Nikon Z6III
24.50 Mpx, Vollformat
24 Megapixel sind nicht gerade viel. Dafür liefert die Nikon Z6 III auch unter schwierigen Bedingungen Qualität. Sie überzeugt vor allem bei Video und wenig Licht.
Schon die erste Version der Nikon Z6 hatte eine Auflösung von 24,5 Megapixeln. Das war 2018, und seither ist viel passiert, auch bei Nikon selbst. Bei der Z8 musst du dich nicht mehr entscheiden, ob du eine hohe Auflösung oder eine hohe Geschwindigkeit willst – du bekommst beides.
Trotzdem haben Kameras mit eher wenig Auflösung noch gewisse Vorteile. Und die Nikon Z6 III spielt diese Vorteile konsequent aus.
Die Nikon Z6 III sieht fast gleich aus wie ihre Vorgängerin, die weiterhin erhältliche Z6 II. Es gibt eine grosse und eine kleine Änderung. Die grosse: Der Bildschirm kann jetzt seitlich um 180 Grad ausgeklappt und dann um 270 Grad gedreht werden. Beim Vorgängermodell lässt er sich leicht herausziehen und dann nach oben oder unten neigen. Beides hat Vor- und Nachteile. Den Bildschirm der Z6 II bringst du schneller in eine Stellung, um von oben darauf zu schauen. Der Mechanismus der Z6 III ist vielseitiger und für Videos praktischer, vor allem bei Selbstaufnahmen.
Die kleine Änderung: Nikon hat die Tasten für Wiedergabe und Aufnahmebetriebsart vertauscht. Ich weiss nicht, ob das besser oder schlechter ist. Falls dir diese Änderung nicht passt, kannst du beiden Tasten ihre frühere Funktion zuweisen. Allgemein bietet die Kamera sehr viele Einstellungsmöglichkeiten. Ihre Bedienung ist entsprechend komplex, aber wer mit Nikon-Kameras vertraut ist, findet sich sofort zurecht.
Die Kamera hat alle Tasten- und Bedienelemente, die ich mir wünsche. Darunter ein gut zugänglicher Mini-Joystick. Das Moduswählrad ist durch einen Druckknopf arretiert, das Rad zur Dioptrienkorrektur muss herausgezogen werden. Beides ist sicher und angenehm. Der Handgriff ist für die allermeisten Hände gross genug, dennoch ist die Z 6 III deutlich kleiner als die Z 8.
Die Z6 III hat auch einen neuen Sucher. Neben der recht hohen Auflösung von 5,76 Mio. Bildpunkten ist vor allem die Helligkeit beeindruckend. 4000 Nits bedeuten, dass ich auf der höchsten Helligkeitsstufe fast geblendet werde. Allerdings nur, wenn ich sie manuell einstelle. Im Automatikmodus sind die Pupillen bereits vom Umgebungslicht auf grosse Helligkeit eingestellt und dementsprechend passt es. Das Feature ist gut, aber ich habe nicht darauf gewartet. Im Sonnenlicht empfinde ich eher den Bildschirm als limitierend als den Sucher, und der hebt sich bei der Z6 III nicht von der Konkurrenz ab.
Ein kleines Detail vermisse ich bei der Ausstattung: Die Z6 III hat keinen Schutzvorhang wie die Z8 oder Z9. Beim Objektivwechsel liegt der Sensor offen da.
Eine moderate Auflösung kann für 4K-Videos ein Vorteil sein, weil weniger Daten ausgelesen und berechnet werden müssen. 8K ist damit nicht möglich, dafür braucht es einen Sensor mit mindestens 40 Megapixeln.
Was das Auslesen des Sensors betrifft: Die Nikon Z6 III ist die weltweit erste Kamera mit einem «teilweise gestackten» Sensor. Das heisst, er müsste schneller sein als ein herkömmlicher Sensor, aber langsamer als ein stacked Sensor, wie ihn die Z8 und gewisse andere Kameras haben.
Der Ventilatortest bestätigt das. Der Ventilator erzeugt eine regelmässige Bewegung, die so schnell ist, dass selbst mit mechanischem Verschluss noch leichte Verformungen sichtbar werden.
Mit dem elektronischen Verschluss zeigt sich eine deutliche Verformung. Zum Fotografieren würde ich ihn bei so schnellen Bewegungen nicht verwenden. Bei Videos ist es egal, weil du die Rotoren bei dieser Geschwindigkeit nicht siehst. Und bei langsamen Bewegungen sind kaum Verzerrungen erkennbar.
