Hintergrund

Die Ukulele aus dem 3D-Drucker

Kevin Hofer
12.10.2020
Mitarbeit: David Lee

Eine Ukulele aus dem 3D-Drucker – geht das? Diese Frage habe ich mir gestellt, als ich kürzlich über ein Projekt auf Instructables gestossen bin.

Ich liebe Musik. Gerne würde ich ein Instrument spielen können, ich bin aber bereits in der Grundschule an der Blockflöte gescheitert. Der «Speuzchnebu» hat mir jegliche Lust am Lernen genommen. Das hindert mich nicht daran, ständig neue Projekte, die auch nur im Entferntesten etwas mit Musizieren zu tun haben, in Angriff zu nehmen. Als ich vor ein paar Wochen auf Instructables auf die 3D gedruckte Ukulele von User Solstie gestossen bin, war ich gleich Feuer und Flamme.

So drucke ich die Ukulele

Alles, was ich für das Projekt benötige, ist ein 3D-Drucker, Filament, Stimmmechaniken und Ukulele-Saiten. Solstie erklärt ganz genau, wie ich drucken muss, damit die Ukulele gut klingt. Sie kann in zwei, drei oder vier Teilen gedruckt werden. Ich entscheide mich für zwei, weil mein 3D-Drucker Creality CR-10S Pro gross genug für das Modell ist. Beim Filament wähle ich Standard-PLA für den Hals und ein PLA/PHA-Filament für den Körper.

Den Hals drucke ich gemäss Anleitung mit vier Wandstärken und 50 Prozent Infill, so ist er stabil und bringt ein ordentliches Gewicht auf die Waage. Damit der Druck nicht allzu lange dauert, wähle ich die Schichthöhe 0,28 Millimeter. Den Körper drucke ich ebenfalls mit vier Wandstärken. Solstie hat den Körper so designt, dass mit einer 0,4-Millimeter-Druckdüse die Wände ohne Infill gedruckt werden. Das ist toll, weil Zwischenräume in den Wänden Schwingungen rausnehmen würden. Der Korpus der Ukulele soll jedoch schwingen, damit er einen lauten Klang erzeugt. Damit die Verbindung zwischen Hals und Körper hält, hat Solstie dort Verstärkungen eingebaut. Die drucke ich wie den Hals mit 50 Prozent Infill. Den Körper zu drucken, dauert etwas mehr als 24 Stunden. Der Hals ist innert rund 13 Stunden fertig.

Jetzt habe ich eine halbfertige Ukulele, aber keine Ahnung, wie ich die spielen soll. Glücklicherweise kann Kollege David Lee Gitarre spielen. Als ich ihm von meinem Projekt erzähle, ist auch er begeistert. Er will unbedingt ausprobieren, ob er auf dem Teil spielen kann.

Der Zusammenbau

Der Zusammenbau läuft nicht reibungslos ab. Ich muss den Hals abschleifen, damit ich ihn in den Körper stecken kann. Auch die Löcher, um die Saiten durchzuziehen, muss ich noch ausbohren. Nach etwa einer halben Stunde ist die Ukulele zusammengesetzt und mit den Stimmmechaniken bestückt.

Jetzt macht sich David daran, die Saiten aufzuziehen und zu stimmen. Da er noch nie eine Ukulele gestimmt hat, braucht er etwas länger. Nach einer knappen Stunde Rumgezupfe und einer 70 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit an Ohrenkrebs zu erkranken, ist die Ukulele gestimmt und David haut in die Saiten.

Einfach und spassig

Für mich klingt die Ukulele ganz gut. Am besten schaust du dir das Video oben an, um dir selbst ein Bild zu machen. Mich überzeugt das Modell von Solstie beinahe vollkommen. Einzig die Löcher, um die Saiten aufzuziehen, sollten etwas grösser sein. Auch Kollege David ist begeistert. Nur das Scherbeln der leeren Saiten würde er noch versuchen, zu eliminieren.

Eine Ukulele mit dem 3D-Drucker selbst zu bauen, macht richtig Spass. Hast du einen 3D-Drucker zuhause und liebst Musik, empfehle ich es dir als nächstes Projekt.

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Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.


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