Hinter den Kulissen

Umfrage: Mehrheit der Europäer will US-Produkte boykottieren

Coca-Cola, Nike, Mars: In Europa könnten viele dieser US-Klassiker bald seltener im Einkaufswagen landen. Über 60 Prozent der Konsumentinnen und Konsumenten wollen als Reaktion auf US-Strafzölle vermehrt europäische Produkte kaufen – zumindest, solange der Preis stimmt. Das zeigt eine repräsentative Umfrage in fünf europäischen Ländern.

Angesichts steigender US-Importzölle auf europäische Waren formiert sich auf dem alten Kontinent Widerstand. Nicht nur die Politik fürchtet sich vor einem drohenden Arbeitsplatzabbau. Auch bei den Konsumentinnen und Konsumenten sorgt der Handelskrieg für rote Köpfe und ein Umdenken. Ob nördlich des Rheins, westlich der Rhône oder südlich des Lago Maggiore: Mehr als die Hälfte der Bevölkerung will künftig bewusst auf US-Produkte und Dienstleistungen verzichten. Besonders gereizt reagieren die über 60-Jährigen auf die unfriendly News aus Übersee. Das zeigt eine repräsentative Umfrage des Marktforschers YouGov im Auftrag von Galaxus. Befragt wurden zwischen dem 22. April und dem 6. Mai dieses Jahres 5263 Personen in der Schweiz, Deutschland, Österreich, Frankreich und Italien.

Made in Europa erlebt eine Renaissance

Ressentiments manifestieren sich von der Normandie bis an die Côte d’Azur. Voilà - 53 Prozent der befragten Französinnen und Franzosen wollen US-Produkte wie Coca-Cola, Nike-Schuhe oder Mars-Riegel von ihrem Einkaufszettel streichen. Auch in der Schweiz (62 Prozent) und allen anderen befragten Ländern will man die US-Strafzölle nicht folgenlos hinnehmen. Am Frühstückstisch stehen künftig M-Classic-Corn Flakes oder Golden Bridge statt Kellogg’s und an die Füsse kommen Adidas statt Nike.

Ferner zeigen die Umfrageresultate, dass die US-Skepsis mit zunehmendem Alter steigt. Während die U-30er entspannt auf die Eskapaden aus Übersee reagieren, zeigen sich die über 60-Jährigen eher erbost: Über 40 Prozent der befragten Seniorinnen und Senioren erachten es als sehr wahrscheinlich, dass sie künftig den guten alten US-Brands die kalte Schulter zeigen.

Je grösser der Frust über die USA, desto grösser das Interesse an Produkten aus Europa. Besonders zeigt sich dieser Trend in der Schweiz und Österreich. 69 Prozent der Befragten geben an, dass sie entweder sehr oder eher wahrscheinlich europäische Produkte US-Gütern bevorzugen werden. Noch höher ist der Wert in Italien (70 Prozent). Auch unter den Konsumentinnen und Konsumenten in Deutschland (61 Prozent) und Frankreich (59 Prozent) signalisiert eine Mehrheit, wenn möglich europäische Anbieter zu wählen.

Die Umfrage zeigt, dass Europa eine klare Botschaft an die einheimischen Hersteller und Dienstleister hat: Es gibt nicht nur Rückendeckung für den Produktionsstandort Europa, sondern auch die Bereitschaft der Konsumenten, auf regionale Angebote umzusteigen.

Der Preis ist und bleibt heiss

Wäre da nicht ein grosses ABER. Sobald es um den Geldbeutel geht, schwindet die Entschlossenheit: Obwohl viele vermehrt europäische Produkte kaufen wollen, sind nur wenige bereit, dafür mehr dafür bezahlen. In der Schweiz erklärten gerade einmal 10 Prozent, dass sie «sehr wahrscheinlich» bereit wären, einen höheren Preis für Nicht-US-Produkte zu akzeptieren. In Italien würden sogar bloss 4 Prozent einen Aufpreis schlucken. Fast die Hälfte (62 Prozent) sagt sogar «eher nein» oder klar «no »!

Eine Mehrheit der Befragten – besonders in Deutschland (66 Prozent) und in Frankreich (72 Prozent) – spricht sich dafür aus, nicht zu zögern und US-Importe mit Gegenzöllen zu sanktionieren. Selbst der traditionell zurückhaltenden Schweizer Bevölkerung scheint der Kragen zu platzen: 56 Prozent aller Befragten fordern eine Gegenreaktion.

Die Ergebnisse zeigen: Der Handelskonflikt bleibt nicht ohne Wirkung auf das Konsumverhalten. Wie nachhaltig dieser Effekt ist, wird sich zeigen – nicht zuletzt an der Kasse.

Wie reagierst du auf die US-Importzölle oder bist du sogar direkt davon betroffen? Kaufst du vermehrt europäische Produkte ein oder ist dir das ganz handelspolitische Hin und Her egal? Teile deine Erfahrungen gerne in der Kommentarspalte.

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Tobias Billeter
Head of Corporate Communications
Tobias.Billeter@digitecgalaxus.ch

Mitarbeitende und Medien auf dem Laufenden zu halten, das ist mein Job. Ohne frische Bergluft geht bei mir allerdings nix! In der Natur hole ich mir den langen Atem, um stets dranzubleiben. Und beim Jazz die Ruhe, um meine Teenager zu bändigen.


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