Hinter den Kulissen

Dynamische Preise bei Galaxus erklärt

Manuel Wenk
21.8.2025

Warum kostet ein Produkt bei Galaxus oder Digitec heute mehr als gestern? Dahinter steckt kein mieser Trick – sondern ein System, das faire Preise möglich macht. Die Preise folgen dabei keinen Launen, sondern klaren Regeln.

Wer bei Galaxus oder Digitec ein Produkt anschaut, sieht oft einen anderen Preis als tags zuvor. Manche ärgern sich, andere freuen sich über das unverhoffte Schnäppchen. Für Michael Stähelin, Product Owner für Dynamic Pricing, gehört das zum Alltag: «Im Onlinehandel ist Preisstabilität ein Mythos», sagt er. «Der Markt bewegt sich ständig – und wir bewegen uns mit.»

Warum sich Preise ändern – und das sogar fair ist

Eine kurze Online-Suche und schon steht fest, wer der günstigste Anbieter ist. «Im Vergleich zum stationären Handel herrscht im Onlinehandel viel grössere Preistransparenz», bringt es Michael auf den Punkt. Damit Digitec und Galaxus konkurrenzfähige Preise bieten, passt ein selbst entwickelter Preisalgorithmus unser Angebot bis zu fünfmal täglich an.

Unsere Preise sind zu jedem Zeitpunkt für alle gleich – egal ob in Zürich, im Engadin oder in Genf. Genau so egal ist es, mit welchem Gerät du in unseren Shops stöberst oder wie oft jemand das Produkt schon angeschaut hat. Kein personalisiertes Pricing, keine Tricks. «Solche dynamischen Preise haben ein schlechtes Image und haben ihren Ursprung in der Flugbranche – für ein und denselben Flug zahlen Flugpassagiere oft völlig verschiedene Preise», sagt Michael.

Was ist denn mit diesem Preis passiert? Preisverlauf eines Wasserkühlers von Corsair
Was ist denn mit diesem Preis passiert? Preisverlauf eines Wasserkühlers von Corsair

Seit 2021 zeigt Galaxus, wie sich der Preis eines Produktes über die Zeit entwickelt hat. Was unserer Kundschaft beim Kaufentscheid unterstützen soll, kann auch mal Stirnrunzeln auslösen: Ein Preisverlauf wie bei einem Wasserkühler von Corsair soll der Algorithmus eigentlich verhindern. «In diesem Fall hat sich unser System an den Preisen der Konkurrenz orientiert – und die beiden Systeme haben sich hochgeschaukelt.», so Michael.

Der Preisanpassungs-Algorithmus basiert auf einem eigens entwickelten System, das auf externe und interne Daten zurückgreift.

Trotz aller Datenliebe braucht es bei Galaxus und Digitec weiterhin menschliche Kontrolle. Bei Millionen von Preisänderungen pro Tag entstehen zwangsläufig Fehler. Deshalb hat das fünfköpfige Entwickler-Team rund um Michael Alarme eingerichtet: Wenn sich etwa tausende Preise gleichzeitig stark verändern, schrillen die Sirenen. Das Team prüft sofort, was los ist.

 Zwischen Marktdynamik und Moral

Unser System ist so gebaut, dass es auf Marktveränderungen reagiert – aber nicht überreagiert. Trotzdem sehen sich Michael und sein Team immer wieder mit kritischen Kommentaren konfrontiert: «Ihr habt doch die Preise erhöht, weil Kassensturz das Produkt gut bewertet hat!» Oder: «Ihr spielt doch mit Mondpreisen!» Michael kann die Skepsis nachvollziehen. «Technisch gesehen reagiert unser System hauptsächlich auf die Angebotsituation im Markt – aber wir wissen auch, dass Preise emotional aufgeladen sind», sagt er. «Wenn ein Artikel plötzlich 30 Prozent teurer wird, wirkt das schnell unfair – auch wenn es erklärbar ist.» Ein Beispiel: Im März 2025 testete das Schweizer Konsumentenmedium Kassensturz Epilierer. Die Nachfrage schnellte in die Höhe, kurz darauf waren wir und mehrere unserer Lieferanten kurzfristig ausverkauft. Das System wich auf einen teureren Marktplatzhändler aus, der seine Preise frei festlegt – das Resultat: stark schwankende Preise innerhalb weniger Stunden. Für Michael ist klar: «Preisfairness endet nicht bei den Algorithmen. Wir müssen nachvollziehbar bleiben – und auch dann Haltung zeigen, wenn der Markt kurzfristig verrücktspielt.»

Ein System in Bewegung

Trotz aller technologischen Raffinesse bleibt unser oberstes Ziel dasselbe: eine Preisstrategie, die sowohl uns als auch unseren Kundinnen und Kunden zugutekommt. Fair, transparent und nachvollziehbar – auch wenn sich der Markt ständig bewegt.

Über 99 Prozent aller Preise (exklusiv Marktplatz) auf den beiden Plattformen Digitec und Galaxus setzen wir automatisch und somit oft mehrmals täglich neu. Ausnahmen sind Sonderangebote. Diese Preise setzen weiterhin unsere Mitarbeitenden. Trotz der ganzen Automatisierung möchten wir die Kontrolle nicht aus der Hand geben: «Uns ist wichtig, dass wir immer erklären können, warum ein Preis so ist, wie er ist», sagt Michael. «Und dass wir jederzeit eingreifen können, wenn etwas aus dem Ruder läuft.»

Für die Zukunft sind weitere Massnahmen zur Transparenzsteigerung geplant. Ein Ansatz hat ein Team kürzlich am Hackfest von Digitec und Galaxus entwickelt. Die Idee: Eine Ampel zeigt, ob ein Preis gerade besonders hoch oder tief ist. Damit könnte Galaxus den Kundinnen und Kunden eine weitere Entscheidungshilfe bieten.

So könnte das Ampelsystem aussehen
So könnte das Ampelsystem aussehen

«Onlinehandel ohne dynamische Preise ist heute undenkbar», fasst Michael zusammen. «Aber mit der richtigen Balance aus Automatisierung und menschlicher Kontrolle schaffen wir ein System, das sowohl für uns als Unternehmen als auch für unsere Kunden Vorteile bringt.»

Was hältst du von dynamischen Preisen? Und würdest du dir wünschen, dass wir noch transparenter zeigen, wann ein Produkt besonders günstig ist?

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Als Multimedia-Produzent ist es für mich eine Selbstverständlichkeit, Inhalte auf vielfältige Art und Weise aufzubereiten. In meiner Freizeit zieht es mich in die Berge, sei es zum Skifahren, Mountainbiken oder Wandern. Und natürlich habe ich meine Kamera immer griffbereit, genauso wie meine FPV-Drohne. 

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