Ratgeber

Weissabgleich: Der Unterschied zwischen RAW und JPEG

David Lee
18.1.2019

In ein und demselben RAW-Konverter wird die Farbtemperatur nicht immer gleich angegeben. Manchmal siehst du 5400 Kelvin, manchmal aber auch +2. Das ist kein dummer Zufall, sondern ein Hinweis, was die Software da eigentlich tut.

In einem RAW-Konverter (Lightroom, Capture One, Photoshop Camera Raw, etc.) kannst du den Weissabgleich korrigieren – unabhängig davon, ob es sich um ein RAW-Foto oder um ein JPEG handelt. Diese Korrektur funktioniert mit JPEG grundsätzlich anders als mit RAW. Ich habe das in meinem Weissabgleich-Beitrag schon mal kurz erwähnt.

Ich will mich jetzt aber nochmal im Detail darüber auslassen, und zwar weil:

  • wir hier unter Nerds sind, die gerne auch Nebensächlichkeiten auseinander nehmen.
  • es dir ein gutes Gefühl gibt, wenn du weisst, was der Regler genau tut, an dem du gerade herumschiebst.

Die Rede ist in erster Linie vom Farbtemperatur-Regler, der irgendwo zwischen kalt (blau) und warm (gelb) steht. In zweiter Linie auch vom Regler, der die Farbe zwischen Grün und Magenta ausbalanciert. Diese Einstellung nennt sich Tonung oder englisch Tint.

Beim RAW-Format wird die Farbtemperatur in Kelvin angegeben, abgekürzt mit einem grossen «K». Die Werte bewegen sich so zwischen 2500 K und 10000 K. Beim JPEG hingegen gibt es keinen Kelvin-Wert, sondern eine Plus-Minus-Skala. Beim zweiten Regler, der Grün-Magenta-Skala, ist es in beiden Fällen eine Plus-Minus-Skala.

Um zu verstehen, warum das so ist, musst du verstehen, was bei der Aufnahme eines RAWs oder eines JPEGs geschieht.

Was bei der Aufnahme geschieht

In JPEG wirkt sich die Farbe der einzelnen Pixel direkt auf die gemessene Farbtemperatur aus. Die Farbgebung ist damit beim Speichervorgang bereits «hardcoded». Korrekturen sind nur noch in Relation zu dieser Fixierung möglich. Darum hast du am Regler bei JPEG eine Plus-Minus-Skala und keinen Kelvin-Wert.

RAW vs. JPEG bei der Farbtonung

Auch der zweite Regler, der für den Grün-Magenta-Bereich zuständig ist, funktioniert bei RAW und JPEG unterschiedlich. Zwar steht hier in beiden Fällen ein Plus-Minus-Wert. Doch bei JPEGs steht dieser Wert immer auf null, wenn du die Einstellung «Wie Aufnahme» aktiviert hast. Bei RAW nicht: Die Kamera gibt auch hier in den Metadaten eine Empfehlung an. Wenn in den Metadaten zum Beispiel +10 steht, ist das von Beginn an dieser Wert zu sehen.

Wie und wo werden deine Änderungen gespeichert?

Wenn du am Weissabgleich herumschraubst, speichert der RAW-Konverter diese Informationen nicht in der Bilddatei selbst. Photoshop erstellt eine separate Begleitdatei mit der Endung .xmp. Diese ist nur wenige Kilobytes gross, denn sie enthält keine Bildinformation. Sie speichert lediglich die Einstellungen der verschiedenen Regler.

Lightroom kann diese xmp-Dateien lesen und schreiben. Zusätzlich speichert Lightroom die Einstellungen auch in einer internen Datenbank, dem Katalog. Capture One Pro funktioniert im Prinzip gleich, ist aber nicht kompatibel.

Solange du das Bild nicht exportierst, also physisch eine neue Bilddatei erstellst, sind alle Einstellungen verlustfrei reversibel – auch bei JPEGs.

Doch wenn du mit der Bearbeitung eines RAW fertig bist, und zum Schluss kommst, dass da was Brauchbares draus geworden ist, exportierst du das Bild als neue Datei. In der Regel als JPEG. Beim Export werden die Einstellungswerte in die Datei selbst gespeichert. Im Fall von RAW auch wieder nur in die Metadaten, womit verlustfreies Ändern jederzeit möglich ist. Im Fall von JPEG werden die Pixel umgefärbt.

So. Ich hoffe, du verstehst deinen RAW-Konverter jetzt ein kleines bisschen besser.

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Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere. 


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