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Wie gut funktioniert Google Stadia in der Schweiz?

Google Stadia ist nicht in der Schweiz verfügbar – zumindest noch nicht. Ausprobiert habe ich es trotzdem. Ich zeig dir wie das geht, wie gross der Input-Lag ist und ob es sich der Aufwand lohnt.

Einfach zu besorgen, schwieriger zu benutzen

Google Stadia wird es in zwei Varianten geben. Einer Gratis-Version, welche dir 1080p und Stereo-Sound bietet sowie einer Pro-Version für 10 Euro im Monat mit UHD-Auflösung, Surround Sound und HDR. Momentan ist nur letztere verfügbar. Für die Abo-Gebühr bekommst du Rabatt auf diverse Spiele, sowie regelmässig ein paar gratis obendrauf – ähnlich wie bei PSN oder Xbox Live. Eine Flatrate wie bei Netflix gibt es nicht.

Woran ich beim Vorbestellen nicht gedacht habe, ist, dass Stadia auch nur in Ländern funktioniert, wo der Service verfügbar ist. In der Schweiz kannst du zwar die App runterladen, die Website benutzen und Spiele kaufen. Sobald du aber spielen willst, heisst es, in deinem Land hat der Game Publisher eingeschränkte Verfügbarkeit. Es ist nicht das letzte mal, dass Google ein Problem auf jemand anders abschiebt.

Was bietet Stadia und was nicht?

Momentan kannst du bei Stadia 22 Spiele kaufen. «Tomb Raider Definitive Edition», «Landwirtschafts-Simulator 19», «Destiny 2 The Collection» und «Samurai Shodown» erhältst du als Pro-User umsonst. Die restlichen Titel sind mit dem Abo oft stark reduziert, aber auf anderen Plattformen sind sie dennoch billiger. Für «Red Dead Redemption 2» bezahlst du beispielsweise die vollen 60 Euro.

Einrichtung und Bedienung

Wenn du an einem PC oder Laptop zocken willst, ist es ganz einfach. Sobald du den Aktivierungs-Code eingegeben hast, kannst du direkt von der Stadia-Webseite ein Spiel starten.

Die Benutzung der App ist denkbar einfach. Sie startet automatisch, sobald du den Controller an den Bildschirm deiner Wahl anschliesst. Sie ist schlicht und übersichtlich gestaltet (kein Wunder, viel gibt es ja noch nicht) und das letzte gestartete Spiel erscheint direkt zu oberst.

Jetzt kommt wieder ein Aber. Am Smartphone musst du nämlich aktuell noch den Controller mit Kabel benutzen. Das ist von doppeltem Nachteil, denn das Zocken saugt mächtig Akku und weil der Controller den USB-Anschluss blockiert, kannst du (mit Ausnahme eines ROG-II-Phones bspw.) nicht gleichzeitig laden.

Du musst übrigens nicht mit dem Stadia Controller spielen. Auch PS4, Xbox oder Switch-Controller sind kompatibel. Wie und wo siehst du auf dieser Seite.

Der Controller

Neben den Standardtasten gibt es eine fürs Menü, eine für Optionen, eine für Aufnahmen, eine für den Google Assistant sowie die Stadia-Taste. Der Controller besitzt an der Unterseite einen 3.5-mm-Anschluss für ein Headset.

Subjektive Performance

Als ich gemerkt habe, dass Stadia in der Schweiz wegen Geoblocking gar nicht läuft, wollte ich meinen Test eigentlich bereits abschreiben. Mehr aus Neugier versuchte ich es trotzdem mit VPN und siehe da, es funktioniert besser als erwartet. Das bedeutet nicht, dass ich ernsthaft damit spielen möchte. Aber eins nach dem anderen.

Wo der Lag deutlicher festzustellen ist, ist beim Ton. Vom Moment, wo ich eine Knarre abfeuere, bis der Ton aus den Lautsprecher kommt, ist definitiv eine leichte Verzögerung vorhanden. Es liegt aber im erträglichen Bereich und nach wenigen Minuten habe ich es meist vergessen.

Gemessene Performance

(34/240) x 1000 = 141 ms

Es ist keine perfekte Messmethode, aber um einen relativen Eindruck zu erhalten, reicht sie allemal.

Am Smartphone ist die Methode allerdings nicht die genaueste. Dort ist es schwierig, genau zu erkennen, wann der Controller auslöst. Am PC gibt es dafür ein praktisches Tool, welches das Numlock-Lämpchen aufleuchten lässt, sobald du die Maus drückst. Das ist im Zeitlupenvideo gut erkennbar.

Immerhin sind die Ladezeiten mit Stadia tendenziell kürzer als bei der am PC installierten Version. «Destiny 2» benötigt bei mir vom Klick auf den Start-Button bis ich im Spiel loslaufen kann 1:50 min, während es mit Stadia bereits nach 1:27 min spielbar ist.

Fazit: Ein Traum mit vielen Einschränkungen

Dass du bloss ein Browser-Tab öffnen musst und in wenigen Sekunden loszocken kannst, bleibt dennoch als Idee faszinierend. Dieses Versprechen hält Google. Und wenn das Spieleangebot grösser wäre oder es nach dem Netflix-Prinzip funktionieren würde, könnte man drüber reden. So stehen dir 22 Spiele zur Verfügung, die entweder etwas älter und/oder teurer als auf anderen Plattformen sind und schlechter performen.

Der Start von Stadia verläuft harzig. So etwas unfertiges auf die Menschheit loszulassen und dafür Geld zu verlangen, finde ich ehrlich gesagt dreist. Google hätte gut daran getan, das ganze als Beta zu verpacken. Gescheitert ist das ganze deswegen längst nicht. Das Potential scheint durch und ich bin gespannt, wie sich der Dienst weiterentwickelt.

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Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken. 


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