
Produkttest
Bose QuietComfort Ultra im Test: Wie viel «Ultra» steckt drin?
von Florian Bodoky
Tiefer, ruhiger und erholsamer schlafen – selbst bei Schnarchen oder Verkehrslärm. Die Soundcore Sleep A30 Kopfhörer versprechen genau das. Ich habe sie getestet.
Für manche ist Schlaf die einfachste Sache der Welt – Kopf aufs Kissen, Augen zu und tiefe Ruhe bis am Morgen. Egal, ob die Nachbarn um Mitternacht Posaune üben. Für andere, wie mich, ist tiefes Schlummern eher ein scheues Tier. Schon das Knacken eines Ästchens – ganz zu Schweigen von Schnarchen oder Kirchenglocken – kann ihn vertreiben. Und: Je mehr ich ihm nachjage, desto weiter flüchtet er. Deshalb habe ich die Soundcore Sleep A30 Schlafkopfhörer getestet.
Das Vorgängermodell, die Sleep A20, hatte ich zuvor schon sporadisch in den Ohren, doch ganz zufrieden war ich nicht. Sie drückten beim Schlafen und Schnarchgeräuschen konnten sie nur wenig entgegensetzen.
Umso grösser waren meine Hoffnungen für die Sleep A30. Denn sie verfügen laut Herstellerangaben über Active Noise Cancelling, eine intelligente Schlaferkennung und eine sich der Umgebung anpassende Schnarchmaskierung. Zudem sind sie rund sieben Prozent flacher als die Sleep A20, sodass sie auch für Seitenschläfer (also mich) geeignet sein sollen.
Als ich die Sleep A30 in den Händen halte, bin ich beeindruckt vom geringen Gewicht (drei Gramm) und der flachen Form der Kopfhörer. «So sehen Earbuds für Seitenschläfer aus», denke ich.
Doch die erste Nacht bringt Ernüchterung. Beim Schlafen auf der Seite drücken die Kopfhörer so stark, dass ich sie nach knapp zwei Stunden aus meinen Ohren verbanne. Vom Testen anderer Earbuds weiss ich, dass ich besonders empfindliche Ohrmuscheln habe. Allerdings liefert Soundcore eine ganze Batterie verschiedener Silikon- und Memory-Foam-Aufsätze mit, um die individuell richtige Passform zu finden. Keine ganz leichte Aufgabe.
Zugegeben, die ersten Nächte mit den neuen Sleepbuds sind alles andere als ruhig. Ich habe mich auf die Empfehlungen der App verlassen und die funktionieren beim Sound – wie bei den Schaumstoffstöpseln – für mich nicht. Vogelgezwitscher weckt mich auf und Wasserrauschen stimuliert meine Blase – und das ständige aufs WC Rennen ist nicht gerade förderlich für guten Schlaf.
In meinem eigenen, kleinen Experiment merke ich: Gehirnwellen-Audio wirkt auf mich nicht gerade schlaffördernd. Im Gegenteil: Ich fühle mich auf seltsame Art wach und fokussiert. Als ich die Sounds am nächsten Tag bei der Arbeit höre, passt’s: ungestörte Konzentration bei angenehmer Geräuschkulisse.
In der nächsten Nacht kommt der Durchbruch, als ich in der App mit dem personalisierten Rauschen experimentiere. Ich kann zwischen einer Vielzahl von Geräuschen wählen und sie sogar kombinieren. Froschgequake, Vogelstimmen, Hundebellen und Küchengeklapper gehören zu den exotischeren. Mich lässt der sanfte, montone Sound von leichten Wellen tief schlummern. Der Schlafbericht bestätigt das: 90 Prozent Schlafeffizienz und viel Tiefschlaf. Experiment geglückt.
Jetzt kommt der Härtetest: Wie gut gelingt es den Earbuds, Schnarchgeräusche zu neutralisieren? Die Sleep A30 nutzen gleich drei Methoden, um dem Schlafräuber entgegenzuwirken. Einmal das Verschliessen des Hörkanals durch Stöpsel aus Silikon oder Memory-Foam. Dann das Abspielen beruhigender Sounds. Und last but not least: die Superwaffe – das Active Noise Cancelling (ANC).
