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Hintergrund

Zeitreise ins Jahr 2000: diese Technologien revolutionierten die digitale Welt

Kevin Hofer
31.12.2025

Das Jahr 2025 ist Geschichte. Technologisch gab es viele Evolutionen, aber kaum Revolutionen. Statt auf die vergangenen 365 Tage blicke ich deshalb ein Vierteljahrhundert zurück.

Wir schreiben das Jahr 2000. Die Welt hat soeben den Y2K-Bug mehr oder weniger unbeschadet überstanden. Vor allem digital herrscht im neuen Jahrtausend Aufbruchstimmung: Das World Wide Web durchzieht immer mehr Lebensbereiche. Mobiltelefone sind nicht länger Businessleuten vorbehalten. Ich frage mich: Welche bahnbrechenden Technologien wurden im Jahr 2000 veröffentlicht?

Ein würdiger Nachfolger: Playstation 2

Am 4. März 2000 erschien die Playstation 2. Sie wurde mit 160 Millionen verkauften Einheiten zur meistverkauften Konsole der Geschichte. Damit liegt sie sogar vor der Nintendo Switch mit über 140 Millionen.

Sie bot nicht nur einen gewaltigen Technologiesprung gegenüber der PS1. Die PS2 war auch ein DVD-Player. Während klassische DVD-Player ein Vermögen kosteten, bot Sony beides in einem Gerät für nur 299 Dollar. Dazu kamen Rückwärtskompatibilität mit PS1-Spielen und legendäre Exklusivtitel wie «God of War», «Gran Turismo 3: A-Spec» und «Final Fantasy X».

Mit der PS2 Slim erschien eine überarbeitete Version der Konsole.
Mit der PS2 Slim erschien eine überarbeitete Version der Konsole.
Quelle: Shutterstock: Interneteable

Gegenüber Gaming-PCs hatte die PS2 klare Vorteile: Keine Installation nötig, keine ständigen Upgrades, perfekte Optimierung. Während PC-Gamer alle zwei Jahre aufrüsten mussten, blieb die PS2 fast zehn Jahre relevant. 2004 kam die kompaktere PS2 Slim, 2014 erschienen noch immer neue Spiele. Der grösste Nachteil war für viele die eingeschränkte Internetfähigkeit der Konsole. Nur mit einem Netzwerkadapter konnte man online zocken. Die Slim-Version hatte diesen dann integriert.

Startschuss für mobiles Internet: 3G

Ebenso eingeschränkt war die Internet-Konnektivität von Handys. Das mobile Internet, wie wir es heute kennen, war im Jahr 2000 noch Zukunftsmusik. Aber am 1. August wurde der GSM-Standard vom 3GPP (3rd Generation Partnership Projects) offiziell übernommen. Dabei handelt es sich um eine Kooperation verschiedener Behörden aus Europa, den USA und Asien. Deren Ziel: die Standardisierung der Mobilfunksysteme der 3. Generation (3G). Damit wurde der Grundstein für 3G und das mobile Internet bereits im Jahr 2000 gelegt.

In der Schweiz wurde 3G im Jahr 2004 eingeführt. Heute ist es bereits wieder Geschichte. Wirklich genutzt wurde das mobile Internet aber erst mit dem Aufkommen von Smartphones.

Handy mit Kamera: Sharp J-SH04

Zu jener Zeit hatten Handys noch einen anderen Fokus als Smartphones heute. So war damals ein Novum, was heute für viele das Wichtigste am Gerät ist: die integrierte Kamera.

Sharp stellte im Jahr 2000 mit dem J-Phone J-SH04 das erste echte Kamera-Handy der Welt vor – mit einer 0,11-Megapixel-CMOS-Kamera. Das Samsung SCH-V200 erschien zwar bereits früher im Jahr. Auf die Fotos konnte man aber nur via PC zugreifen. Bei Sharp liessen sie sich über einen speziellen Dienst verschicken.

Das Handy von Sharp hatte eine Kamera und konnte die Fotos sogar verschicken.
Das Handy von Sharp hatte eine Kamera und konnte die Fotos sogar verschicken.
Quelle: Wikipedia / Morio

Die Geschichte dahinter ist bemerkenswert. Sharp bot das revolutionäre Gerät zuerst Japans grösstem Netzbetreiber NTT DoCoMo an – Absage. Auch der zweitgrösste Anbieter KDDI winkte ab. Niemand glaubte an den Erfolg eines Kamera-Handys.

Erst J-Phone, der kleinste Betreiber, zeigte Interesse. Doch selbst dort waren die Ingenieure begeistert, während das Marketing-Team wegen des kleinen Bildschirms und der niedrigen Auflösung skeptisch blieb. J-Phone bestellte 10 000 Geräte – aber nur 2000 davon mit Kamera. Der Rest sollte die klassische Variante ohne Kamera sein.

Der Markt sprach eine klare Sprache: Die Kamera-Version war innerhalb von zwei Wochen ausverkauft, während die Modelle ohne Kamera in den Regalen verstaubten. Ein Gerät, das alle Grossen ablehnten, revolutionierte die Mobilfunkbranche für immer.

In der Schweiz dauerte es länger, bis sich Handys mit Kamera durchsetzten. Den Auftakt machte wohl Nokia im Jahr 2002 mit dem 7650. Im Jahr 2000 erfreute sich hingegen das Nokia 3310, der Nachfolger des legendären 3210, grosser Beliebtheit. Das verfügte mit WAP bereits über einen schmerzhaft langsamen und damals sündhaft teuren Internetzugang.

