

«Wie 9 Sekunden fernsehen» – von wegen: Google beschönigt KI-Ressourcennutzung

KI-Anfragen kosten nicht viel, will Google mit einer neuen, selbstgeschriebenen Studie versichern. Doch Experten werfen dem Unternehmen vor, mit unrealistischen Zahlen zu rechnen.
Unterhaltungen mit KI-Chatbots fühlen sich trivial an. Doch dahinter stehen enorme Rechenzentren, deren Betrieb unter anderem viel Energie benötigt. Anbieter von KI-Modellen sehen sich immer wieder mit Vorwürfen konfrontiert, ihre KI-Chatbots verbrauchten zu viele Ressourcen. Darauf wird gern entgegnet, dass die KI-Modelle immer effizienter werden und weniger Energie benötigen. Die globale Nutzung steigt aber rasant an.
Fehlender Kontext und keine wissenschaftliche Beurteilung
Das klingt nicht nach viel. Doch bei mehr als 500 Millionen Besuchern auf der Gemini-Website pro Monat – was ein Vielfaches an einzelnen Anfragen an den Bot bedeutet – summieren sich die kleinen Werte enorm auf.
Die beiden bemängeln, dass Google bei der Berechnung von Energie- und Wasserverbrauch Medianwerte nutze, während sich andere relevante Forschungsarbeiten auf Durchschnittswerte stützen. Medianwerte beschönigen die Werte, da keine Ausreißer berücksichtigt werden, während Durchschnittswerte den Gesamtverbrauch einbeziehen. Google gibt auch keine Details dazu an, auf welchen Prompts die Medianangaben basieren.
Darüber hinaus bezieht Google laut Ren den indirekten Wasserverbrauch nicht mit ein: Berücksichtigt werde nur das Wasser, das für die Kühlung der Server benötigt wird. Der größte Wasserverbrauch liege aber in der Stromerzeugung, etwa für die Kühlung von Kernkraftwerken. Ren selbst kommt in seinen Berechnungen auf 50 Milliliter Wasserverbrauch pro Anfrage an einen Chatbot – Googles Angabe liegt mit 0,26 Milliliter um ein Vielfaches darunter.
Auch bei den Kohlenstoffemissionen nutzt Google laut den beiden Experten unrealistische Daten. Googles Studie beziehe sich auf allgemeine Markt-Emissionsdaten, die auch Verpflichtungen zur Förderung erneuerbarer Energien berücksichtigen. Realistischer seien jedoch standortbasierte Daten, also Zahlen, die den tatsächlich genutzten Energiemix der Rechenzentren wiedergeben.
Googles neue Studie ist also eher als pseudowissenschaftlicher Marketing-Stunt und nicht als ernstgemeinte Beschäftigung mit den selbst verursachten Problemen zu sehen.


Fühlt sich vor dem Gaming-PC genauso zu Hause wie in der Hängematte im Garten. Mag unter anderem das römische Kaiserreich, Containerschiffe und Science-Fiction-Bücher. Spürt vor allem News aus dem IT-Bereich und Smart Things auf.
Vom neuen iPhone bis zur Auferstehung der Mode aus den 80er-Jahren. Die Redaktion ordnet ein.
Alle anzeigen