Hierbei misst das im Ladecase verbaute Mikrofon die Frequenz, Lautstärke und den Rhythmus der sägenden Geräusche. Über den Kopfhörer wird dann – vereinfacht gesagt – ein entgegengesetztes akustisches Signal gespielt, das nerviges Schnarchen neutralisieren soll.
Um dieses Feature zu testen, spiele die «Realistic Snoring Sounds», also elf Stunden ununterbrochenes Schnarchen, auf Youtube ab (dass es so was gibt!).
Obwohl ich mich aus Testgründen auf das Schnarchen konzentriere, tritt es mit den Sleep A30 immer weiter in den Hintergrund. Bis ich es zwar noch wahrnehme, es mich aber nicht mehr stört. Der himalayische Wolkenbruch passt sich in der Lautstärke automatisch dem Schnarchen an. Die Windgeräusche, die das Regenplätschern übertönen, finde ich beruhigend. Langsam schlummere ich ein. Auch hier: Experiment geglückt!
Dass die Kopfhörer ganz aufs Schlafen getrimmt sind, merkst du auch an der dezenten Beleuchtung im Ladecase. Dank ihr kannst du sie auch im Dunkeln finden – vorausgesetzt das Case liegt griffbereit auf dem Nachttisch.
Pluspunkte gibt’s von mir auch für die Schlafanalyse – und das hat mich selbst überrascht. Denn eigentlich halte ich Schlaftracking für einen unnötigen Gimmick. Ob ich gut schlafe, weiss ich ja selbst, ich bin ja dabei und merke, ob ich mich unruhig hin und her wälze oder wie ein erschöpftes Faultier ruhe.
Dieses Schlaftracking ist anders: Es zeigt mir nicht nur, wie viel Zeit ich im Tiefschlaf verbringe (18 Prozent), sondern auch, was die im Allgemeinen übliche Spanne (13 bis 23 Prozent) ist. Mit ein bisschen Kontext wird die Analyse für mich wertvoller. Zudem gibt es Informationen zu den einzelnen Schlafphasen, zum Umdrehen im Schlaf und zu den Vorteilen des REM-Schlafs. Für mich sind diese Hintergründe hilfreicher als reine Zahlen.
Auch die Steuerung der Earbuds ist fürs Tragen im Bett optimiert. Um den Modus zu wechseln oder die Lautstärke zu verändern, kannst du die Earbuds antippen – mindestens zweimal. Das ist sinnvoll, damit du nicht versehentlich beim Umdrehen im Bett den Modus änderst. Zunächst fand ich die Steuerung nicht besonders zuverlässig, inzwischen klappt es aber gut. Ob es am Firmware-Update oder an besserer Übung meinerseits liegt, kann ich nicht beurteilen.
Telefonieren kannst du mit den Kopfhörern auch. Das habe ich allerdings nicht ausprobiert, da ich ja auf der Suche nach ungestörter Nachtruhe bin.
Ich schlafe am liebsten in ruhiger Umgebung – Fernseh- oder andere Geräusche als Einschlafhilfe sind nicht mein Ding. Deshalb würde ich die Sleep A30 mehrheitlich in Hotels, B&Bs mit lauten Nachbarn oder in Nächten tragen, in denen mich der Lärm des Gedankenkarussells wach hält. Oder wenn ich vor dem Einschlafen noch einen Podcast zu Ende hören möchte. Für die gelegentliche Nutzung ist der Preis recht hoch.
Wer gerne mit Geräuschkulisse einschläft, wird die Kopfhörer schätzen. Die vielen Möglichkeiten der Individualisierung, die kleine Passform und das Active Noise Cancelling sind alles gute Argumente. Dass sich Podcasts und Musik nach dem Einschlafen automatisch ausschalten, sehe ich als weiteres Plus. Auch weil diese Funktion das Gehör nicht so stark belastet wie Dauerberieselung, was nach Einschätzung von Schlafforschern langfristig zum Problem werden könnte. Für diejenigen, die sich gerne tiefer mit dem Thema beschäftigen, haben die Schlafanalysen in der App ihren Wert.
Insgesamt überzeugen mich die Soundcore Sleep A30. Im Vergleich zum Vorgängermodell erreichen sie bei Passform und Noise Cancelling das nächste Level. Nach der Experimentier- und Gewöhnungsphase sorgen sie für tiefen, ruhigen Schlaf und mindern sogar Schnarchgeräusche. Damit bieten sie so ziemlich das Beste an Schlafunterstützung, was ich von einem Kopfhörer erwarten kann.
