Hacker: Helden oder Schurken?
Hintergrund

Warum Hacker hacken

Private Fotos von Stars hier, 68 Millionen Accounts öffentlich da. Hacker machen Dinge öffentlich, die ihnen weder Geld bringen, noch die Welt verbessern. Warum tun sie das nur?

Wer Jennifer Lawrence nackt sehen will, der kann das mit wenig Aufwand tun. Fotos aus ihrer privaten iCloud sind von einem Hacker geleakt worden, genau wie die privaten Bilder von manch einem anderen Star. Lawrence ist schockiert und bezeichnet das Datenleck als Sexualverbrechen.

Jennifer Lawrence ist gehackt worden. Sie spricht öffentlich über den Effekt der Straftat.

Edward Snowden hat sein ruhiges Leben als Analyst aufgegeben, damit er die Machenschaften der NSA aufdecken kann. Er ist im russischen Asyl. Die Welt lebt seither in Angst vor Überwachung.

Eine Hackergruppe, die sich selbst The Impact Team nennt, hat die Dating-Site Ashley Madison gehackt. Die veröffentlichten Daten zeigen, dass ein Grossteil der Frauen auf der Website Fakes waren. Mit in den Datenlecks sind persönliche Daten, Fetische und Passwörter von 32 Millionen privaten Nutzern.

Technologisch und sozial sind diese grossen Hacks zweifelsohne Meisterstücke. Doch am Ende leiden immer die Nutzer. Klar, Edward Snowden ist eine der wichtigsten Personen der vergangenen Jahrzehnte. Und Menschen sollen auch vor Betrug online geschützt werden. Aber was bleibt? Machtlosigkeit, Frust, Angst und die Frage nach den Gründen. Warum tun diese Menschen, was sie tun? Sind sie hinter uns her? Was wollen die eigentlich?

Statements von Hackern

Oft schweigen sich die Hacker darüber aus, weshalb sie ihre Schandtaten verübt haben. Nur wenige bekennen sich öffentlich zu ihren Taten. Am prominentesten sind da wohl die Statements des Impact Teams nach dem Ashley-Madison-Hack.

[Ashley Madison] und [Established Men] müssen sofort und permanent vom Netz genommen werden.

Im weiteren geben sie recht vage an, dass sie sich gegen die Geschäftsidee des Mutterkonzerns Ashley Madisons - Avid Life Media - stellen und deren betrügerische Machenschaften aufdecken wollen. Denn, so hat sich bei der Analyse der veröffentlichten Daten herausgestellt, Avid Life Media hat die Daten entgegen anderslautender Aussagen von Usern nicht gelöscht hat. Um das Unternehmen in die Knie zu zwingen hat das Impact Team alle Daten der Nutzer veröffentlicht.

Das Resultat: Ashley Madison ist immer noch online, brüstet sich mit über 45 Millionen Usern. Die sexuellen Präferenzen von allen Usern zum Zeitpunkt des Hacks sind frei verfügbar. Kurz nach dem Hack verzeichnete die Site sogar einen Anstieg an Benutzerregistrierungen.

Der Hacker Phineas Fisher hat jüngst dem Magazin Motherboard ein Interview gegeben, in dem er erklärt, weshalb er in die Server des italienischen Unternehmens Hacking Team eingedrungen ist und alle Daten des Unternehmens veröffentlicht hat.

Phineas Fisher spricht über seinen Hack und die Beweggründe

Eine kleine Randnotiz: Das Hacking Team hat der Kantonspolizei Zürich Spionagesoftware verkauft.

Die Snowden-Leaks aber haben die Welt erschüttert und offengelegt, dass die NSA eine globale Überwachungsmaschinerie auf- und ausbaut.

Das Resultat: Der US-Geheimdienst hat zwar Rache angekündigt, Snowden ist aber in Russland untergekommen. Er predigt weiterhin die Freiheit im Internet, gibt Interviews. Derweil ist unklar, ob die USA von ihren Überwachungsplänen abgesehen haben. Es bleibt aber zu bezweifeln.

Edward Snowden und Shane Smith im Interview

Was bleibt?

Was bleibt, sind wir. Wir haben in Angst und Ohnmacht vor entweder böswilligen Regierungen, nicht minder dämonischen Firmen oder vor bösen Hackern zu leben. Machtlos sind wir nicht. Wir können mit einer gescheiten Passwort-Strategie, Verschlüsselung, Sicherheitssoftware und gesundem Menschenverstand wie auch etwas Know-How das Ärgste abwenden.

Eines aber ist gewiss: Die Datenlecks werden nicht aufhören, egal aus welchen Gründen. “Der Anstieg der Datenlecks geht mit dem Anstieg der Menge an Informationen, die online sind, einher”, sagt Troy Hunt. Der Aufwärtstrend werde zudem durch die stetig steigende Anzahl an Services, die einen Login verlangen, beschleunigt.

Titelbild: Hacker: Helden oder Schurken?

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Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.


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