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Apple WWDC: Kleine Sensationen und macOS Mojave

An der Keynote zum Apple WWDC sind zwar keine neuen Geräte vorgestellt worden, sondern neue Features. Was erwartet dich in iOS 12 oder auf deiner Apple Watch? Ich habe Antworten.

Die Gerüchteküche hat gebrodelt. Ein neues iPhone SE soll kommen, meinten Apple-Fans und basierten ihre Annahme auf nichts weiter als «Wär mal was». Der Apple Konzern schwieg sich derweil über alles aus, wie üblich. Denn wenn Apple etwas vorstellt, dann ist das eine Show.

Vor dem Live Stream düdeln Imagine Dragons mit «Whatever it takes» aus meinen Boxen. Wenigstens der Soundtrack passt schon mal gut.

Die Pressekonferenz hat vor wenigen Minuten ihr Ende gefunden und wir wissen mehr.

Der Witz zum Anfang, der nicht so recht witzig sein will

Der Stream beginnt mit Johlen und Applaus. Apple spielt einen Werbeclip ein. Ein Jet landet und die Stimme aus dem Off spricht von einem komischen Tier, das einmal im Jahr migriert. Die Männerstimme spricht von elfeinhalb Monaten der Ruhezeit für das sonnenscheue Tier und nennt es beim Namen: Den Developer.

«We must observe them here, in their sacred temple», spricht der Mann und Bilder des Steve Jobs Theater werden eingeblendet. Der Prachtbau ist demnach ein heiliger Tempel. Aha. Klar, Apple scherzt, aber irgendwie hinterlässt das Ganze einen etwas befremdlichen Nachgeschmack. Der Mann beschreibt Developer als langsam, hungrig und irgendwie dem Heldenkult verfallen. Nach wie vor, so richtig lustig will das nicht sein.

Immerhin, die Developer werden später «erleuchtete Schamanen» genannt, also sind sie nicht nur treudoofe Turnschuhträger, sondern haben doch was drauf.

Damit ist Cook noch nicht zufrieden. Er will, dass mehr Menschen das Programmieren lernen. Die Programmiersprache Swift soll das flicken.

«Jede Schule sollte das Programmieren unterrichten», sagt Cook. Recht hat er. Denn auch minimale Programmierkenntnisse helfen Kindern und Erwachsenen im Leben enorm bei der digitalen Problemlösung. Weiter so, Tim Cook. Ohne Witz, wenn Apple Schule machen will, dann bin ich dafür.

Das neue iOS 12

Das Motto der von der Software geprägten WWDC sei «The customer at the center of everything». Ein Kernstück dieser Philosophie sie Apples mobiles Betriebssystem iOS, aktuell auf der Version 11.

Craig Federighi, Apples Senior Vice President of Software Engineering betritt die Bühne. Er blickt auf ein Betriebssystem, das Phänomenales vollbracht hat und die Welt der mobilen Technologie mit dem iPhone 4 revolutioniert hat.

Er gibt Einblick in das Update-Verhalten seiner Nutzer. 50 Prozent aller Nutzer haben innerhalb von sieben Wochen auf die aktuelle Version upgegradet. Aktuell laufen 81% aller Apple-Geräte mit iOS auf der aktuellen Version. Drüben bei Android sind das laut Slide in Cupertino 6%. «Well, they don't really have an update model», sagt er. Recht hat Federighi. Denn Android ist notorisch katastrophal, wenn es um Updates geht.

Nun kommt also iOS 12. Das neue Betriebssystem soll vor allem auf älteren Geräten schneller laufen. Auf dem iPhone 6S sollen Apps 40% schneller starten und auch unter Last besser performen. Stresstests haben ergeben, dass Apps auch unter Last bis zu doppelt so schnell starten. Hammer-Performance. Wirklich.

Damit aber nicht genug. Das neue Betriebssystem soll sich noch besser für Augmented Reality (AR) eignen. Neu ist das System – in Zusammenarbeit mit Pixar – mit einem neuen Dateiformat, USDZ, unterwegs. Diese Dateien enthalten 3D-Modelle, die über die ganze Produktpalette Apples funktionieren soll. Damit das gewährleistet ist, hat sich Apple Adobe an Bord geholt.

Abhay Parasnis, CTO Adobes, betritt die Bühne. USDZ wird nativ von Adobes Creative Cloud unterstützt und das Dateiformat soll überall in iOS nativ unterstützt werden. Dieses «immersive Design» wird in der Creative Cloud neue Apps erhalten, die die AR-Daten in einem WYSIWYG-Editor bearbeitet und nahtlos an Apple-Geräte senden kann.

Zurück zu Federighi. Wichtig bei der Erstellung von AR Content das Vermessen. Daher erhalten iOS-12-Geräte eine App namens «Measure». Du kannst auf dem Bildschirm eine Linie ziehen und auf dem Bildschirm erscheint eine genau Abmessung des Objekts.

«Isn't that cool», fragt Federighi.

