
Produkttest
Nothing Phone (3a) im Test: eine Telekamera für das Mittelklasse-Smartphone
von Jan Johannsen
Die Familie des US-Präsidenten steigt ins Mobilfunkgeschäft ein. Tarif und Smartphone sind aber nur etwas für Trump-Fanboys.
Die Versprechen sind wie immer groß, am Ende ist Trump Mobile aber auch nur ein virtueller Reseller im Mobilfunknetz von T-Mobile. Beim goldenen T1 ist vor allem spannend, wo das Smartphone für 500 Dollar in den USA gefertigt werden soll. Andere Hersteller haben auf jeden Fall bessere Geräte für weniger Geld im Angebot.
Ich stelle mir gerade vor, in Deutschland würden die Kinder von Bundeskanzler Merz plötzlich Merz Mobile und das M1 vorstellen. In der Schweiz wäre es entsprechend in diesem Jahr Keller-Sutter Mobile mit dem KKS1. Es soll hier jedoch nicht um Nepotismus oder die Zwickmühlen gehen, in denen von Präsidenten ernannte Chefs von Regulierungsbehörden stecken. Wir schauen auf die Technik:
Und da bewegt sich das T1 zumindest teilweise im Rahmen von aktuellen Mittelklasse-Smartphones. Vor allem das Kamera-Setup enttäuscht aber im Vergleich mit teils deutlich günstigeren Geräten. Ich denke spontan zum Beispiel an das Nothing Phone (3a).
Angaben zum sehr relevanten Chipsatz des T1 macht Trump Mobile nicht. Da folgen sie dem Beispiel von Huawei. Um welchen es sich handelt, werden wir wohl erst erfahren, wenn die ersten Geräte im Umlauf sind. Die wichtigsten bekannten Eckdaten:
Es sind zwar drei Kameras auf der Rückseite des T1 sichtbar, wirklich nutzbar ist aber nur eine davon. Der Tiefensensor liefert nur Informationen für die Unschärfe von Porträtaufnahmen und Makrokameras mit so niedriger Auflösung haben erfahrungsgemäß eine miserable Bildqualität.
Die Suche, welches Smartphone Trump Mobile hier vergoldet, hat bereits begonnen. Aber bisher hat niemand ein Gerät mit genau diesen Spezifikationen gefunden. Und bisher gibt es nur das eine schlechte Bild von Photoshop-Philipp. Weder vorzeigbare Dummies, Prototypen noch vernünftig gerenderte Produktbilder.
Wer sich vom Gold und weiteren Design-Elementen – kommt da eigentlich noch Markenrechtsklage von T-Mobile? – sowie dem schlechten Verhältnis von Preis und Datenblatt nicht abschrecken lässt, kann bereits eine Anzahlung von 100 Dollar leisten. Insgesamt kostet das T1 499 Dollar und soll ab August oder September erhältlich sein. Manch einer wittert da aber den nächsten Scam aus dem Hause Trump:
Bei mir werden auf jeden Fall Erinnerungen an ein anderes goldenes Smartphone wach, das nie erschienen:
Das Smartphone soll dabei angeblich in den USA gefertigt werden. Es gibt derzeit aber keine relevanten Produktionsanlagen in den USA. Ob diese sich so schnell aufbauen lassen? Einzig der kleine Hersteller Purism wirbt derzeit damit, ein Smartphone in den USA zu fertigen. Das Linux-Smartphone Librem 5 kostet dann aber 2000 Dollar und damit deutlich mehr als der in China gefertigte Vorgänger, den es für 800 Dollar gibt. Wohlgemerkt für Hardware, die 2014 cool war.
Sollte es mit der Fertigung in den USA gelingen, wird spannend zu sehen, ob Trump Mobile mit der Herkunft seiner Komponenten so offen umgeht wie Purism.
Trump Mobile bietet nur den Tarif «The 47 Plan» für 47,45 Dollar im Monat an. Dafür gibt es unbegrenzte Telefonate – auch ins Ausland – und SMS sowie 20 Gigabyte Datenvolumen. Als Mobile Virtual Network Operator (MVNO) greift das Unternehmen dabei auf das Netz von T-Mobile in den USA zurück. Attraktiv ist das Angebot aber nicht. So gibt es unter anderem mit Mint Mobile, Metro und US Mobile mehrere MVNO im Netz von T-Mobile mit günstigeren Tarifen.
Die 47,45 Dollar sind dabei übrigens kein knallhart kalkulierter Businessplan, sondern ein Lockmittel für Fans des 45. und 47. Präsidenten der USA und die kaufen ja auch jede Menge andere Fan-Artikel.
Als Grundschüler saß ich noch mit vielen Mitschülern bei einem Freund im Wohnzimmer, um auf der Super NES zu spielen. Inzwischen bekomme ich die neueste Technik direkt in die Hände und teste sie für euch. In den letzten Jahren bei Curved, Computer Bild und Netzwelt, nun bei Digitec und Galaxus.