Stephan Lamprecht
Produkttest

Toniebox 2 im Test: Spielspaß ja, aber mit Schwächen

Ich teste mit meiner Enkelin die Toniebox 2 und verrate dir, wie sie sich im Alltag macht. Und ob sich ein Upgrade lohnt.

Für meine Enkelin Leia ist ihre Toniebox ein fester Bestandteil des Tages. Oft lauscht sie gedankenversunken den Hörspielen oder singt schräg, äh … begeistert mit. Seit einigen Tagen ist mit der Toniebox 2 der Nachfolger im Handel. Mit der sollen die Kinder auch so richtig spielen können. Das klingt ja erst mal super. Aber überzeugt Klein-Leia das Ding auch im Praxistest?

Wichtig für Eltern: Wenn du erstmals eine Toniebox 2 kaufst und dein Kind nicht nur Liedern oder Hörspielen lauschen soll, musst du beim Kauf den Controller und einen Titel von Tonieplay mit in den Warenkorb legen. Clever gemacht vom Hersteller, hehe.

Ich packe aus und richte ein

Zunächst geht es an die Einrichtung des Geräts. Im Karton befinden sich die Box sowie ein Ladekabel. Ein sehr kurzes Ladekabel. Zu kurz, wie ich finde.

Die Begründung des Herstellers dafür lautet, er wolle die Sicherheit für die Allerkleinsten wahren. Klar, bei der Kabellänge können weder Hände noch der Hals abgeschnürt werden. Das überzeugt mich aber nicht. Meine Steckdosen befinden sich in der in Deutschland üblichen Position. Das ist rund 30 Zentimeter über dem Fußboden. Dafür reicht das Kabel nicht. Die Toniebox baumelt in der Luft. Ein magnetischer Mechanismus, der bei Zug das Kabel freigibt, verhindert auch eine Strangulation.

Bei allen Sicherheitsbedenken: Das Ladekabel ist mit knapp 20 Zentimetern schon arg kurz.
Bei allen Sicherheitsbedenken: Das Ladekabel ist mit knapp 20 Zentimetern schon arg kurz.

Der Anschluss funktioniert via USB-C. Das ist eine Neuerung gegenüber der ersten Version und ein technischer Fortschritt. Ärgert mich aber trotzdem. Ja, ein fehlendes Netzteil macht ein Produkt günstiger und ist auch ressourcenschonender. Aber wenn ich nicht wählen will, ob ich nun die Toniebox, mein Smartphone oder meine Zahnbürste laden möchte, muss ich ohnehin eines kaufen. Aber gut, vielleicht ist das auch ein Luxusproblem.

Ich verbinde die Toniebox 2 für den nächsten Installationsschritt mit dem Stromnetz. Die Box kommt zwar vorgeladen zu mir, aber sicher ist sicher. Nicht, dass mir das Ding mittendrin abschmiert.

Ohne App läuft bei der Toniebox 2 nicht viel. Ich installiere also (wie bei der ersten Version) über den QR-Code vom Beileger zunächst die App und eröffne ein Tonie-Konto. Das geht schnell. Gibt es in deinem Haushalt bereits eine registrierte Box, kannst du den Schritt überspringen. In der App wählst du dann nur «Hinzufügen».

Ich öffne die App und folge der Anleitung, muss also die Box einschalten. Der Assistent führt mich durch die Schritte. Wenn ich den Schlüssel meines WLANs korrekt eintrage, kann ich nichts falsch machen.

Die Einrichtung in der App funktioniert reibungslos.
Die Einrichtung in der App funktioniert reibungslos.

Fertig, jetzt kann es losgehen.

Ich spiele erst einmal einen «alten» Tonie ab

Die gute Nachricht für alle, die eine Toniebox der ersten Generation besitzen: Alle bisher produzierten Tonies laufen auch auf dem Nachfolger.

