Produkttest

Ein Gehäuse mit Ecken und vor allem Kanten: Kolink Rocket

Kevin Hofer
4.9.2020

Das Rocket von Kolink ist ein Dan-Cases-A4-Klon. Mit 9,6 Litern Volumen ist das Gehäuse äusserst kompakt und passt auf jeden Schreibtisch. Einzig die maximale CPU-Kühlerhöhe steht dem Gehäuse im Weg, High-End-Komponenten aufzunehmen.

Autsch – und schon blutet mein Finger. Ich rutsche bei der Montage des Mainboards ab und hole mir an den scharfen Kanten des Rockets eine Fleischwunde. Das weckt Erinnerungen an längst vergessene Zeiten, als ich damit angefangen habe PCs zu bauen. Dabei macht das Rocket äusserlich eine gute Falle.

Ein erster Augenschein

Das Rocket wirkt auf den ersten Blick gut verarbeitet. Bei genauerem Betrachten fällt mir jedoch auf, dass die Kanten sehr scharf sind. Damit könntest du Brot schneiden.

Das Netzteil befestige ich mit einer Halterung an der Oberseite vorne. Der Netzschalter des PSU ist dadurch nur noch schwer zugänglich im Inneren des Gehäuses. Ich muss also daran denken, ihn vor dem Zuschrauben des Gehäuses zu betätigen. Damit der Stromanschluss trotzdem hinten angebracht ist, führt Kolink im Gehäuse ein Stromkabel auf die Rückseite. Unterhalb des Netzteils lassen sich an einer weiteren Halterung zwei 2.5-Zoll-Laufwerke montieren.

Der Einbau

Als nächstes montiere ich das Netzteil, was problemlos klappt. Die Kabel kommen unten raus, was die 2.5-Zoll-Halterungen etwas versperrt. Ich verbaue zum Glück eine M.2, kann mir aber vorstellen, dass der Platz für 2.5-Zoll-Laufwerke dort mit all den Kabeln etwas unglücklich ist. Kabelsalat ist programmiert.

Ausser der Grafikkarte, die sich nicht richtig festmachen lässt, funktioniert der Zusammenbau ganz gut und ist schnell erledigt. Dass die Kanten scharf sind muss ich bei der Montage der Grafikkarte dann am eigenen Leib erfahren: Ich rutsche ab und schürfe mir den Finger blutig. Das weckt Erinnerungen an Gehäuse aus den 90ern.

Test-Setup und -Methode

Das Wichtigste an einem Gehäuse ist der Airflow. Das heisst: Wie effizient wird frische Luft ins Gehäuse befördert und auch wieder raus? Um das zu testen, unterziehe ich die verbauten Komponenten im Gehäuse den Stresstests HeavyLoad (für die CPU) und FurMark (für die GPU).

Die Ergebnisse

Beim Zusammenbau ist mir vor allem der unglücklich platzierte Ausstoss-Lüfter aufgefallen. Der wird vom Riser-Kabel, das gleich darüber liegt, beinahe vollständig erstickt. Wie sich beim Test zeigt, ist das nicht das einzige Problem: Das Teil ist enorm laut. Mit meinem dB-Messgerät messe ich aus 30 Zentimeter Entfernung zum Gehäuse 62 dB. Das ist etwa so laut wie die alte Bernina-Nähmaschine von meiner Frau und ist vor allem diesem Lüfter geschuldet.

Der Ryzen 5 3600XT erreicht nach 14 Minuten sein thermisches Limit von 95° Celsius. Die Taktfrequenz bricht die restlichen sechs Minuten des Tests jedoch nicht drastisch ein: Taktet die CPU nach 14 Minuten noch mit 3843 MHz, sind’s nach zwanzig Minuten immer noch 3793 MHz.

Die Grafikkarte erreicht bereits nach vier Minuten die 80° Celsius. Während den restlichen 16 Minuten des Tests erhöht sich die Temperatur nur noch um 3° Celsius. Auf den Takt der Karte hat die Temperatur keinen Einfluss.

Im Vergleich zum Osmi 3.1 werden das Chipset und das Mainboard im Rocket heisser. Mit maximal 81° Celsius läuft das Chipset im Rocket 7° Celsius wärmer als im Osmi. Ebenfalls 7° Celsius beträgt die Differenz beim Mainboard: 62° im Vergleich zu 55° Celsius. Die SSD hingegen bleibt im Rocket mit 60° Celsius zwei Grad kühler.

Fazit: Ein Gehäuse mit Ecken und Kanten

Das Rocket ist ein super Gehäuse, wenn du nicht High-End-Komponenten darin verbauen willst. Die Beschränkungen bei der CPU-Kühler-Höhe sind zu gross, dass du einen ordentlichen Kühler für grosse CPUs einbauen kannst.

Im Gegensatz dazu stehen dir bei der Grafikkarte mehr Möglichkeiten zur Verfügung. Mit einer maximalen Länge von 31 Zentimetern und einer Dicke von zwei Slots liegen High-End-Karten drin. Dank den Mesh-Seitenpanelen können die Lüfter der Grafikkarte genug frische Luft ansaugen, dass die Karte nicht zu heiss läuft.

Negativ ist der Outtake-Lüfter oben, der ordentlich Lärm verursacht. Den würde ich auf jeden Fall gleich zu Beginn wechseln. Die gute Verarbeitungsqualität wird etwas durch die scharfen Kanten getrübt.

Mit knapp 160 Franken ist das Rocket aber auf jeden Fall eine günstigere Alternative zum Dan Cases A4-SFX V4.1. die einen Blick Wert ist.

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Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.


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