Produkttest

Colop e-mark: Nette Idee, aber an der Ausführung hapert’s

Kevin Hofer
2.9.2019

Mit dem e-mark, einem elektronischen Stempel, will Colop den Stempel digitalisieren. Haben Stempelkissen und Grafikstempel endgültig ausgedient?

Piep, piep, piep – so tönt es Mark und Bein erschütternd. Der Colop e-mark macht nervigere Piep-Geräusche als alle Astromechdroiden im gesamten Star-Wars-Universum zusammen – und das, obwohl er optisch eher an Darth Vaders Helm erinnert.

Der erste Kontakt mit dem Colop e-mark ist wegen der nervigen Geräusche alles andere als angenehm – ausser du bist droidophil. Zum Glück lässt sich das Gepiepse abstellen. Aber dazu später mehr.

Kleine Box mit wenig Inhalt, aber dennoch viel drin

Für die knapp 400 Franken, beziehungsweise etwas über 300 Euro, kriegst du den e-mark mit Akku, eine Farbpatrone, ein USB-Kabel, eine Ladestation mit Adapter und die Kurzanleitung.

Auf der Rückseite ist der Mini-USB-Anschluss. Ein LED-Ring umgibt Vaderchen. Er wirkt äusserlich sehr schlicht, bis ich ihn anhebe und mir die Unterseite ansehe. Hier befinden sich seitliche Laufrollen, der Ein- und Ausschalter, Positionsmesser, Druckkopf und ein Magnet, damit der e-mark auf der Ladestation hält.

Das Gerät ist rund 225 Gramm schwer, elf Zentimeter lang, siebeneinhalb Zentimeter breit und etwas mehr als sieben Zentimeter hoch. Angetrieben wird der e-mark mit einem drei Zellen Li-Ion Akku mit 600 mAh. Gemäss Datenblatt druckt das Teil mit 600 dpi auf Papier, Pappe, Stoff, Holz, Kork, Gipskarton, Hochglanzpapier und Fotopapier.

Die Tintenpatronen reichen gemäss Hersteller für ungefähr 5000 Ausdrucke in der Grösse 14 × 100 Millimeter. Der Akku soll bis zu fünf Stunden halten.

Zusammensetzen, App installieren und los geht’s

Als erstes installiere ich die Tintenpatrone. Der Hersteller weist darauf hin, dass Vaderchen zum Lagern immer in der Ladestation deponiert werden soll, da sonst die Tinte eintrocknet. Nachdem ich die Patrone montiert habe und das Teil wieder zusammengesetzt ist, schalte ich es ein und lade mir die e-mark-App runter. Für den Test verwende ich die Android-App. Der e-mark ist auch mit iPhone und PC kompatibel.

Ich folge den Anleitungen der App und nehme über WLAN die Verbindung zum e-mark auf. Die App weist mich übrigens darauf hin, dass ich die mobilen Daten deaktivieren soll, da es sonst zu Komplikationen mit der Verbindung kommen kann. Ich habe also keine Internetverbindung währenddem ich mit dem e-mark arbeite. Ich kann auch gleich meinen Namen, Adresse und so weiter registrieren, damit ich die Daten später automatisch zu Stempelvorlagen hinzufügen kann.

Ich versuch’s gleich mit einer Vorlage. «Great Job!» steht auf dieser. Rechts davon ist ein Clownfisch abgebildet. Mal schauen, ob Vaderchen – ‘tschuldigung: Vader – tatsächlich gute Arbeit leistet. Ich lade die Vorlage unter Vaders Helm, damit meine ich sein Gehirn aka Prozessor mit internem Speicher, und fahre mit ihm von links nach rechts. Cool, der Clownfisch grinst mich an und auch der Text steht.

Ärgernisse noch und nöcher

Die ständigen Verbindungsunterbrüche sind extrem nervig. Selbst Yoda hätte nach fünf Minunten mit dem Colop e-mark so viele Aggressionen angestaut, dass er zur dunklen Seite der Macht wechseln würde.

