Produkttest

Die Nikon Z6 III kann alles ausser hohe Auflösung

David Lee
13.7.2024

24 Megapixel sind nicht gerade viel. Dafür liefert die Nikon Z6 III auch unter schwierigen Bedingungen Qualität. Sie überzeugt vor allem bei Video und wenig Licht.

Schon die erste Version der Nikon Z6 hatte eine Auflösung von 24,5 Megapixeln. Das war 2018, und seither ist viel passiert, auch bei Nikon selbst. Bei der Z8 musst du dich nicht mehr entscheiden, ob du eine hohe Auflösung oder eine hohe Geschwindigkeit willst – du bekommst beides.

Trotzdem haben Kameras mit eher wenig Auflösung noch gewisse Vorteile. Und die Nikon Z6 III spielt diese Vorteile konsequent aus.

Bedienung und Haptik

Die kleine Änderung: Nikon hat die Tasten für Wiedergabe und Aufnahmebetriebsart vertauscht. Ich weiss nicht, ob das besser oder schlechter ist. Falls dir diese Änderung nicht passt, kannst du beiden Tasten ihre frühere Funktion zuweisen. Allgemein bietet die Kamera sehr viele Einstellungsmöglichkeiten. Ihre Bedienung ist entsprechend komplex, aber wer mit Nikon-Kameras vertraut ist, findet sich sofort zurecht.

Die Kamera hat alle Tasten- und Bedienelemente, die ich mir wünsche. Darunter ein gut zugänglicher Mini-Joystick. Das Moduswählrad ist durch einen Druckknopf arretiert, das Rad zur Dioptrienkorrektur muss herausgezogen werden. Beides ist sicher und angenehm. Der Handgriff ist für die allermeisten Hände gross genug, dennoch ist die Z 6 III deutlich kleiner als die Z 8.

Ein kleines Detail vermisse ich bei der Ausstattung: Die Z6 III hat keinen Schutzvorhang wie die Z8 oder Z9. Beim Objektivwechsel liegt der Sensor offen da.

Neuer Sensor für starke Videofunktion

Eine moderate Auflösung kann für 4K-Videos ein Vorteil sein, weil weniger Daten ausgelesen und berechnet werden müssen. 8K ist damit nicht möglich, dafür braucht es einen Sensor mit mindestens 40 Megapixeln.

Was das Auslesen des Sensors betrifft: Die Nikon Z6 III ist die weltweit erste Kamera mit einem «teilweise gestackten» Sensor. Das heisst, er müsste schneller sein als ein herkömmlicher Sensor, aber langsamer als ein stacked Sensor, wie ihn die Z8 und gewisse andere Kameras haben.

Der Ventilatortest bestätigt das. Der Ventilator erzeugt eine regelmässige Bewegung, die so schnell ist, dass selbst mit mechanischem Verschluss noch leichte Verformungen sichtbar werden.

Mit dem elektronischen Verschluss zeigt sich eine deutliche Verformung. Zum Fotografieren würde ich ihn bei so schnellen Bewegungen nicht verwenden. Bei Videos ist es egal, weil du die Rotoren bei dieser Geschwindigkeit nicht siehst. Und bei langsamen Bewegungen sind kaum Verzerrungen erkennbar.

Bei einem langsamen Sensor wie etwa meiner Canon EOS R7 sieht das jedoch noch viel übler aus.

Die Nikon Z6 III kann es aber nicht nur besser, sondern auch länger. Nach 43 Minuten ununterbrochener Aufnahme mit 4K60 schaltet die Kamera in meinem Test wegen Überhitzung aus. Im Menü lässt sich die automatischen Temperaturabschaltung von Standard auf Hoch ändern. Dann nimmt die Kamera noch länger auf. Wie lange, habe ich nicht getestet, da Akku und Speicherkarte sowieso nicht länger halten würden.

Die Z6 III kann auch RAW-Video in 6K und 60p aufnehmen, falls du dies bevorzugst. Auf gehobene Ansprüche deutet auch hin, dass der HDMI-Anschluss die volle Grösse hat und nicht ein fummeliges Mini- oder Micro-HDMI ist. Der Mikrofonanschluss kann auch als Line-In verwendet werden.

Serienbildfunktion ohne Fussnoten und Kleingedrucktes

Der Pufferspeicher reicht für 43 RAW-Bilder. Mit einer schnellen CF-Speicherkarte (in meinem Fall 1785 MB/s) speichert die Kamera die Fotos so schnell, dass der Puffer nie voll wird. Falls die Kamera nach 200 Bildern trotzdem stoppt, liegt dies an den Einstellungen: Dort lässt sich die maximale Grösse einer Bilderserie festlegen. Diesen Wert kannst du auch auf «unendlich» einstellen.

Dank dem teilweise gestapelten Sensor ist der elektronische Verschluss in den meisten Situationen brauchbar. Für extrem schnelle Bewegungen wie oben den Ventilator gibt es immer noch den mechanischen Verschluss. Damit erreicht die Kamera 14 Bilder pro Sekunde, auch diesen Wert habe ich im Test erreicht.

