Produkttest

Die Crucial T700 Pro SSD ist verdammt schnell und teuer

Kevin Hofer
30.5.2023

Crucials neueste M.2 SSD bietet dank PCIe-5.0-Standard hohe Geschwindigkeiten. Im Alltag bemerkst du davon allerdings wenig. Die Anschaffung dürfte sich deshalb und aufgrund der hohen Kosten nur für Wenige rechnen.

Mit PCIe 5.0 sind theoretisch fast doppelt so schnelle Lesegeschwindigkeiten wie mit PCIe 4.0 möglich – von bis zu 14 000 MB/s (Megabyte pro Sekunde) sind aktuell die Rede. Das reizt die neue Crucial T700 Pro auf dem Blatt erstmal nicht aus: Hier stehen 12 400 MB/s zur Verfügung. Aber auch das ist verdammt schnell, wie der Test zeigt. Der zeigt aber auch, dass dir das im Alltag nicht allzu stark auffallen dürfte.

Hier findest du alle Modelle der T700 Pro

Features

Nebst der Anbindung per PCIe 5.0 und dem Formfaktor M.2-2280 setzt die T700 Pro beim Softwareprotokoll auf den neuen Standard NVMe 2.0. Dabei ändert sich für dich wenig. Im Vergleich zur Version 1.4 handelt es sich lediglich um eine Reorganisation des Protokolls.

Pro Terabyte-Speicher (TB) ist die T700 Pro mit 1 Gigabyte (GB) DRAM-Cache ausgestattet. Im «Dynamic Random Access Memory» ist gespeichert, wo die Daten auf der SSD liegen. Sie ist in 1, 2 oder 4 TB Kapazität sowie mit und ohne Kühlkörper verfügbar. Ich habe das 2-TB-Modell mit und ohne Kühlkörper von Crucial zum Testen erhalten. Getestet habe ich die Version ohne Kühlkörper, da ich mit einer PCIe-Steckkarte teste.

Ein Viertel des Speichervolumens, im Fall meines Testsamples bis zu 500 GB, können im schnellen Single-Level-Cell-Modus (SLC) mit 1 Bit beschrieben werden. Sind diese belegt, muss in den TLC-Modus gewechselt werden. SSDs bedienen sich hier eines Tricks: Ist der SLC-Modus ausgeschöpft und es stehen keine grossen Schreibvorgänge an, schaufeln sie die Daten in den TLC-Speicher.

Sequentielle Schreib- und Lesegeschwindigkeit im ATTO Disk Benchmark

Sequentiell abgelegte Daten sind in zusammenhängenden Blöcken abgelegt. Dank dem sequentiellen Lesen und Schreiben lässt sich abschätzen, wie schnell die SSD beim Zugriff auf grosse Multimedia-Dateien, beim Transkodieren von Videos oder beim Anschauen von Filmen ist. Hersteller geben gerne die sequentiellen Geschwindigkeiten an, da sie die höchsten Werte ergeben.

Alle Tests mache ich auf meinem Testsystem mit folgenden Komponenten:

In folgender Grafik siehst du die Resultate im Vergleich mit zwei PCIe-4.0-SSDs. Ich habe der Übersicht halber nicht alle Ergebnisse in die Grafik integriert. Du siehst die maximal gemessenen Resultate.

Zufälliger Zugriff und noch mehr zur sequenziellen Geschwindigkeit

Während beim sequentiellen Lesen und Schreiben der MB/s- respektive GB/s-Wert zentral ist, sind es beim zufälligen Schreiben die Eingabe- bzw. Ausgabebefehle pro Sekunde (IOPS). Je höher die IOPS-Werte, desto schneller die SSD. Je kürzer die Antwortzeiten, desto schneller reagiert die SSD. Unter zufälligem Lesen und Schreiben sind Daten zu verstehen, die nicht in zusammenhängenden Speicherzellen abgelegt sind. Sie sind zufällig auf der SSD verteilt.

Beim zufälligen Lesen und Schreiben sind die Unterschiede weniger deutlich als beim sequentiellen. Dennoch hat die T700 Pro mit maximal 43 Prozent beim Schreiben und maximal 40 Prozent beim Lesen einen ordentlichen Vorsprung auf die PCIe-4.0-SSDs.

