
Neu im Sortiment
Wir haben uns an der Photokina einen Canon-Experten geschnappt und uns die Canon EOS R genauer erklären lassen. Ausserdem erfahren wir, warum Canon den Schwerpunkt auf hochklassige weitwinklige Objektive setzt.
Die wichtigsten Eckdaten zum neuen Vollformatsystem von Canon hat Category Marketing Manager Denny Phan bereits zusammengefasst. Mir ist dabei aufgefallen, dass Canon bei den Objektiven eine ähnliche Wahl getroffen hat wie Nikon beim System Z: Es gibt kein Tele-Objektiv und die Linsen liegen vorwiegend im hochpreisigen Segment.
Laut Jörg Ammon, Produktspezialist bei Canon, gibt es dafür technische Gründe. Durch das kürzere Auflagemass (Abstand zwischen Sensor und Objektiv) ohne Spiegel erreichen die Objektivbauer offenbar eine höhere Bildqualität. Dies kommt aber, so Ammon, nur im Weitwinkel (bis 50 mm) zum Tragen. Dort sind bei einem langen Auflagemass, wie es für Spiegelreflexkameras typisch ist, korrigierende Elemente nötig. Die Objektivkonstruktion wird komplizierter, was auf Kosten der Qualität geht. Im Tele-Bereich sei dies nicht so.

Ein neues Kamerasystem bringt es mit sich, dass auch die Bedienung überarbeitet wird. Dabei kann man viel kaputt machen, denn die User sind sich bestimmte Vorgänge gewohnt und möchten das nicht neu lernen. Es ist aber auch eine Chance für Verbesserungen.
Die EOS R muss beispielsweise mit weniger Knöpfen auskommen als die Spiegelreflex-Bodies. Um dennoch einen schnellen Zugriff auf Weissabgleich, Antriebsart, Autofokus, und ISO zu gewährleisten, hat Canon eine Schnellauswahl über das Rad ausgetüftelt. Sieht auf den ersten Blick ganz praktisch aus.
In eine ähnliche Richtung geht der neue Kameramodus Fv. Zusätzlich zu den üblichen Kamera-Modi P, Av, Tv, und M ist bei der EOS R der «flexible mode» hinzugekommen. Dort wählt der Benutzer, was ihm gerade passt, sei es Verschlusszeit, Blende oder ISO, und die Kamera stellt den Rest automatisch ein. Jede der drei Parameter kann auch auf Auto gestellt werden. Dadurch vereint der flexible Modus die anderen vier in einem, plus ISO-Einstellung.
Ammon zeigt uns zudem einen Fokusassistenten, der für Videos hilfreich ist. Dabei wird manuell fokussiert, aber drei Pfeile zeigen an, wo der Fokus liegt. Je näher beisammen die Pfeile, desto schärfer. Wenn die Pfeile aufeinander liegen, ist der gewählte Ausschnitt scharf und das Feld wird grün. Wenn du nun ein Video drehst und den Fokus auf einen anderen Bildteil lenken willst, kannst du schon im Voraus den Ausschnitt wählen und dann sehr präzis manuell fokussieren. Und im Gegensatz zum Autofokus wählst du die Übergangsgeschwindigkeit selbst.


Canon hat ja neben dem spiegellosen Vollformatsystem EOS R auch das kleinere spiegellose System EOS M. Dieses wird weitergeführt und weiterentwickelt. Auch bei den Spiegelreflexkameras wird die Entwicklung nicht gestoppt. Laut Ammon haben alle Systeme ihre Vorteile und ihre Daseinsberechtigung. Bei den Spiegelreflexkameras hebt er den Autofokus der Profimodelle hervor: Diese Autofokus-Systeme seien auf eine bestimmte Aufgabe wie Geschwindigkeit spezialisiert und darin seien sie extrem gut. Er hält den Sport-Autofokus einer Highend-Spiegelreflex den spiegellosen Pendants für überlegen.
Ich bin sehr gespannt, ob Canon wirklich die Ressourcen und den Willen hat, in allen vier Systemen (zweimal SLR, zweimal spiegellos) regelmässig neue Entwicklungen zu lancieren.
Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere.
Vom neuen iPhone bis zur Auferstehung der Mode aus den 80er-Jahren. Die Redaktion ordnet ein.
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