
Hintergrund
RGB-Mini-LED: Die Technologie, die OLED alt aussehen lässt
von Luca Fontana
HDR wird smarter: Dolby bringt mit «Dolby Vision 2» eine neue Generation seiner Bildtechnologie. Hisense und CANAL+ sind die ersten Partner – doch was heisst das konkret für Zuschauerinnen und Zuschauer?
Ein bisschen klang es auf der IFA in Berlin wie der Versuch, HDR neu zu erfinden: Dolby hat «Dolby Vision 2» vorgestellt. Die neue Version soll Filme, Serien, Sport und Games nicht nur heller und bunter, sondern auch smarter machen. Als erste Partner stehen Hisense mit neuen RGB-MiniLED-TVs und der französische Medienkonzern CANAL+ bereit, um das Upgrade direkt ins Wohnzimmer zu bringen.
Aber was genau steckt hinter dieser Neuauflage?
Dolby Vision 2 bringt eine Reihe neuer Werkzeuge mit, die auf den ersten Blick nach Buzzword-Bingo klingen. Die Werkzeugkiste selbst nennt Dolby «Content Intelligence». Das ist eine Art KI-Schaltzentrale, die Bild und Umgebung in Echtzeit analysiert. Das Ziel: das Bild automatisch so zu optimieren, dass es besser aussieht, egal, ob du im abgedunkelten Heimkino sitzt oder am Sonntagnachmittag im hellen Wohnzimmer schaust.
Ein häufiger Kritikpunkt an HDR war bisher, dass Szenen zu dunkel wirken und Details in Schatten verloren gehen. Genau hier setzt Precision Black an. Neu können Filmschaffende in den Metadaten viel exaktere Informationen hinterlegen. Etwa, unter welchen Lichtbedingungen eine Szene am Referenzmonitor gemastert wurde. So soll der Fernseher das Bild später so wiedergeben, dass es dem Master möglichst nahekommt, unabhängig vom Modell.
Dolby zeigte sich überzeugt: Szenen wie die berüchtigte «Long Night» aus «Game of Thrones», bei der Zuschauer im Dunkeln kaum etwas erkennen konnten, sollen damit der Vergangenheit angehören.
Mit Dolby Vision IQ konnten Fernseher schon das Umgebungslicht messen und das Bild darauf abstimmen. Light Sense geht laut Dolby einen Schritt weiter: Neu fliessen auch Referenzdaten aus dem Film oder Spiel ein. Damit soll die Anpassung präziser und natürlicher wirken, egal ob man tagsüber oder im abgedunkelten Zimmer schaut.
Bei Sport und Gaming dreht sich vieles um den Weisspunkt. Während Film-Modi meist auf D65 kalibriert sind – also einen warmen, rötlichen Ton haben, wie ihn die Filmschaffenden vorgesehen haben –, darf es bei Sportübertragungen kühler und knackiger sein. Dolby Vision 2 soll den Weisspunkt künftig automatisch an den Inhalt anpassen: warm und akkurat bei Filmen, kühler, knackiger und heller bei Fussball oder Games.
Zudem kommt eine verbesserte Bewegungssteuerung. Das soll dafür sorgen, dass Live-Sport und Games flüssiger aussehen und dass der Ball oder die Spielfigur nicht in Schlieren oder zu hellen Bildbereichen verschwinden. Wer «Mario Kart World» auf der Switch 2 spielt, weiss, was ich meine.
Mit sogenanntem «bidirektionalem Tone Mapping» sollen Filmschaffende mehr Kontrolle darüber erhalten, wie ihre Inhalte auf extrem hellen oder farbstarken TVs aussehen. Bisher lag diese Entscheidung fast ausschliesslich bei der Bildverarbeitung des Fernsehers selbst. Nun können Regisseure oder Studios genauer festlegen, wie Helligkeit und Farben übersetzt werden.
Die grosse Demo-Überraschung war aber «Authentic Motion». Bisher hatten Zuschauende nur die Wahl: Entweder sie ertragen «Judder» – also kleine Ruckler bei schnellen Kameraschwenks –, oder sie aktivieren die Zwischenbildberechnung ihres Fernsehers und landen im berüchtigten «Soap-Opera-Effekt», bei dem das Bild «zu flüssig» und unnatürlich wirkt.
Mit Dolby Vision 2 sollen Filmschaffende nun selbst die Kontrolle haben – Szene für Szene, Bild für Bild. Wie an einem feinen Regler können sie die Zwischenbildberechnung behutsam hoch- oder runterschrauben. Das Ziel: Den typischen Kino-Look über die meiste Zeit des Films bewahren, in kritischen Momenten mit schnellen Bewegungen aber gezielt eingreifen, damit es nicht zu störendem Judder kommt.
In der Live-Demo zeigte Dolby dieselbe Szene dreimal: einmal ohne Zwischenbildberechnung, einmal mit aggressiver Zwischenbildberechnung und einmal mit Dolby Vision 2. Das Resultat: filmisch, authentisch und trotzdem frei von Rucklern an den heiklen Stellen. Sehr schön.
Etwas weniger schön ist, dass Dolby zwei Stufen seiner neuen Technologie herausbringt:
Das bedeutet: Nicht jeder Fernseher mit Dolby Vision 2 wird automatisch alles können, je nach Modell gibt es Unterschiede. «Authentic Motion» zum Beispiel fiele dann weg.
Der Dolby erklärte, dass dies nicht nur Marketing sei, sondern mit der nötigen Hardware zusammenhängt: «Max» braucht High-End-Chips und Displays mit enormer Helligkeit und Farbraum. Auf Mittelklasse-Geräten gibt es daher eine reduzierte Version. Das sei immer noch besser als gar kein Dolby Vision 2, aber für Käuferinnen und Käufer leider ein weiterer Begriff im ohnehin dichten Technologie-Dschungel.
Dolby Vision startete 2015. Damals waren LCD-Fernseher im Schnitt noch 32 bis 40 Zoll gross und erreichten vielleicht 300 Nits. Heute, zehn Jahre später, stehen wir vor 115-Zoll-Monstern mit bis zu 8000 Nits Helligkeit. Dolby argumentiert: Die Geräte haben sich so stark weiterentwickelt, dass es höchste Zeit für ein Update war.
Ein weiterer Grund für die lange Pause: Dolby Vision ist kein simples Dateiformat, sondern ein ganzes Ökosystem. Damit Dolby Vision 2 funktioniert, muss die Technik tief in den Chips von Fernsehern, Streaming-Boxen oder Smartphones integriert sein. Encoder und Decoder auf Produktions- und Geräte-Seite müssen zusammenspielen. Deshalb dauert es länger, bis eine neue Version marktreif ist – und erklärt, warum Hisense derzeit der einzige Hersteller ist, der mit seinem MediaTek-Prozessor die nötige Hardware bereits mitbringt.
Dolby will seinen Vorsprung im HDR-Rennen also sichern. Konkurrenzformate wie HDR10+ (vor allem von Samsung vorangetrieben) oder das klassische HDR10 sind längst etabliert. Mit Dolby Vision 2 setzt Dolby nicht auf «noch mehr Helligkeit», sondern auf intelligente Anpassungen.
Wann genau die ersten Geräte erscheinen, ist noch offen. Dolby versprach auf der IFA, dass Hollywood, Gerätehersteller und Streamingdienste starten werden, sobald deren Hardware bereit ist. Das könnte aber noch ein, zwei Jahre dauern. Sicher ist: Hisense will seine kommenden High-End-TVs mit Dolby Vision 2 ausstatten, und CANAL+ plant jetzt schon, das passende Film-, Serien- und Sportangebot beizusteuern.
Beruhigend für alle, die gerade erst einen neuen Fernseher gekauft haben: Dolby bestätigte, dass Dolby-Vision-2-Inhalte auch auf alten TVs mit Dolby Vision 1 laufen werden. Die neuen Metadaten werden dann einfach ignoriert und stattdessen wird das alte Dolby Vision abgespielt.
Unklar bleibt dagegen, ob Dolby Vision 2 auch auf UHD-Blu-rays oder -Projektoren kommen wird. Ebenso wollte Dolby keine Angaben zu Zertifizierungskosten machen. Etwa, ob Hersteller für die Max-Version mehr bezahlen müssen als für die Standard-Ausführung.
Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.»