Ja, ist es.

Das neue ARKit

Hinter all den AR Apps steht das Apple ARKit. In der neuen Version 2 bietet das ARKit nicht nur Multi-User-AR sondern auch verbessertes Face Tracking und verbessertes Rendering.

Im neuen ARKit ist ein Feature verbaut, das Kinderherzen und die von Junggebliebenen höher schlagen lässt: Lego Support. Wenn du nicht auf den Legosteinen rumtrampeln willst, dann kannst du deine Modelle in Augmented Reality nachbauen, echte Modelle einscannen und so brauchst du gar kein Kinderzimmer mehr, sondern nur ein iPad.

Dank dem Shared AR Interface spielen zwei Männer virtuell mit dem selben Lego Set. Technologisch ist das beeindruckend aber auch Batman und der Joker können nie Nostalgie in meinem Herzen nicht verdrängen. Ich bau trotzdem lieber selber rum, auch wenn ich technologisch beeindruckt bin.

Auch gut: Wenn du virtuell mit den Lego Sets gespielt hast, dann kannst du deine Spielwelt speichern. Dazu erinnert sich die App an dein Set und welche Elemente du da benutzt hast. Die kannst du dann abrufen. Lego als Speichermedium. Nice.

Apple Photos wird smarter

In iOS 12 wird die Photo App verbessert. Die App wird automatisch Tags mit Bildern assoziieren. Du kannst also nach «Museum» oder gar «Landesmuseum Zürich» suchen.

Siri bekommt Abkürzungen

Siri ist zwar schon gut in Apples iOS integriert, aber die Integration soll noch weitergehen. Vor allem die Sprache soll natürlicher werden. Wenn du Siri fragst, wo deine Schlüssel sind, aktiviert Siri automatisch die Schlüssel-Such-App und zeigt dir das an. Du musst nicht mehr explizit nach der App fragen.

Dazu wird Siri auch dein Verhalten analysieren. Bestellungen und Workout-Daten werden auf deinem Lockscreen erscheinen. Verspätung zu einem Meeting? Siri schlägt dir vor, dass du dich per iMessage entschuldigst.

Diese Shortcuts können von Usern selbst definiert werden. Dazu erhält iOS 12 eine eigene App, wo du eigene Abläufe über mehrere Schritte hin definieren kannst. Das alles läuft über Drag and Drop und soll endlich dazu führen, dass dein Alltag stromlinienförmiger wird und so kleine, mondäne Ämtli von deinem iPhone oder iPad übernommen werden.

Im Rahmen des Internet of Things und dessen Integration hat Apple die Nase vorn. Drüben bei Android sind mehrstufige Kommandos noch schwierig zu erstellen und noch schwieriger zu bewirtschaften, da der Google Voice Assistant höchstens Daten wiedergeben kann, aber nicht zwingend mit ihnen arbeiten.

Apps in Kürze

Weniger ist mehr

Craig Federighi betritt die Bühne wieder. Er spricht ein Problem an, das auch Google schon erkannt hat: die Tatsache, dass viele zu lange am Phone hängen. Dazu hat Apple einiges getan.

Der Do Not Disturb Modus ist verbessert worden. Nachts zeigt die App keine Notifications mehr an. So kannst du nur die Uhrzeit sehen und wirst nicht in den Sog von Notifications gezogen. Dazu kann Do Not Disturb smart eingesetzt werden. Optionen wie «bis zum Ende des Meetings» oder «Bis ich diesen Ort verlasse» sind unter iOS 12 möglich.

Notifications sollen neu smart analysiert werden. Dazu werden sie neu auch nach App, nach Thema oder nach anderen Faktoren gruppiert und können Batch Managed werden. Dazu wird Siri vorschlagen, selten genutzten Apps das Recht auf Notifications zu nehmen.

Für Eltern ist es möglich, dieses Limit auf den Geräten ihrer Kinder hart durchzusetzen und Reports der iPhones ihrer Kinder erhalten.

Alle diese Features werden quer über all die Geräte in einem Haushalt synchronisiert.

Dein Gesicht als Emoji

Apples Messenger-System iMessage hat vor kurzem AR Emoji hinzugefügt, Animoji genannt. Neu kann das Kamerasystem, das lustige Gesichtli mit deiner Mimik schafft, deine Zunge sehen. Zudem sind neue Emoji dabei.

  • Tiger
  • Gespenst
  • T-Rex
  • Koala

Aber mit Tierli ist es nicht getan. Apple führt die sogenannten Memoji ein. Mit diesem virtuellen Avatar System kannst du dein Gesicht in deinem Gerät nachbauen. Oder das Gesicht, das du gerne hättest.

WatchOS erhält die Version 5

Tim Cook übernimmt das Zepter wieder. Bei der Entwicklung der Apple Watch habe man bei Apple darauf geachtet, dass die Uhr ein Objekt sei, das jeder immer tragen will. Die Kunden verdankten das, denn der Markt sei über 60% gewachsen. Das kann daran liegen, dass die Konkurrenz mit Wear OS – ehemals Android Wear – aktuell etwas in der Krise steckt. Davon profitiert die Apple Watch natürlich, die nach wie vor aktiv entwickelt und unterhalten wird.