Bei einem langsamen Sensor wie etwa meiner Canon EOS R7 sieht das jedoch noch viel übler aus.
Der teilweise gestackte Sensor kommt aber nicht annähernd an Nikons vollständig gestackten Sensor der Z8 und Z9 heran. Dort liegt die Auslesegeschwindigkeit bei unter 4 Millisekunden. Laut dpreview.com liegt sie bei der Z6 III bei 14,6 Millisekunden. Immerhin sind es garantiert weniger als 16 Millisekunden. Denn dieser Wert ist nötig, um 4K mit 60 Bildern pro Sekunde im Oversampling-Verfahren aufzunehmen. Und das kann die Nikon Z6 III. 4K60 liefert also genauso gute Qualität wie 4K30. Das hebt sie von vielen Kameras ab, unter anderem auch von ihrer eigenen Vorgängerin.
Die Nikon Z6 III kann es aber nicht nur besser, sondern auch länger. Nach 43 Minuten ununterbrochener Aufnahme mit 4K60 schaltet die Kamera in meinem Test wegen Überhitzung aus. Im Menü lässt sich die automatischen Temperaturabschaltung von Standard auf Hoch ändern. Dann nimmt die Kamera noch länger auf. Wie lange, habe ich nicht getestet, da Akku und Speicherkarte sowieso nicht länger halten würden.
Die Z6 III kann auch RAW-Video in 6K und 60p aufnehmen, falls du dies bevorzugst. Auf gehobene Ansprüche deutet auch hin, dass der HDMI-Anschluss die volle Grösse hat und nicht ein fummeliges Mini- oder Micro-HDMI ist. Der Mikrofonanschluss kann auch als Line-In verwendet werden.
Hohe Geschwindigkeiten liefert die Nikon Z6 III auch beim Fotografieren. 20 Bilder pro Sekunde mit nachgeführtem Autofokus sind es mit elektronischem Verschluss. Die Angabe auf dem Datenblatt deckt sich mit meinen Messungen. Und die Angabe kommt ohne Fussnoten, ganz anders als beim Vorgängermodell. Dort wird die Maximalgeschwindigkeit nur bei einem abgespeckten RAW mit 12 Bit erreicht. Beim aktuellen Modell gibt es das gar nicht mehr – RAW ist grundsätzlich immer in 14 Bit. Für die Geschwindigkeit spielt auch keine Rolle, welche Komprimierungsstufe für das RAW-Format eingestellt ist und ob noch JPEGs mitgespeichert werden.
Der Pufferspeicher reicht für 43 RAW-Bilder. Mit einer schnellen CF-Speicherkarte (in meinem Fall 1785 MB/s) speichert die Kamera die Fotos so schnell, dass der Puffer nie voll wird. Falls die Kamera nach 200 Bildern trotzdem stoppt, liegt dies an den Einstellungen: Dort lässt sich die maximale Grösse einer Bilderserie festlegen. Diesen Wert kannst du auch auf «unendlich» einstellen.
Dank dem teilweise gestapelten Sensor ist der elektronische Verschluss in den meisten Situationen brauchbar. Für extrem schnelle Bewegungen wie oben den Ventilator gibt es immer noch den mechanischen Verschluss. Damit erreicht die Kamera 14 Bilder pro Sekunde, auch diesen Wert habe ich im Test erreicht.
Ich habe die Kamera mit dem Objektiv 24-70mm f/4 getestet. Dieses hat keinen Bildstabilisator. Somit gehen alle Stabilisierungen auf das Konto der Kamera.
Der CIPA-Wert für die Leistung des Stabilisators beträgt acht Belichtungsstufen. Ein sehr guter Wert, identisch mit der Nikon Zf. Für mich fühlt sich die Stabilisierung denn auch ganz ähnlich an wie beim Test der Nikon Zf. Selbst bei einer halben Sekunde Belichtungszeit habe ich im Weitwinkel noch gute Chancen, ein scharfes Foto aus der freien Hand zu schiessen. Den beiden Kameras kommt vermutlich entgegen, dass mit 24 Megapixeln nicht jede kleinste Verwacklung sichtbar wird.
