Produkttest

Wie viel muss ein Smartphone kosten? Das Nokia G60 muss seinen Aufpreis rechtfertigen

Jan Johannsen
13.6.2023

Meine Suche nach einem guten und günstigen Smartphone geht weiter. Beim Nokia G60 stellt sich die Frage, ob es den Aufpreis gegenüber dem Moto G13 wert ist.

Gutes Display, dem Schwarz fehlt

Das Design des Nokia G60 ist schlicht gehalten. Kleine Sprenkel sorgen bei meinem schwarzen Testgerät dafür, dass die Rückseite nicht eintönig ist. Sie besteht übrigens zu 100 Prozent aus Recycling-Kunststoff. Der Rahmen zu 60 Prozent.

Auf der Vorderseite befindet sich ein 6,58 Zoll großes IPS-Display. Sein Rahmen ist breiter als bei teureren Smartphones. Aber mit einer Full-HD+-Auflösung von 2408 × 1080 Pixeln und einer Bildwiederholrate von bis zu 120 Hertz hält es mit diesen mit. Die Helligkeit fällt mit 400 Nits niedriger aus, reicht aber selbst bei Sonnenschein. Die Farben wirken kräftig und natürlich. Einzig Schwarz erscheint eher grau. Hier haben OLED-Displays einen klaren Vorteil.

Als Schutz über dem Display kommt Gorilla Glass 5 zum Einsatz. Es ist nicht die neueste Generation des bruchsicheren Glases, aber immer noch bruchfester als herkömmliches.

Genug Power an Bord

Nokia stattet das G60 mit dem Snapdragon 695 aus und stellt dem Chipsatz vier Gigabyte Arbeitsspeicher zur Seite. Der 128 Gigabyte große interne Speicher lässt sich mit einer microSD-Karte erweitern. Alternativ kannst du an ihrer Stelle im Kartenschacht auch eine zweite SIM-Karte einlegen.

Im Alltag läuft die Benutzeroberfläche flüssig und Apps starten zügig. Einzig bei manchen Spielen fällt die Ladezeit etwas länger aus und du wirst nicht immer die höchsten Grafikeinstellungen wählen können. Die langsameren Ladezeiten fallen aber nur negativ auf, wenn du die gleiche App auf einem teureren Smartphone direkt daneben startest.

Der Akku, mit einer Kapazität von 4500 mAh, hält bei mir problemlos einen typischen Tag durch. Über den USB-C-Anschluss nimmt er bis zu 20 Watt entgegen. Das ist kein superschnelles Laden, aber in Ordnung. Vor allem, da einige teurere Geräte nicht für mehr als 25 Watt bereit sind. Eine leere Batterie ist beim G60 nach etwa zwei Stunden wieder voll geladen.

Moderne Standards und ein Dauerbrenner

Das Nokia G60 verfügt über etliche aktuelle Standards:

  • Wi-Fi 6
  • Bluetooth 5.1
  • NFC (u.a. für mobiles Bezahlen)
  • GPS, Galileo und Beido (zur Standortbestimmung)
  • 3,5-mm-Buchse für Kopfhörer

Der Fingerabdrucksensor ist im Powerbutton integriert. Mit ihm lässt sich das Smartphone schnell und zuverlässig entsperren.

Drei Jahre Updates und nur eine Bloatware

Das Nokia G60 ist im Herbst 2022 mit Android 12 erschienen und hat zwischenzeitlich ein Update auf Android 13 erhalten. Nokia will noch zwei weitere Updates, also bis Android 15, liefern und verspricht bis Herbst 2025 monatliche Sicherheitsupdates. Damit erhält es noch ein Android-Update mehr als das Moto G13. Die von der EU als Vorschrift geplanten fünf Jahre erreicht das Smartphone aber nicht.

Beim Starten des G60 leuchtet kurz das Logo von «Android One» auf. Dabei gibt es das Programm gar nicht mehr. Aber egal: Ich freue mich beim Nokia über ein flüssig laufendes, pures Android mit aufgeräumter Oberfläche. Netflix und MyDevice von Nokia sind die einzigen zusätzlich installierten Apps. Wobei sich der Streamingdienst direkt vom Startbildschirm aus löschen lässt.

Haupt- und Frontkamera gut, Ultraweitwinkelkamera mäßig

Das Nokia G60 verfügt über drei Kameras auf der Rück- und eine auf der Vorderseite:

  • Hauptkamera mit 50 Megapixeln
  • Ultraweitwinkelkamera mit 5 Megapixeln
  • Tiefensensor mit 2 Megapixeln
  • Frontkamera mit 8 Megapixeln

Hauptkamera

Die Farbwiedergabe der Hauptkamera wirkt natürlich, könnte für meinen Geschmack aber kräftiger sein. Die Detailgenauigkeit ist hoch und sorgt für eine scharfe Darstellung. Erst bei der Betrachtung in Originalgröße fallen leichte Artefakte in den Ecken auf.