Pro
Forschungstaucherin, Outdoor-Guide und SUP-Instruktorin – Seen, Flüsse und Meere sind meine Spielplätze. Gern wechsel ich auch mal die Perspektive und schaue mir beim Trailrunning und Drohnenfliegen die Welt von oben an.
Unsere Expertinnen und Experten testen Produkte und deren Anwendungen. Unabhängig und neutral.
Alle anzeigenWarum ich nicht einfach Ear Buds eines beliebigen Herstellers zum Einschlafen trage? Versucht habe ich’s ja. Aber die Kopfhörer drückten, schmerzten und fielen aus den Ohren, bevor ich entschlummert bin. Gegen wirklich störende Geräusche wie Strassenlärm oder Schnarchen (zum Beispiel in der Skihütte oder im Massenlager) konnten sie wenig ausrichten. Deshalb gibt es Schlafkopfhörer wie die Sleep A30. Sie sind in jeder Hinsicht fürs Schlafen optimiert – in Sachen Soundqualität oder Akkulaufzeit bleiben sie allerdings hinter den meisten gängigen In-Ear-Buds zurück. Im Alltag zu funktionieren oder überragenden Musikgenuss zu bieten, ist einfach nicht ihr Ziel. Selbst wenn der Sound der Sleep A30 recht ausbalanciert ist – und das auch bei geringer Lautstärke.
Bei mir dauert es vier Nächte, bis ich die passenden finde. Zunächst versuche ich es mit Memory-Foam-Stöpseln, weil sie den Gehörgang besser verschliessen und Geräusche besser blockieren sollen. Für mich passen sie aber nicht. Letztlich sind es die kleinen Silikonaufsätze, die mir den Schlaf ermöglichen, selbst wenn die Earbuds immer noch ein bisschen drücken, was sicher auch an meinen empfindlichen Ohren liegt. Fazit: Es lohnt sich auf jeden Fall, herumzuprobieren.
Neben den Naturgeräuschen interessiert mich das Brainwave-Audio, genauer gesagt die Binaural Beats. Hier soll durch bestimmte Schallwellen die Gehirnaktivität beeinflusst werden. Wie das genau funktioniert und wie stark die Effekte davon abhängen, ob jemand die Musik als angenehm empfindet, ist derzeit Gegenstand verschiedener Studien.
Zunächst empfiehlt mir die Soundcore App ein passendes Maskierungsgeräusch: einen himalayischen Wolkenbruch. Klingt gewaltig, so wie das Schnarchen auch. Ich muss die Datei allerdings erst lokal auf die Kopfhörer laden, bevor das Experiment beginnen kann. Denn die Einschlafgeräusche werden nicht über Bluetooth, sondern direkt vom Speicher der Kopfhörer aus abgespielt. Das spart Akku und du kannst dein Smartphone nachts in den Flugmodus versetzen. Allerdings kann ich wegen des begrenzten lokalen Speicherplatzes jeweils nur eine Sounddatei lokal speichern.
Eine lärmstillende Einschlafhilfe zu haben, finde ich prinzipiell gut, wenn ich in lauter Umgebung, wie in einer Skihütte oder im Hotel, schlafe. Manchmal möchte ich aber einfach einem Podcast lauschen. Das funktioniert über eine Bluetooth-5.3-Verbindung. Sehr praktisch: Ich kann wählen, ob der Sound weiterspielen oder stoppen soll, nachdem ich eingeschlafen bin. Das erkennen die Kopfhörer nämlich. Natürlich funktioniert das Streamen deiner Lieblingsmusik über Plattformen wie Spotify auch.
Die Akkulaufzeit beträgt laut Hersteller bis zu neun Stunden, wenn das ANC die ganze Nacht eingeschaltet bleibt und die Musik oder das Hörbuch über Bluetooth bei halber Lautstärke etwa eine Stunde läuft. Mit dem Ladecase sind es 45 Stunden. Für die meisten Schlafbedürftigen sollte das reichen, denn die Kopfhörer sind ja als Einschlafhilfe gedacht. Auch wenn sie eine Weckfunktion haben.