Stelle ich einen Tonie auf die Box, muss sie zunächst immer das erste Kapitel eines Titels aus der Cloud laden, um mit dem Abspielen zu beginnen. Eine Verzögerung ist also ganz normal. Allerdings scheint die neue Box langsamer zu reagieren als ihre Vorgängerin. Das irritiert auch meine Enkelin. Ein fragender Blick und ein «Opa, warum geht’s nicht los?». Bisher ist sie gewohnt, eine Figur auf die Box zu stellen, und anschließend ertönen die ersten Klänge.

Keine Kopfhörer und kein Offline-Modus? Ehrlich?

Die Toniebox 2 kommt gleich mit zwei unangenehmen Überraschungen um die Ecke. Die erste: Sie besitzt keinen Anschluss für Kopfhörer. Gar keinen. Derzeit gibt es keine Möglichkeit, Bluetooth-Kopfhörer anzuschließen. Die Bluetooth-Funktion ist laut Hersteller-FAQ in Arbeit. Tonies kündigt schon mal eigene Kopfhörer an, verspricht aber die Unterstützung auch von Drittanbietern.

Besonders blöd: Es gibt ebenfalls keine Option, sich mit kabelgebundenen Kopfhörern zu behelfen. Zitat: «Derzeit ist das Hören über Kopfhörer noch nicht möglich, aber bald wird es so weit sein, und dann könnt ihr beliebige kabelgebundene Kopfhörer verwenden.»

Schön. Das ist aber ein Rückschritt. Die Vorgängerin hat den Kopfhöreranschluss.

Die zweite Überraschung ist noch schlimmer. Der Offline-Modus fehlt. Die Toniebox 1 kann meine Enkelin einfach mit ins Auto nehmen und dann ihren Tonie anhören. Das ist mit der Version 2 bisher nicht möglich. Das Ding ohne aktive WLAN-Verbindung zu verwenden, dürfte nicht nur für mich ein Muss sein. Aktuell kann ich die Box unterwegs schlichtweg nicht benutzen. Dazu sagt die FAQ: «Im Moment hat die Toniebox 2 keinen Offline-Modus. Behalte unsere Social-Media-Kanäle im Blick, um als Erste*r von zukünftigen Updates und neuen Funktionen der Toniebox 2 zu erfahren.»

So langsam habe ich den Eindruck, dass das Ding vor seiner technischen Reife auf den Markt gekommen ist.

Dafür bekomme ich Einschlafen und Aufwachen mit Licht

Der bunte LED-Ring an der Oberseite ist die auffälligste Neuerung der Toniebox 2. Mit ihm ziehen zwei neue Funktionen auf der Box ein. Da ist das «Nachtlicht» in Kombination mit dem Sleep-Timer. In der App kann ich programmieren, wie lange der Tonie wiedergegeben wird. Den Timer starte ich entweder über die App oder am Gerät durch Drücken beider Ohren.

Unabhängig von diesem Einschlafmodus kann ich in der App auch einfach das Nachtlicht aktivieren. Die Helligkeit steuere ich ebenfalls über das Smartphone. Das Nachtlicht bleibt so lange an, bis der Wecker aktiv wird. Oder bis ich es per App wieder ausschalte.

Statt Lichtwecker hätte ich lieber einen Offline-Modus.
Statt Lichtwecker hätte ich lieber einen Offline-Modus.

Wenn ich möchte, kann ich meine Enkelin auch mit einem Sonnenaufgangswecker aus dem Schlaf holen. Der funktioniert aber nur, wenn die Toniebox mit dem Ladegerät verbunden ist. In der App aktiviere ich die Weckzeit und kann zwischen ein paar Klängen wählen. Damit der Wecker dann am Morgen aber auch startet, muss ich darauf achten, dass auf der Box kein Tonie mehr steht.

Diese Funktion zeigt schon an, dass der Hersteller mit der Toniebox 2 auch ältere Kinder erreichen will, die einen Wecker brauchen, um pünktlich für die Kita oder die Grundschule aufzustehen. Da meine dreijährige Enkelin mit der Präzision eines Computers morgens erwacht, ist das aktuell ein «Nice to have».

Das Nachtlicht in Aktion.
Das Nachtlicht in Aktion.

Der LED-Ring spielt auch für Tonieplay eine wichtige Rolle. Und das probieren meine Enkelin und ich natürlich gemeinsam aus.