Erster eigener Abdruck und Reinigung

Im Editor angekommen, füge ich als erstes ein Bild ein. Ich wähle das Bild einer Schnecke. Das wähle ich absichtlich, da der Kontrast für einen Drucker nicht einfach ist. Mal schauen, wie Vader damit umgeht. Rechts vom Bild füge ich noch einen Text ein.

Ich brauche wieder ein paar Versuche, bis ich den Druck einigermassen hinkriege. Aber auch so überzeugt mich die Qualität nicht vollends. Klar, der Kontrast des Bildes ist tatsächlich nicht einfach abzubilden, aber dennoch. Ich frage mich, woran es liegen kann.

Ich entschliesse mich, eine manuelle Druckkopfreinigung durchzuführen. Dazu starte ich den Vorgang in der App und folge den Anweisungen. Nach ein paar Sekunden ist das Teil gereinigt und ich versuche es erneut. Die Schnecke ist jetzt etwas besser erkennbar, aber noch nicht optimal. Kollegin Livia erkennt Vaders Werk jedenfalls nicht. Das Bild ist wohl etwas zu komplex und dunkel.

Übrigens: Der letzte Druck, den ich an Vader sende, bleibt gespeichert. Zudem besteht die Option, bis zu drei weitere Abdrucke zu speichern. Ändern kannst du den gewünschten Abdruck in der App oder durch viermaliges Drücken auf Vaders Helm. Dazu muss er aber auf der Ladestation sein. Darüber, welcher Abdruck ausgewählt ist, gibt dir der LED-Ring in entsprechender Farbe Auskunft. Wobei wir beim LED-Ring wären, dem wohl verwirrendsten System, seit es LEDs gibt.

19 verschiedene LED-Angaben

Die Idee mit den LEDs ist zwar nett, aber zu verwirrend. Ich will nicht jedes Mal, wenn Vader anders blinkt, die Anleitung hervorholen.

Multiple Abdrucke

Vader wäre nicht Vader, wenn er nicht über spezielle Jedi-Mächte verfügen würde. Im Fall von meinem Vader sind das multiple Abdrucke, bis zu drei maximal. So kann ich zuoberst beispielsweise ein Firmenlogo, auf der zweiten Zeile Angaben zu meiner Person und zuunterst noch weitere Informationen abdrucken.

Damit das funktioniert, muss ich bei Vader zuerst wieder die Piepstöne aktivieren. Die geben mir nämlich Auskunft darüber, wann der Abdruck fertig ist und ich auf die nächste Zeile wechseln muss. Bevor ich drucken kann, muss ich drei Abdrucke an Vader senden und die Option «Fortlaufend Markieren» auswählen.

Danach setze ich wie gehabt an und fahre von links nach rechts. Sobald der Piepston ertönt fahre ich senkrecht nach unten bis ein weiterer Ton zu hören ist. Dann geht’s von rechts nach links, bis es piepst. Jetzt wieder senkrecht nach unten bis zum Piepsen und dann von links nach rechts. Und schon sind die drei Abdrucke gemacht. Mein erstes Ergebnis lässt mehr als zu wünschen übrig. Das liegt aber wohl mehr an mir als an Vader, weil ich ihn nicht angemessen führe.

Auch die Windows-Version bedarf Überarbeitung

Das Interface des Windows-Programms ist der mobilen Version nachvollzogen. Sie ist zurzeit (Ende August) nur in der Beta-Version verfügbar. Colop scheint den Fokus auf die mobilen Endgeräte zu legen. Umso mehr erstaunt es mich, dass die Android App so instabil ist.

Es reicht leider nur zum Sith-Akolythen

Der Colop e-mark ist eigentlich eine tolle Idee. Hardwaretechnisch gibt es nicht viel auszusetzen. Ein so kleiner Druckkopf liefert nun mal nicht die gleichen Ergebnisse wie ein Office-Drucker. Die Qualität der Abdrucke geht daher voll in Ordnung.

Ich hoffe sehr, dass Colop die Fehler mit Updates ausmerzt. Damit aus meinem Vader ein vollwertiger Sith wird, der zwar mit knapp 400 Franken, oder eben etwas über 300 Euro, relativ teuer ist, aber auch eine Menge Spass machen würde. Gerne versuche ich es nach einem App-Update wieder.

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Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.


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