

Canon EOS R6 Mark III: fast perfekt
Die Canon R6 Mark III zeigt im Test kaum Schwächen. Gegenüber dem Vorgänger wurde die Videofunktion stark verbessert. Mit dem schnellen Sensor eignet sie sich auch für Tier- und Actionfotografie.
Kameratests werden immer langweiliger. Das gilt zumindest für Geräte ab 2000 Franken oder Euro. In dieser Preislage hast du heute eine grosse Auswahl an hervorragenden Kameras, die praktisch alles gut können. Was die Fanboys der diversen Marken allerdings nicht davon abhält, die Modelle anderer Marken als skandalöse Frechheit und absolute Katastrophe zu bezeichnen. Ernst nehmen muss man das nicht.
Mit der Canon EOS R6 Mark III ist eine weitere Kamera in diesem Preissegment hinzugekommen. Fast zeitgleich mit der sehr ähnlichen Sony Alpha 7 V. Als weitere direkte Konkurrenz gilt die Nikon Z6 III, die allerdings nicht mehr ganz neu ist. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die drei Modelle sowie der Vorgängerin, der R6 Mark II.
Ergonomie weiterhin super, dazu bessere Steckplätze
Die R6 Mark III sieht praktisch gleich aus wie ihre Vorgängerin und fühlt sich auch so an. An der Anordnung der Knöpfe hat der Hersteller nichts geändert. Musste er auch nicht, denn Haptik und Ergonomie sind hervorragend. Es scheint, als hätte Canon langsam die finale Form des Gehäuses gefunden. Bei den ersten spiegellosen Modellen gab es noch viele Änderungen und wilde Experimente – erinnert sich noch jemand an die Touch-Bar der EOS R?

Wenn ich unbedingt etwas kritisieren wollte, dann, dass Canon nichts an Sucher und LCD verbessert hat. Die Nikon Z6 III weist hier leicht bessere Auflösungen auf, ebenso die über fünf Jahre alte und darum günstigere Canon EOS R5. Gegenüber dieser konnte ich direkt vergleichen und feststellen, dass sowohl der Sucher als auch der Bildschirm bei der R6 Mark III heller sind.
Unter den Abdeckungen hat Canon aber doch zwei Dinge verbessert. Erstens: Die R6 Mark III hat einen HDMI-Anschluss in voller Grösse. Beim Test der R6 Mark II hat sich Kollege Samuel noch über den fummeligen Micro-HDMI-Anschluss geärgert. Auch bei den Kartenslots gibt es eine Verbesserung: Anstelle von zwei SD-Fächern gibt es nun einmal CFexpress Typ B und einmal SD. CFexpress ist schneller als SD, und bei dieser Kamera ist das relevant. Sie kann Videos und Serienbilder mit so hohen Datenraten erzeugen, dass SD-Karten nicht mehr mitkommen.

Bildqualität: Mehr Auflösung ist besser
Das erste, was bei den Spezifikationen auffällt, ist eine Erhöhung der Auflösung von 24 auf 32,5 Megapixel. Das ist eindeutig ein Vorteil. Zwar sind dadurch die einzelnen Pixel etwas anfälliger für Bildrauschen, aber bei gleichem Bildausschnitt verschwindet dieser Nachteil durch Interpolation fast vollständig. Und das Bild ist schärfer.
Der grösste Vorteil der höheren Auflösung: Du kannst das Bild enger zuschneiden. Das ist zum Beispiel bei kleinen Vögeln wichtig: Da reicht oft die Brennweite nicht, und wenn doch, sind die flinken Dinger nur selten formatfüllend einzufangen. Hier ein Beispiel mit der Canon EOS R6 III, bei dem der Distelfink trotz starkem Beschnitt immer noch scharf erscheint.


Dynamik und Bildrauschen bewegen sich im Rahmen dessen, was man von Vollformatkameras seit vielen Jahren kennt. In diesem Punkt passiert schon seit Längerem nichts Wesentliches mehr. Die Entwicklung stagniert auf hohem Niveau.
Schnell ohne Wenn und Aber
Die Canon EOS R6 Mark III schafft 40 Bilder pro Sekunde mit elektronischem Verschluss (12 mit mechanischem). Das konnte die Vorgängerin auch schon, der Nutzen davon war allerdings beschränkt. Denn eine so hohe Bildrate braucht es nur bei sehr schnellen Bewegungen; genau dort war bei der R6 Mark II der Rolling-Shutter-Effekt ein Problem. Nicht so bei der R6 Mark III: Der Rolling-Shutter-Effekt ist hier so gering, dass du den elektronischen Verschluss – und damit die hohe Bildrate – bedenkenlos verwenden kannst.
Im «Ventilatortest» schneidet die Canon R6 Mark III gleich gut ab wie die Sony A7 V. Dies, obwohl die Sony-Kamera einen teilweise gestapelten Sensor hat und die Canon-Kamera nicht. Die Auslesegeschwindigkeiten der Canon-Kamera sind für einen nicht gestapelten Sensor aussergewöhnlich gut.

