kilogramm ist es 300 Gramm leichter als der Vorgänger.
Für den Test verbaue ich ein Intel-Testsystem mit folgenden Komponenten:
Das Testsystem unterscheidet sich von demjenigen, das ich bei Gehäuse-Reviews bisher verwendet habe. Das hat drei Gründe: Erstens teste ich im Homeoffice und habe nicht alle Komponenten zur Verfügung. Das führt mich zum zweiten Punkt: bei mir im Büro schwankt die Temperatur. Ich kann also die äusseren Umstände nie reproduzieren und die Reviews wären sowieso nicht vergleichbar. Drittens möchte ich in meinen Reviews auch Intel etwas mehr Raum geben. Meine Testbench für SSDs und Grafikkarten läuft auf einem AMD-System, das Testsystem für Gehäuse läuft jetzt mit einem Intel-System.
Beim Zusammenbau fallen mir einige Verbesserungen auf. Die Frontanschlüsse sind am Gerüst des Gehäuses befestigt und nicht am Front-Panel wie beim Vorgänger. Somit lässt sich dieses einfacher wegnehmen. Dass alle Panele einfach ein- und ausgeklickt werden können, sorgt für zusätzlichen Komfort. Die Rückwand rechts, mit der sich das Gehäuse vom Standard- zum Storage-Layout ausbauen lässt, hat keine Aussparungen mehr. Das gibt dem Gehäuse einen sauberen Look.
Ebenfalls neu ist, dass hinten bei den PCIe-Slots keine Zwischenstreben mehr sind. Das wird Absicht von Fractal sein, denn so lässt sich das Flex B-20, eine neue Halterung zur vertikalen Montage von GPUs, leicht befestigen. Bei meinem Meshify S2 musste ich die Streben noch wegfräsen, damit ich leichten Zugang zu den Anschlüssen der GPU habe.
Auf der Rückseite hat sich ebenfalls einiges getan: Fractal bietet nun richtige Kabelführungen und bessere Möglichkeiten fürs Kabelmanagement. Dazu gehört auch die Blende, hinter der die Kabel auf Höhe des Netzteils verschwinden. Ebenfalls neu ist die Platzierung des integrierten Fan-Hub: Statt mittendrin befindet sich dieser nun oben unter dem Gehäusedach. Dort ist er nicht mehr im Weg.
Insgesamt ist der Zusammenbau im Meshify 2 sehr angenehm und an den entscheidenden Stellen besser als beim Meshify S2. Einziger Wermutstropfen bleibt, dass es zwischen Mainboard und Deckel des Gehäuses zu wenig Platz hat. Befestigst du oben einen Radiator zum Wasserkühlen, kommst du nicht mehr richtig an die Anschlüsse oben am Mainboard heran. Dass das Gehäuse etwas höher als der Vorgänger ist, liegt daran, dass die Füsse etwas höher sind. Das ist jedoch eine Verbesserung, da potenzielle Lüfter unten besser Luft ansaugen können. Dem bin ich in einem Artikel nachgegangen und habe dafür ordentlich Schelte von einigen unter euch bekommen. Dass die Ingenieure von Fractal nun beim Meshify 2 auf höhere Füsse setzen, bestärkt mich jedoch in meinem Fazit in dem Artikel, dass die Luftzirkulation besser wird, wenn die Lüfter mehr Raum haben um frische Luft ins Gehäuse zu ziehen.
Wichtiger als das Design und die Bauerfahrung ist bei einem Gehäuse der Airflow. Aufgrund des offenen Mesh-Designs hatte bereits der Vorgänger einen exzellenten Airflow. Der neue Frontfilter aus Nylon könnte für einen noch besseren Airflow vom Mesh-Panel getrennt werden. Ich verzichte für den Test jedoch darauf und teste das Gehäuse im Standard-Layout mit den drei Lüftern. Alle Lüfter, also auch die der CPU und GPU, lasse ich auf Standard.
Um den Airflow zu testen, lasse ich die beiden Stresstests – HeavyLoad, für die CPU und FurMark, für die GPU – während zwanzig Minuten laufen und überwache die Temperaturen mit HWiNFO64.
Bevor ich den Test starte, messe ich die Umgebungstemperatur und die Temperaturen der Komponenten sowie die Lautstärke im Leerlauf – oder auch: Idle. Im Leerlauf messe ich knapp 35 dB Schall, die Umgebungstemperatur beträgt 22° Celsius. Die Temperaturen der Komponenten kannst du folgendem Liniendiagramm entnehmen. Ich liste die Angaben auf, für die das Mainboard Sensoren hat.
Nachdem ich den Test gestartet habe, steigt der Lärmpegel um 7 dB auf rund 42 dB und bleibt während den gesamten zwanzig Minuten auf diesem Niveau. Die Schallentwicklung bleibt also gering. Die Raumtemperatur hingegen steigt von 22° Celsius auf 23,9° Celsius. Das Thermometer liegt bei der Messung auf dem Tisch neben dem Gehäuse. Der Test lässt mein Büro jedoch auch spürbar wärmer werden.
Die Temperaturentwicklung innerhalb des Gehäuses hält sich in Grenzen. Mit maximal 57° Celsius bleibt der Intel i9-10900K erstaunlich kühl. Dabei muss ich erwähnen, dass HeavyLoad die zehn Kerne des Prozessors nur mit 4 GHz Taktfrequenz stresst. Dennoch ist das erstaunlich kühl. Die GPU wird mit 71° Celsius zwar wärmer, aber die Temperatur erhöht sich während dem Test nicht. Im Review der Grafikkarte wurde diese bis zu 67° Celsius warm und das auf der offenen Testbench. Im Gehäuse sind 4° Celsius mehr verhältnismässig wenig.
Weitere Indikatoren für den guten Airflow sind die Temperaturen von Mainboard, RAM und SSD. Das RAM wird während des Tests nur 4° Celsius wärmer als im Idle. Das Mainboard wird gar nur 1° Celsius wärmer und die Temperatur der SSD verändert sich gar nicht. Sie ist aber auch an der Rückwand befestigt.
Mit dem Meshify 2 liefert Fractal Design einen würdigen Nachfolger für das Meshify S2. Die Verbesserungen liegen in Details wie den Kabelführungen, dem Klicksystem aller Panele, der Platzierung des Lüfterhubs und der netten Zugabe der Kabelblende. Einziger wirklicher Kritikpunkt bleibt für mich der mangelnde Platz zwischen Mainboard und Gehäusedeckel.
Der Airflow ist dank des Meshdesigns sehr gut und trotzdem hält sich die Schallentwicklung im Rahmen. Das Design ist schlicht, wie bei Fractal üblich. Wenn dir das wie mir gefällt, gibt es eigentlich keinen Grund das Meshify 2 nicht in Betracht zu ziehen. Ausser du willst ein grösseres oder kleineres Gehäuse.
Mit rund 150 Franken ist das Gehäuse für den Formfaktor eher in der oberen Liga angesiedelt. Dafür kriegst du aber auch ein super verarbeitetes Gehäuse, das beinahe keine Wünsche offen lässt.
Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.