Bildstabilisierung: top

Ich habe die Kamera mit dem Objektiv 24-70mm f/4 getestet. Dieses hat keinen Bildstabilisator. Somit gehen alle Stabilisierungen auf das Konto der Kamera.

Auch bei Videos ist der Stabilisator nützlich. Er ersetzt keinen Gimbal, aber wenn ich ruhig stehe, kann ich ein unverwackeltes Video ohne Stativ drehen. Im Weitwinkel liegt sogar ein sorgfältiger Kameraschwenk drin. Hier der Vergleich von zwei Aufnahmen mit 70 Millimeter Brennweite mit und ohne Stabilisator.

Rauschen und Dynamik: gewohnt gut

Ich kann keine genauen Messungen von Bildrauschen und Dynamik machen, halte das aber auch nicht für nötig. In diesen Punkten haben die Sensoren schon vor Jahren ein Plateau erreicht, sie werden kaum noch besser. Die Z6 III dürfte hier sehr ähnlich sein wie ihre Vorgänger – und die Zf.

Beispiel: Dieses Foto hat 11 400 ISO. Das Rauschen stört erst, wenn ich einen Ausschnitt vergrössere.

Bei 100 ISO kann ich die Bilder sehr stark bearbeiten, ohne dass sie zu rauschen beginnen. Das ist durchaus nicht bei allen Kameras der Fall.

Apropos: Lichter und Schatten lassen sich stark korrigieren, was auf eine hohe Dynamik hindeutet.

Autofokus: nichts zu meckern

Nikon gibt für den Autofokus eine Empfindlichkeit von -10 EV an. Das heisst, der Autofokus sollte auch bei sehr wenig Licht noch funktionieren. Nach meinem Eindruck stimmt das. Für einen Game-Test von Kollege Domagoj habe ich mit dem Intervall-Timer hundert Aufnahmen in einem abgedunkelten Raum gemacht. Bei keiner Aufnahme hat der Autofokus versagt. Auch sonst bin ich bei wenig Licht nie auf ein Problem gestossen.

Die Gesichts- und Augenerkennung hat bei normalen Alltagssituationen stets funktioniert. Laut Nikon bewegen wir uns hier auf dem Niveau einer Z8. Auf jeden Fall ist der Autofokus eine deutliche Verbesserung zur Z6 II.

Sind mehrere Personen im Bild, erkennt die Kamera alle Augen und du kannst mit dem Steuerkreuz zwischen den Gesichtern und einzelnen Augen wechseln. Das klappt gut. Katzen- und Entenaugen erkennt die Z6 III ebenfalls problemlos. Für die Videofunktion kannst du die Empfindlichkeit und Geschwindigkeit des Autofokus einstellen. Denn allzu hastige Wechsel machen das Video unruhig.

Nicht getestet: Nikon Imaging Cloud

Mit dem Kauf der Kamera erhältst du Zugang zur Nikon Imaging Cloud. Diese bietet neben automatischen Firmware-Updates einen unbeschränkten Upload von Fotos. Dieser Dienst war aber während meines Testzeitraums noch nicht verfügbar, darum habe ich ihn nicht getestet.

Fazit

Sehr gute Kamera für Video und Lowlight-Fotografie

Die Nikon Z6 III erzeugt auch bei hohen Bildraten hochwertige Videos: 4K-Aufnahmen mit bis zu 60 Bilder pro Sekunde im Oversampling-Verfahren ohne Crop und ohne Überhitzung. Möglich machen es der neue, teilweise gestackte Sensor und ein moderner Bildprozessor.

Die hohe Geschwindigkeit kommt auch beim Fotografieren im Serienbildmodus zum Tragen. Dieser liefert mit elektronischem Verschluss 20 Fotos pro Sekunde. Bei sehr schnellen Bewegungen braucht es aber, anders als bei der Z8, den mechanischen Verschluss. Der wurde zum Glück nicht weggespart und schafft immer noch 14 Fotos pro Sekunde.

Sehr stark ist die Kamera beim Fotografieren mit wenig Licht. Dafür sorgt – wie schon bei der Nikon Zf – die Kombination aus einem rauscharmen Sensor, einem empfindlichen Autofokus und einem leistungsfähigen Bildstabilisator. Auch im harten Sonnenlicht vermag die Nikon Z6 III zu punkten – dank hoher Dynamik und einem fast schon absurd hellen Sucher.

Das einzige Problem dieser Kamera ist aus meiner Sicht der aktuelle Preis (Stand Juli 2024). Auch wenn darin die Nikon Imaging Cloud inbegriffen ist, scheint er mir im Vergleich zu anderen Nikon-Kameras etwas hoch. Die Z8 kostet nur geringfügig mehr und bietet eine ähnliche Geschwindigkeit bei viel mehr Auflösung. Es könnte sich lohnen, bei der Z6 III noch etwas zuzuwarten, bis der Preis sinkt.

Pro

  • Videoqualität und -features
  • schnelle Serienbildfunktion ohne Kleingedrucktes
  • lichtempfindlicher Autofokus mit guter Motiverkennung
  • Dynamik und Bildrauschen
  • leistungsfähiger Bildstabilisator
  • heller, hochauflösender Sucher

Contra

  • geringe Auflösung
  • kein Schutzvorhang vor dem Sensor

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Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere. 


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