Canon hat gegenüber dem Vorgängermodell den Pufferspeicher vergrössert. Er reicht jetzt für 280 RAW-Fotos – mit der schnellsten Serienbildrate sind das ganze sieben Sekunden. Falls du kurz darauf die nächste Serie schiessen willst, ist die CF-Karte wichtig: Die Fotos werden schneller auf die Karte gespeichert und der Pufferspeicher kann für den nächsten Einsatz geleert werden.
Drückst du bei Tier- oder Sportszenen etwas zu spät auf den Auslöser, hast du dein Bild trotzdem, dank Pre-Recording. Bei halb durchgedrücktem Auslöser nimmt die Kamera laufend in den Pufferspeicher auf, speichert aber erst beim Auslösen dauerhaft. So hast du Bilder bis zu einer halben Sekunde vor dem eigentlichen Auslösen. Leider funktionierte das in meinem Test nur bei der höchsten Serienbildrate. Gerne würde ich das auch bei 20 FPS und dafür mit einer Sekunde Vorlaufzeit nutzen. Ich verstehe nicht, warum das nicht möglich ist.
Das Pre-Recording ist übrigens benutzerfreundlicher geworden. Die Bilder erscheinen ganz normal in der Ansicht und sind nicht länger in einen Video-Container eingebettet, aus dem anschliessend Einzelfiles herausgespeichert werden müssen.
Keine Probleme beim Autofokus
In einem Vergleichstest mit der Sony A7 V funktioniert die Gesichts- und Augenerkennung bei beiden Kameras perfekt. Wie du im Video unten siehst, sind keine Unterschiede festzustellen. In schwierigen Situationen, etwa wenn direkt ins Gegenlicht fokussiert wird, gibt es bei beiden Kameras gelegentlich Aussetzer. Das äussert sich beim Canon-Modell etwas anders als bei Sony. Dort kommt es vor, dass der Autofokus komplett versagt. Bei Canon trifft er nicht das Auge, sondern nur das Gesicht und ist teilweise etwas langsamer. Unter dem Strich halte ich die beiden Kameras beim Autofokus für gleichwertig.
Bildstabilisierung: alles okay
Bis zu 8,5 Belichtungsstufen kompensiert laut CIPA-Test die Bildstabilisierung. Diesen Wert erreicht die Kamera zwar nur kombiniert mit dem Stabilisator eines Objektivs, dennoch ist es ein guter Wert. Denn mit einer Erhöhung der Auflösung muss für das gleiche CIPA-Rating auch der Stabilisator besser werden, da kleinere Verwackler sichtbar sind.
Ich habe ein paar Testaufnahmen gemacht, um einen ungefähren Eindruck zu erhalten: Mit einem nicht stabilisierten Objektiv bei 50 mm und einem stabilisierten bei 200 mm Brennweite. In beiden Fällen wird das Bild mit einer halben Sekunde Belichtungszeit mit Stabilisierung scharf, ohne nicht.
Leistungsfähige Video-Funktion
Bei der Videofunktion hat Canon gegenüber dem Vorgängermodell am meisten verbessert. Der Sensor der Canon EOS R6 Mark III wird auch in der Canon EOS C50 verwendet. Das ist eine Video-Kamera mit entsprechend starken Video-Specs, die nun auch der R6 Mark III zugutekommen. Dazu zählen 7K-Video, Open Gate, 4K-Oversampling bis zu 60 FPS und 120 FPS (ohne Oversampling) ohne Crop. Ein kleiner Nachteil gegenüber den Top-Kameras wie der Canon EOS R5 II: 7K kann die Kamera nur im RAW-Format.
Die C50 verfügt aber über eine aktive Kühlung, damit sie bei langen Videos in hohen Framerates nicht überhitzt. Die R6 Mark III hat das nicht. Ich habe deshalb einen Überhitzungstest mit 4K50 Fine gemacht – das ist die Qualitätseinstellung, bei der Oversampling verwendet wird. Es dauerte 38 Minuten, bis die Kamera wegen Überhitzung ausschaltete. Das Ganze bei Zimmertemperatur, ausgeklapptem Bildschirm, und Kamera auf dem Tisch. Mit eingeklapptem Bildschirm wäre die Laufzeit vermutlich kürzer, in der Luft auf einem Stativ möglicherweise etwas länger.
Dafür, dass die Kamera nicht aktiv gekühlt ist, finde ich diesen Wert gut. Für die meisten Zwecke dürfte es reichen. Laut Youtuber Gerald Undone überhitzt die Sony A7 V allerdings gar nicht, bis der Akku leer ist, und schlägt damit den Canon-Rivalen.