Die größte Neuerung: Spielen mit der Toniebox 2

Leia und ich wollen «Lalalinos: Dein Tag in Bumbaloo!» ausprobieren. Ein musikalisches Abenteuer. Meine Enkelin ist aufgeregt, weil sie auf dem Tonie-Kontroller ja was drücken darf – und nicht nur zuhören «muss».

Bevor es losgeht, lege ich die Spieldisc auf die Box und darauf dann den Controller, um alles miteinander zu verbinden.

Den Controller brauche ich, um überhaupt spielen zu können.
Den Controller brauche ich, um überhaupt spielen zu können.

Grundsätzlich verlaufen die Tonie-Spiele so, dass eine Geschichte startet und die Box die Kids auffordert, wenn sie in den Verlauf eingreifen können. Dann müssen sie mit dem Controller eine Auswahl treffen, den Knopf drücken und dem weiteren Spiel folgen.

Der erste Versuch mit meiner Enkelin geht leider schief. Das Spiel verharrt an derselben Stelle, was aber nicht an Tonie liegt. Nachdem ich mich mit Leia geeinigt habe, dass sie nur dann drückt, wenn die Box das auch sagt, läuft es besser.

Wir spielen. Und das macht schon Spaß.
Wir spielen. Und das macht schon Spaß.

Und das macht uns beiden auch Spaß. Als Erwachsener gefallen mir zwei Dinge nicht ganz so gut. Zum einen sind die Spiele teurer als einfache Tonies. Die unverbindliche Preisempfehlung für das Spiel mit «Winnie Puuh» ist 24,99 Euro. Der Tonie ohne Spielfunktion soll 16,99 Euro kosten. Außerdem muss ich jetzt auf das Wegräumen und Aufbewahren von mehr Sachen achten. Einen Tonie kann ich einfach in ein Regal stellen. Beim Spiel muss ich schauen, dass alles zusammenbleibt. Aber vielleicht stört das auch nur mich.

Der Formfaktor der Box hat sich leicht geändert. Jetzt passt sie nicht mehr so schön ins Regal.
Der Formfaktor der Box hat sich leicht geändert. Jetzt passt sie nicht mehr so schön ins Regal.

Zum Start stehen zwölf Spiele zur Verfügung, darunter bekannte Marken wie «Paw Patrol» oder «Gabby’s Dollhouse».

Lohnt das Update?

Wer mit der Toniebox auch spielen will, kommt um die Anschaffung der Toniebox 2 nicht herum. Für alle, die mit der «alten» Box zufrieden sind, gibt es keinen Grund zu wechseln. Und wenn du erstmals eine Toniebox kaufen möchtest, kann die erste Generation interessant sein, weil sich die Preise aktuell nach unten bewegen. Du bekommst ein bewährtes und stabiles Gerät günstiger.

Fazit

Die Toniebox wurde verschlimmbessert

Tonieplay ist eine witzige Idee und macht Spaß. Beim aktuellen Entwicklungsstand wiegen aber das Manko mit den Kopfhörern und vor allem das Fehlen des Offline-Modus im Familienalltag schwer.

Dafür hätte ich gern auf fancy Features wie das Aufwachen mit Licht verzichtet. Geblieben sind die schöne Haptik und die einfache Bedienung über die Ohren und via Gesten. Für die Hardware allein hätte ich fünf Sterne vergeben. Daran reicht die aktuelle Software leider nicht heran.

Pro

  • einfache Einrichtung
  • Innovation Tonieplay
  • Kompatibilität zu älteren Tonies
  • kindgerechte Hardware

Contra

  • kein Offline-Modus
  • keine Option für Nutzung per Kopfhörer
  • gefühlt langsamere Software
Tonies Kinderaudioplayer Toniebox 2
Kinderradio
Neu
CHF141.90

Tonies Kinderaudioplayer Toniebox 2

Titelbild: Stephan Lamprecht

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Hamburger, Leseratte, Eishockey-Fan. Papa und Grosspapa. Bastelt ständig an seinem Smarthome herum. Interessiert an DIY, Outdoor, Mode und Kosmetik.


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