Auch bei Videos ist der Stabilisator nützlich. Er ersetzt keinen Gimbal, aber wenn ich ruhig stehe, kann ich ein unverwackeltes Video ohne Stativ drehen. Im Weitwinkel liegt sogar ein sorgfältiger Kameraschwenk drin. Hier der Vergleich von zwei Aufnahmen mit 70 Millimeter Brennweite mit und ohne Stabilisator.
Ich kann keine genauen Messungen von Bildrauschen und Dynamik machen, halte das aber auch nicht für nötig. In diesen Punkten haben die Sensoren schon vor Jahren ein Plateau erreicht, sie werden kaum noch besser. Die Z6 III dürfte hier sehr ähnlich sein wie ihre Vorgänger – und die Zf.
Beispiel: Dieses Foto hat 11 400 ISO. Das Rauschen stört erst, wenn ich einen Ausschnitt vergrössere.
Bei 100 ISO kann ich die Bilder sehr stark bearbeiten, ohne dass sie zu rauschen beginnen. Das ist durchaus nicht bei allen Kameras der Fall.
Apropos: Lichter und Schatten lassen sich stark korrigieren, was auf eine hohe Dynamik hindeutet.
Nikon gibt für den Autofokus eine Empfindlichkeit von -10 EV an. Das heisst, der Autofokus sollte auch bei sehr wenig Licht noch funktionieren. Nach meinem Eindruck stimmt das. Für einen Game-Test von Kollege Domagoj habe ich mit dem Intervall-Timer hundert Aufnahmen in einem abgedunkelten Raum gemacht. Bei keiner Aufnahme hat der Autofokus versagt. Auch sonst bin ich bei wenig Licht nie auf ein Problem gestossen.
Die Gesichts- und Augenerkennung hat bei normalen Alltagssituationen stets funktioniert. Laut Nikon bewegen wir uns hier auf dem Niveau einer Z8. Auf jeden Fall ist der Autofokus eine deutliche Verbesserung zur Z6 II.
Sind mehrere Personen im Bild, erkennt die Kamera alle Augen und du kannst mit dem Steuerkreuz zwischen den Gesichtern und einzelnen Augen wechseln. Das klappt gut. Katzen- und Entenaugen erkennt die Z6 III ebenfalls problemlos. Für die Videofunktion kannst du die Empfindlichkeit und Geschwindigkeit des Autofokus einstellen. Denn allzu hastige Wechsel machen das Video unruhig.
Mit dem Kauf der Kamera erhältst du Zugang zur Nikon Imaging Cloud. Diese bietet neben automatischen Firmware-Updates einen unbeschränkten Upload von Fotos. Dieser Dienst war aber während meines Testzeitraums noch nicht verfügbar, darum habe ich ihn nicht getestet.
Die Nikon Z6 III erzeugt auch bei hohen Bildraten hochwertige Videos: 4K-Aufnahmen mit bis zu 60 Bilder pro Sekunde im Oversampling-Verfahren ohne Crop und ohne Überhitzung. Möglich machen es der neue, teilweise gestackte Sensor und ein moderner Bildprozessor.
Die hohe Geschwindigkeit kommt auch beim Fotografieren im Serienbildmodus zum Tragen. Dieser liefert mit elektronischem Verschluss 20 Fotos pro Sekunde. Bei sehr schnellen Bewegungen braucht es aber, anders als bei der Z8, den mechanischen Verschluss. Der wurde zum Glück nicht weggespart und schafft immer noch 14 Fotos pro Sekunde.
Sehr stark ist die Kamera beim Fotografieren mit wenig Licht. Dafür sorgt – wie schon bei der Nikon Zf – die Kombination aus einem rauscharmen Sensor, einem empfindlichen Autofokus und einem leistungsfähigen Bildstabilisator. Auch im harten Sonnenlicht vermag die Nikon Z6 III zu punkten – dank hoher Dynamik und einem fast schon absurd hellen Sucher.
Das einzige Problem dieser Kamera ist aus meiner Sicht der aktuelle Preis (Stand Juli 2024). Auch wenn darin die Nikon Imaging Cloud inbegriffen ist, scheint er mir im Vergleich zu anderen Nikon-Kameras etwas hoch. Die Z8 kostet nur geringfügig mehr und bietet eine ähnliche Geschwindigkeit bei viel mehr Auflösung. Es könnte sich lohnen, bei der Z6 III noch etwas zuzuwarten, bis der Preis sinkt.
Pro
Contra
Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere.