
Hinter den Kulissen
Folge der Unwetter: Nachfrage nach Luftentfeuchtern steigt sprunghaft
von Alex Hämmerli

Ohne Schutz ist es für uns im Weltraum schnell zu Ende. Bärtierchen und Moose sind dagegen härter im Nehmen. Das zeigte ein Experiment auf der ISS.
Bärtierchen gelten als die widerstandsfähigsten Tiere der Welt. Sie überleben Austrocknen, Einfrieren und die hochenergetische Strahlung des Weltalls ohne Schäden. Und jetzt gibt es eine gute Nachricht für sie: Auch ihre bevorzugte Heimat könnte die Reise durch den Kosmos unbeschadet überstehen, denn Moose verkraften den Aufenthalt ausserhalb der schützenden Hülle eines Raumschiffs ebenfalls, wie ein Experiment durch Chang-hyun Maeng von der Universität Hokkaido in Sapporo belegt.
Zusammen mit seinem Team hatte der Biologe getestet, welche Bestandteile des Kleinen Blasenmützenmooses (Physcomitrium patens) wie die Protonemata – fadenförmige Vorkeime der Moose –, Brutzellen oder Sporenkapseln widrige Bedingungen am besten aushalten. Dabei zeigte sich bereits, dass die Sporenkapseln Hitze, Kälte, Einfrieren oder Vakuum in grösserer Zahl verkraften. Deshalb traten diese als Versuchsobjekte ihre Reise zur Internationalen Raumstation ISS an, wo sie anschliessend an der Aussenseite der ISS neun Monate praktisch ungeschützt um die Erde kreisten. Während dieser Zeit waren sie der extremen Kälte, Trockenheit und Strahlung des Weltraums ausgesetzt. Nach ihrer Rückkehr zur Erde wurden sie dann auf Nährböden ausgebracht.
Zur grossen Überraschung der Forscher keimten 80 Prozent der getesteten Sporenkapseln aus und wuchsen zu lebenden Moosen heran. Maeng und Co waren davon ausgegangen, dass praktisch alle Sporenkapseln die harschen Bedingungen nicht überdauern würden. Zumindest auf dieser zellulären Ebene können manche Pflanzen also durchaus unter sehr extremen Umständen überleben und besitzen Schutzmechanismen gegenüber harter Strahlung oder Kälte.
Blickt man auf die evolutionäre Geschichte der Moose, kommt diese Widerstandsfähigkeit vielleicht nicht ganz so überraschend: Sie gelten schliesslich als die ersten Gewächse, die vor 500 Millionen Jahren das Land erobert haben, wo sie den Weg für höhere Pflanzen bereitet haben. Die einzige wirkliche messbare Folge des Ausflugs in den Kosmos war ein verringerter Anteil von Chlorophyll a, einem grünen Pigment, das essenziell für die Fotosynthese ist. Sein Gehalt war in den Moosen nach Aufzucht um 20 Prozent geringer als in Artgenossen, die die Erde nicht verlassen hatten. Andere Formen von Chlorophyll waren dagegen nicht betroffen, sodass die gesamte Fotosyntheseleistung der Pflanzen kaum beeinträchtigt war.
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