Gezielte Werbung: Google Ads

Womit ich wieder beim Internet bin. Google bewies im Jahr 2000 einen guten Riecher und legte den Grundstein für seinen wirtschaftlichen Erfolg. Im Oktober lancierte das Unternehmen unter dem Namen Google Adwords eine Plattform, die Online-Werbung für immer verändern sollte. Heute nutzen Unternehmen weltweit Google Ads, um Traffic zu generieren, Leads zu gewinnen und Umsätze zu steigern.

Mit Adwords legte Google den Grundstein für gezielte Werbung.
Mit Adwords legte Google den Grundstein für gezielte Werbung.
Quelle: Shutterstock / IB Photography

Adwords führte ein Schlüsselwort-basiertes Auktionssystem ein – damals ein völlig neuer Ansatz. Werbetreibende konnten auf Keywords bieten, die zu ihren Produkten oder Dienstleistungen passten. Ihre Anzeigen erschienen dann neben relevanten Suchergebnissen.

Der Clou war das Pay-per-Click-Modell (PPC): Unternehmen zahlten nur, wenn Nutzer auf ihre Anzeigen klickten. Das machte Werbung zielgerichteter und kosteneffizienter als je zuvor.

Seit der Lancierung hat sich die Plattform massiv weiterentwickelt – von einfachen Textanzeigen zu einem hochkomplexen Werbesystem mit KI-gestützter Optimierung, Display-Netzwerken, Video-Ads und Shopping-Kampagnen.

Revolutionäres Betriebssystem: Windows 2000

Im Februar 2000 veröffentlichte Microsoft Windows 2000 – den Nachfolger von Windows NT 4.0. Ursprünglich sollte es Windows 9x und NT vereinen, doch die Heimanwender-Version «Neptune» wurde nie veröffentlicht. Stattdessen gab es nur die «Professional»-Edition, die sich vor allem an Unternehmen richtete.

Die Dimensionen waren gigantisch: Windows 2000 galt als grösstes kommerzielles Softwareprojekt der Geschichte – 2 Milliarden Dollar kostete es, mindestens 2000 Programmierer waren involviert. Im ersten Monat verkaufte Microsoft rund eine Million Exemplare.

Der Desktop von Windows 2000 löst nostalgische Gefühle aus.
Der Desktop von Windows 2000 löst nostalgische Gefühle aus.
Quelle: Wikipedia

Was war neu? Active Directory revolutionierte die Netzwerkverwaltung und fand bei Administratoren grossen Anklang. Windows 2000 brachte echtes Plug & Play, ACPI-Energieverwaltung, USB-Support und den Ruhezustand – erstmals war ein NT-System auf Laptops sinnvoll einsetzbar. Die Oberfläche ähnelte Windows 98, bot aber deutlich mehr Stabilität.

Das Dilemma: Für Privatanwender war der hohe Preis eine Hürde. Viele Gamer behielten Windows 98 SE parallel, da Spiele dort besser liefen. Erst Windows XP vereinte 2001 beide Produktlinien – Microsoft brachte im Jahr 2000 noch Windows ME als letztes DOS-System heraus.

In Unternehmen wurde Windows 2000 zur Legende und hielt sich bis 2005 mit 48 Prozent Marktanteil. Es zeichnete sich durch seine Stabilität aus und war seiner Zeit voraus.

Speicher für die Massen: USB Sticks

Windows 2000 und ME machten im Jahr 2000 ein weiteres Gadget salonfähig, das zum Security-Albtraum aller IT-Verantwortlichen werden sollte: den USB-Stick. Die neuen Betriebssysteme hatten USB-Massenspeicher-Treiber eingebaut. Die vorherigen Windows-Versionen brauchten noch externe Treiber – meist von Disketten.

In den 2000ern waren USB-Sticks allgegenwärtig.
In den 2000ern waren USB-Sticks allgegenwärtig.
Quelle: Shutterstock / Thijs de Graaf

IBM und die singapurische Firma Trek brachten die ersten USB-Sticks auf den Markt. Wer der wahre Erfinder ist, bleibt unklar. IBM-Mitarbeiter Shimon Shmueli hatte bereits 1999 ein Patent veröffentlicht. Dabei waren die Zutaten bereits früher da. Ende der 90er gab es Flash-Speicher und seit 1996 USB-Anschlüsse an PCs.

Die ersten Sticks mit Kapazitäten von 8 bis 128 Megabyte (MB) waren ab rund 100 Franken erhältlich. Die Geschwindigkeit: aus heutiger Sicht magere 0,7 MB/s beim Lesen und nur 0,4 MB/s beim Schreiben. Immerhin deutlich schneller als Floppys. Zum Vergleich: Die Lacie Rugged Pro 5 SSD mit Thunderbolt 5 schafft heute über 6000 MB/s beim Lesen.

In den folgenden Jahren sanken die Preise deutlich, während die Speicherkapazitäten zunahmen. Heute gibt es etwa Modelle mit 1 Terabyte für unter 100 Franken. Die Verkaufszahlen erreichten ihren Höhepunkt um das Jahr 2014, nehmen aber seither kontinuierlich ab. Immer mehr Menschen nutzen Cloud-Speicher für persönliche Daten.

Habe ich Technologien aus dem Jahr 2000 vergessen? Was war für dich damals bahnbrechend? Diskutiere in den Kommentaren mit.

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