Kevin Lynch, Vice President of Technology Apples, betritt die Bühne. Er spricht zuerst über die Gesundheits- und Fitnessdaten, die die Uhr auslesen kann. Die Entwickler haben 6 Terabyte Daten verarbeitet um die User Experience zu verbessern.

Neue Sportarten:

  • Yoga
  • Wandern

Neue Features:

Dann macht Apple etwas, das ich etwas geschmacklos finde. Es ist Pride Month, der Monat der Rechte der Schwulen, Lesben, Transsexuellen. Dazu hat Apple extra ein Armband produziert. Du kannst das ab sofort kaufen. Diese Kapitalisierung einer Menschenrechtsbewegung mag zwar gut gemeint sein, aber hinterlässt einen etwas schalen Nachgeschmack.

Apple TV bringt Salt Support

Apples tvOS ist für das Wohnzimmer gebaut und mit Apple TV 4K hat Apple im vergangenen Herbst nicht nur 4K-Auflösung, sondern auch HDR10 und Dolby Vision gebracht. iTunes zieht nun nach und bietet «die grösste Sammlung an 4K-Filmen» an. Bereits gemachte Filmkäufe werden automatisch auf 4K upgegradet. Gratis.

Dazu kommt neu Dolby Atmos Support. Apple TV sei der einzige Streaming Player, der Dolby-Vision- und Dolby-Atmos-zertifiziert ist. Mit den neuen Live-Sport- und Live-News-Kanälen hat Apple TV über 100 Kanäle.

In der Schweiz hat Apple mit Salt gemeinsame Sache gemacht. Das Salt-Streaming-Angebot wird voll von Apple TV unterstützt. Das ist aber schon in etwa alles, was für den Schweizer Markt relevant sein dürfte, denn die TV-Welt der USA sieht radikal anders aus als die unsere.

MacOS heisst neu Mojave

MacOS sei das Herzstück der ganzen Apple Experience. Das Betriebssystem sei nicht nur für Profis sondern auch für Privatanwender gemacht. Doch an der WWDC endet das Bergthema. MacOS wird nach High Sierra Mojave heissen. Die Wüste in Kalifornien hat die Entwickler Apples vor allem bei Nacht inspiriert.

MacOS hat neu einen Nachtmodus, «Dark Mode» genannt. Anstelle aller hellen Bedienelemente auf dem Bildschirm werde sie nun in Grau- und Schwarztönen dargestellt. Besonders bei der Ansicht von Apples xCode, dem Programmier-Interface, ist Applaus zu hören.

Dazu hat Apple ein Feature namens «Dynamic Desktop» eingeführt. Auf deinem Desktop wird je nach Tageszeit ein anderes Bild angezeigt. Doch mit dem Bild alleine ist das nicht getan. Neu kannst du auf dem Desktop sogenannte «Stacks» nutzen. Das System gruppiert dir Dateien auf dem Desktop automatisch nach Typ, nach Thema oder nach anderen Faktoren. Beim Klick auf einen Stack werden dir alle Dateien im Stack angezeigt.

Finder, der File Explorer Apples, hat eine neue Ansicht erhalten: Gallery View. In einer grossen Preview Area oben wird dir ein Foto oder eine Präsentation gross angezeigt und auf Wunsch werden dir Metadaten eingeblendet. Im Finder kannst du zudem einige Quick Actions wie die Rotation eines Bildes direkt vornehmen. Diese Quick Actions sind dynamisch und werden je nach Dateityp anders angezeigt. Zudem kannst du mit Automator eigene Quick Actions definieren.

Quick Look, die schnelle Dateiansicht in Mojave, hat neu Markup integriert. So kannst du PDFs direkt signieren, Bilder zuschneiden oder Videos schneiden. Auch Screenshots hat ein neue Features wie grundsätzliche Bildeditierung und Video Capture erhalten.

Weitere Features auf MacOS Mojave:

Damit kann MacOS endlich mit dem technologisch weit fortgeschrittenen iOS mithalten.

Machine Learning soll allgemein zugänglicher werden. Dies soll die App Create ML übernehmen. Sie ist vollständig in Swift geschrieben und soll so den einfachen Zugang zu AI-Modellen ermöglichen. Die so entstehenden künstlichen Intelligenzen sollen schneller lernen und sind statt 90 MB nur 3 MB gross.

Wird macOS zu iOS und andersrum?

Die Frage, ob macOS und iOS zu einem Betriebssystem vereint werden sollen, beantwortet Craig Federighi kurz: Nein.

Die Rekapitulation

So. Fertig. Tim Cook und Co. haben zwei Stunden und 16 Minuten lang gesprochen. Und nein, neue Hardware wurde nicht angekündigt.

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Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.


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