PCMark 10 und Temperaturen

Die beiden ersten Benchmarks testen die Geschwindigkeit der SSD in künstlich geschaffenen Szenarien. Realitätsnäher ist der Storage Benchmark von PCMark 10.

Ladezeiten in Games mit 3DMark Storage Benchmark

Zockst du viel, stören dich bestimmt lange Ladezeiten. Folgende Grafik gibt dir Aufschluss darüber, wie schnell die SSD in bestimmten Game-Szenarien ist.

Auch bei den Games zeichnet sich ab, dass die T700 Pro beinahe doppelt so schnell wie eine PCIe-4.0-SSD ist. Aber wie bereits beim PCMark 10 erwähnt, wirst du den Unterschied wohl nur in Games mit langen Ladezeiten bemerken. Ob das Spiel nun in fünf oder drei Sekunden geladen ist, macht keinen grossen Unterschied. Sind es hingegen 15 statt 28 Sekunden, ist der Unterschied spürbarer.

Wann drosselt die T700 Pro?

Zu guter Letzt kopiere ich zwei unkomprimierte Filme mit einer Gesamtgrösse von 69 GB von der T700 Pro auf die T700 Pro selbst und messe die benötigte Zeit für die Datenübertragung. Dieser Test erlaubt es mir, zu eruieren, ob die SSD ab einer gewissen Datenmenge die Übertragungsgeschwindigkeit runterdrosselt.

Ist die SSD beinahe leer, beträgt die Übertragungsgeschwindigkeit durchschnittlich 3,6 GB/s. Sie drosselt während der gesamten Übertragung nicht. Das ist ein ausgezeichneter Wert. Im Vergleich zur WD SN850 oder der Corsair MP600 Pro ist das mehr als doppelt so schnell. Auch bei meinen weiteren Tests zum Kopieren vermag die T700 Pro zu überzeugen.

Ich lösche alle Daten auf der SSD und versuche es mit der doppelten Datenmenge, also 138 GB. Diesen Schritt wiederhole ich, bis die T700 Pro runterdrosselt. Erst ab rund 500 GB zu kopierender Daten drosselt die SSD herunter. Der SLC-Modus scheint erschöpft. Die Datenübertragung läuft ab dann noch mit 2 GB/s – immer noch schneller als bei den beiden PCIe-4.0-SSDs.

Ist die SSD zu einem Viertel gefüllt, drosselt sie bereits nach 200 GB kopierter Daten von 3,6 GB/s auf 2 GB/s. Wenn sie zur Hälfte voll ist, fällt die Geschwindigkeit ebenfalls nach 200 GB Daten. In diesem Fall sogar auf 1,5 GB/s. Wenn drei Viertel der SSD voll sind, reicht es noch, um 100 GB mit voller Geschwindigkeit zu schreiben. Danach fällt diese auf 1 bis 1,5 GB/s.

Während all dieser Kopiervorgänge wird die SSD nie über 58 Grad heiss. Das ist sehr gut. Es gelten aber dieselben bereits genannten Einschränkungen wie beim Abschnitt zum PCMark 10 Benchmark.

Fazit: Die doppelte Leistung kostet auch das Doppelte

Die auf PCIe-5.0-basierende Crucial T700 Pro lässt PCIe-4.0-SSDs Staub schlucken. In meinen Tests ist sie bis zu über zweimal so schnell wie die Vergleichs-SSD. Aufgrund der guten aktiven Kühlung bleibt die Solid State Disk angenehm kühl – auch beim Kopieren grosser Datenmengen. Die Schreibleistung lässt sich selbst bei beinahe vollem Speicherstand sehen.

Was nach viel klingt, wirst du im Homeoffice-Alltag oder selbst beim Zocken nur bedingt bemerken. Die SSD lohnt sich vor allem für jene, die viele Daten hin und her schaufeln oder grosse Foto- und Videoprojekte haben. Oder für all jene, die stets das Beste und Schnellste wollen. Für alle anderen tut es auch noch eine PCIe-4.0-SSD. Zumal diese deutlich günstiger sind.

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