Weil die Laufzeit von den Rahmenbedingungen abhängt, braucht es Vorwarnungen. Eine überraschende Abschaltung wäre ärgerlich. Canon hat das gut gelöst. Die aktuelle Kameratemperatur wird auf einer Skala von 1 bis 10 angezeigt. Bei 8 von 10 Balken beginnt es rot zu blinken, auch auf der Vorderseite blinkt das Aufnahmelicht. Nach dieser dringenden Warnung lief die Kamera noch 8 Minuten weiter.
Ohne Oversampling läuft 4K50 oder 4K60 praktisch unbegrenzt. Im Test schaltete sich die Kamera nach ungefähr zwei Stunden aus, aber nicht wegen Überhitzung, sondern weil der Akku leer war. Auch bei RAW-Aufnahmen war nicht die Überhitzung das Nadelöhr – sondern der Speicher. Die freien 327 GB auf der Karte reichten für gerade mal 15 Minuten, was deutlich zu kurz ist, um die Kamera zum Überhitzen zu bringen.
Die Video-Funktion hat auch sonst kaum Schwachstellen. Pre-Recording funktioniert auch mit Video, erfreulicherweise hier mit einer Vorlaufzeit von bis zu fünf Sekunden. Der geringe Rolling-Shutter-Effekt, der zuverlässige Autofokus und der eingebaute Bildstabilisator – der bei der C50 fehlt – kommen auch Bewegtbildern zugute. Der grosse HDMI-Anschluss und das Tally Light, das die Aufnahme von der Vorderseite anzeigt, runden den positiven Gesamteindruck ab.
Vergleich mit der Canon EOS R5
Preislich liegt die Canon R6 Mark III zurzeit in einer ähnlichen Region wie die R5. Diese stammt zwar aus dem Jahr 2020, war aber damals Canons Flaggschiff-Modell und ist auch heute noch eine überdurchschnittlich gute Kamera. Mit der R5 bekommst du eine höhere Auflösung (45 statt 33 Megapixel), 8K-Video und einen kleinen Zweitbildschirm auf der Oberseite. Aber auch die Canon R6 Mark III hat Vorteile. Dazu zählen eine schnellere Serienbildrate und Pre-Recording, ein grosser HDMI-Anschluss und ein Tally Light, sowie ein einfacheres Umschalten der Modi, insbesondere zwischen Foto und Video. Bei der R5 lässt sich auch das Quick-Menü nicht anpassen. Bei späteren Canon-Kameras wurde dieser Mangel behoben, doch Canon hat nie ein Update für die R5 nachgeliefert, welches das ermöglichen würde.
Fazit
Guter Allrounder, vor allem für Action und Video
Die Verbesserungen der Canon EOS R6 III ergeben eine runde, in sich stimmige Kamera. Bei der Videofunktion hat der Hersteller nicht bloss bessere Formate eingeführt, sondern mit Tally Light, grossem HDMI-Anschluss und geringem Rolling Shutter ein Gesamtpaket für hohe Ansprüche geschnürt. Ähnlich bei der Tier- und Actionfotografie: 40 FPS wird durch geringen Rolling-Shutter, Pre-Recording und grossen Pufferspeicher nun richtig brauchbar. Auch die Einführung eines CFexpress-Fachs ergibt in diesem Zusammenhang Sinn.
Die Schwächen dieser Kamera muss man mit der Lupe suchen. Der Sucher könnte hochauflösender sein und Pre-Recording hätte ich gern auch mit 20 Bildern pro Sekunde, nicht nur mit 40.
Die R6 III ist eine super Kamera für alle, die Videos machen oder Sport und Wildtiere fotografieren wollen. Die höhere Auflösung gegenüber dem Vorgängermodell kommt auch in anderen Bereichen wie der Landschaftsfotografie zum Tragen. Dann ist aber auch die Canon EOS R5 eine Alternative – zurzeit etwa gleich teuer wie die R6 Mark III, aber mit (noch) höherer Auflösung.
Pro
- hervorragende Haptik und Ergonomie
- schneller und zuverlässiger Autofokus
- starke Serienbildfunktion
- geringer Rolling-Shutter-Effekt
- leistungsfähige Video-Funktion
Contra
- Pre-Recording nur mit Maximalgeschwindigkeit
- Sucher und Bildschirm könnten noch etwas besser sein

Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere.
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