Instagram / hideo_kojima
Hintergrund

Von «Metal Gear» bis «Death Stranding» – das steckt hinter der Beliebtheit von Entwicklerlegende Hideo Kojima

Wer sich mit Videospielen beschäftigt, kennt den Namen Hideo Kojima. Entweder liebt man seine merkwürdige Herangehensweise an Games oder man findet ihn überbewertet. Ein Erklärungsversuch für die Faszination Kojima.

Am 26. Juni 2025 war es endlich soweit: Nach zahlreichen cineastischen Trailern ist mit «Death Stranding 2: On the Beach» das neuste Spiel von Kojima Productions erschienen. Das stellt den Gründer und Chef des Studios erneut in den Mittelpunkt zahlreicher Diskussionen – ist Kojima genial oder schlicht überbewertet?

Ich liebe die wirren Zwischensequenzen, auch wenn ich sie nicht alle verstehe. Andere Spielerinnen und Spieler können beim Anblick der komischen Cutscenes nur mit den Schultern zucken. Ich liebe auch die zahlreichen Liefermissionen und das behäbige Gameplay. Skeptiker schreiben «Death Stranding» deshalb als langweiligen «Walking Simulator» ab.

Eines ist klar: Hideo Kojima löst starke Reaktionen aus. Doch wieso polarisiert der legendäre Entwickler so fest? Was steckt hinter der Faszination Kojima? Ich mache das an fünf Punkten fest, die mit dem Lebenslauf des Entwicklers aus Japan fest verflochten sind.

1) Hideo Kojima, der Cineast

Laut eigenen Angaben in seiner X-Biografie besteht Kojimas Körper aus 70 Prozent Filmen. Diese Leidenschaft entsteht bereits früh im Kleinkindalter. Und zwar führen die Eltern des kleinen Kojima die Familientradition ein, jeden Abend einen Film zu schauen. Für den jungen Kojima ist es erst Schlafenszeit, wenn der Abspann des Filmes auf dem Fernseher läuft.

Hier dürfte es dem Spieleentwicker zugute gekommen sein, dass seine Eltern Fans von westlichen Filmen sind. Diese Einflüsse schaffen es später in seine Spiele, die deswegen auch ein breites Publikum ausserhalb Japans erreichen.

Durch die familiären Filmabende und den Kamera-Kauf eines Freundes beeinflusst, erwacht die Leidenschaft zum Filmemachen beim jungen Kojima. Ein Filmproduzent wird er jedoch nie – er schlägt den Weg zum Spieleentwickler ein.

Kojimas Begeisterung für die Filmproduktion wird zum festen Bestandteil seiner Karriere in der Videospielbranche. «Metal Gear Solid» für die Playstation 1 ist eines der frühesten Spiele, die auf eine cineastische Inszenierung setzen. Dafür wird es bis heute gelobt. Diesen Einfluss spüre ich auch deutlich in «Death Stranding 2», als ich bewundernd die erste Zwischensequenz mit Protagonist Sam betrachte.

Es ist erstaunlich, dass Kojimas filmreife Zwischensequenzen so viele Fans begeistern. Schliesslich brechen sie oftmals mit Konventionen, die man aus traditionellen Filmen kennt. Es ist fraglich, ob Kojimas Regie- und Produktionsstil überhaupt im klassischen Medium Film funktionieren würde.

2) Visionäre Anfänge in der Spielebranche

Auch wenn das Zwischensequenz-Wirrwarr so manches Publikum verschreckt, bringt Kojima frischen Wind in die Gaming-Branche. Eigentlich soll ihm diese in den 1980er-Jahren lediglich die Tür zur Filmbranche öffnen. Deswegen fängt er – des damals schlechten Rufs der Spielebranche und den Warnungen seiner Verwandten zum Trotz – 1986 bei Konami an.

Damit prägt Kojima das Stealth-Genre (Schleichspiele) für kommende Generationen – ein frühes Beispiel seiner Rolle als Visionär in der Spielebranche.

3) Erfolg und Trennung

«Metal Gear Solid» ist mit sieben Millionen verkauften Einheiten auf der Playstation 1 ein riesiger Hit. Der Weg zu Kojimas langfristigem Erfolg ist damit geebnet.

In den Folgejahren erscheinen in Zusammenarbeit mit Konami mehrere Nachfolger von «Metal Gear Solid» für diverse Playstation-Konsolen. Die Kooperation mit dem japanischen Publisher verschlechtert sich über die Jahre hinweg aber deutlich, bis sich die zwei Parteien 2015 trennen.

Durch diese schwierige Trennung steht Kojima wie ein missverstandenes Genie da. Konami wird von vielen Fans als «die Bösen» gesehen, die einen legendären Spielemacher ohne Grund vergrault haben. Es liegt nahe, dass bei einer Auseinandersetzung zwischen einer einzelnen Person und einem Unternehmen die Sympathie beim Menschen liegt. Vor allem wenn dieser Mensch hinter einem beliebten Franchise steckt und dessen zukünftige Projekte sehnlichst erwartet werden.

4) Ein Fan, der Promis wie Pokémon sammelt

Dazu kommt, dass Kojima sich auf Social Media als Fan inszeniert. Hier ein Promi-Selfie, da ein Foto eines Kinobesuchs – Filmempfehlung inklusive. Er wirkt damit nahbar und andere Fans haben direkt einen Bezug zu ihm, anders als zu zahlreichen anderen Personen in der Spielebranche. Im Gegensatz zu «normalen» Fans belässt es Kojima aber nicht bei Selfies – er integriert seine Lieblingsschauspieler in seine Games.

5) «Weirde» Spiele, die begeistern

Zuletzt sind die Spiele von Kojima einfach auch verdammt merkwürdig. Das schadet ihrem Ruf aber nicht, im Gegenteil. In «Metal Gear Solid» nehmen Einzelpersonen schwere Gefährte wie Helikopter oder Panzer locker auseinander. Überhaupt haut die Reihe einen Twist nach dem anderen raus.

An anderer Stelle beruhige ich mein Baby durch Pinkeln. Ein Charakter stoppt seinen Herzschlag alle paar Minuten für eine Reise ins Jenseits. Und auch diese schräge Konversation mit «Super Mario»-Referenz existiert tatsächlich so im Spiel:

«Princess Beach»?! Du siehst aber, die Liste könnte ewig lang sein. Der Punkt ist: Die merkwürdige Natur von Kojimas Spielen macht für Teile des Publikums ebenfalls einen gewissen Charme aus. Das passt zur innovativen, kreativen und avantgardistischen Natur seiner Entwickler-Karriere.

Titelbild: Instagram / hideo_kojima

33 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Meinen ersten Text über Videospiele habe ich mit acht Jahren geschrieben. Seitdem konnte ich nicht mehr damit aufhören. Die Zeit dazwischen verbringe ich mit meiner Liebe für 2D-Husbandos, Monster, meinen Krawallkatzen und Sport.


Gaming
Folge Themen und erhalte Updates zu deinen Interessen

Hintergrund

Interessantes aus der Welt der Produkte, Blicke hinter die Kulissen von Herstellern und Portraits von interessanten Menschen.

Alle anzeigen

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

  • Hintergrund

    Die Geschichte von «Donkey Kong»: Höhen und Tiefen von Nintendos Lieblingsgorilla in den letzten 44 Jahren

    von Cassie Mammone

  • Hintergrund

    «Die Sims» feiert 25 Jahre – ein Rückblick

    von Michelle Brändle

  • Hintergrund

    Diese Games haben den Battle-Royale-Hype nicht überlebt

    von Domagoj Belancic