Ultraweitwinkel und Zoom

Die Ultraweitwinkelkamera weist einen leichten Gelbstich auf. Starke Kontraste scheinen aber kein Problem für sie zu sein. Verzerrungen rechnet die Software raus. Die geringe Auflösung sorgt allerdings dafür, dass die Detailgenauigkeit auf größeren Bildschirmen als dem Smartphone-Display tief ist. Das fällt zum Beispiel in den Randbereichen oder den Wolken am Himmel besonders auf. Die Hauptkamera bietet im direkten Vergleich ein schärferes Bild.

Der zweifache Zoom ist nur digital. Auch das sieht im Ergebnis auf dem Smartphone-Display ordentlich aus, zerfällt aber auf größeren Bildschirmen.

Porträt

Meine Kleidung schneidet der Porträtmodus gut aus. Nur am Bündchen unter dem Arm ist die Software leicht irritiert. Nicht zufrieden bin ich mit dem Ausschnitt meines Barts und der Glatze. Das wirkt unförmig. Und selbst die schwarze, klar abgegrenzte Brille erkennt die Software trotz der zusätzlichen Linse für Tiefenunschärfe nicht richtig.

Mit dem Porträt-Editor kannst du bei den Porträtfotos nachträglich die Stärke der Unschärfe verändern. Außerdem stehen verschiedene Muster für die Verzerrung zur Auswahl. Den Fokuspunkt kannst du ebenfalls verlegen – falls doch der Hintergrund scharf und die Person unscharf erscheinen soll. Von den Mängeln an der Kante der Person abgesehen, gefällt mir die Unschärfe. Sofern ich es bei der Nachbearbeitung nicht übertreibe, wirkt sie natürlich.

Nacht

Bei Dunkelheit hellt der Nachtmodus das Bild nicht nur etwas auf, sondern sorgt auch für mehr Schärfe im Bild. Allerdings ist der Dynamikumfang klein. Beim Nachtmodus ist zum Beispiel die Beleuchtung über der Haustür überbelichtet. Bei der Aufnahme mit der Automatik überstrahlt die Lampe ihre Umgebung nicht.

Der Nachtmodus sorgt zwar auch bei der Ultraweitwinkelkamera für eine Verbesserung der Aufnahme. Die Kamera will ich aber bei Dunkelheit trotzdem nicht verwenden.

Selfie

Die Frontkamera liefert brauchbare Selfies. Sie sind farblich ansprechend und verfügen für die Bilder einer Frontkamera über eine hohe Detailgenauigkeit. Der HDR-Effekt kann starke Kontraste aber nicht ausgleichen, wie deutlich am überbelichteten Himmel zu erkennen ist.

Der Porträtmodus sorgt auf Wunsch auch bei Selfies für einen unscharfen Hintergrund – hier aber ohne zweite Kamera und nur mittels Software. Meinen Kopf schneidet er trotzdem besser aus als der Porträtmodus der Hauptkamera – ganz perfekt trennt er mich aber auch nicht vom Hintergrund.

Fazit: Mehr Power und eine weitere Kamera

Während das Moto G13 die Mindestanforderungen an ein modernes Smartphone erfüllt, bietet das Nokia G60 bereits mehr als nur die Befriedigung von Grundbedürfnissen. In den meisten Punkten schneidet es etwas besser ab als das günstigere Smartphone von Motorola.

Mehr Leistung als beim Nokia G60 werden viele Menschen gar nicht benötigen. Das Display ist schick anzuschauen, wobei du in dieser Preisklasse noch mit breiten Rändern leben musst. Das Kamerasystem besteht aus einer guten Haupt- und einer guten Frontkamera. Die Ultraweitwinkelkamera hat hingegen viel Luft nach oben. Bei Dunkelheit musst du ebenfalls mit einer schlechteren Bildqualität rechnen als bei teureren Smartphones.

Titelfoto: Jan Johannsen

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Als Grundschüler saß ich noch mit vielen Mitschülern bei einem Freund im Wohnzimmer, um auf der Super NES zu spielen. Inzwischen bekomme ich die neueste Technik direkt in die Hände und teste sie für euch. In den letzten Jahren bei Curved, Computer Bild und Netzwelt, nun bei Galaxus.de. 


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