

An Boses Open-Ear-Kopfhörern ist nichts alltäglich

Open-Ear-Kopfhörer sind längst keine Exoten mehr. Doch die «Ultra Open» des Audio-Spezialisten Bose bringen echte Neuerungen – und haben mich überzeugt.
Schon beim Auspacken ist mir klar: «Das sind keine hundsgewöhnlichen Open-Ear-Kopfhörer.» Aus dem kompakten Case schlüpfen kleine Geräte mit futuristischem Aussehen – die Ultra Open. Vorweg gesagt: Sie sehen nicht nur besonders aus, sondern haben auch einen besonders hohen Preis.

Die Bose Open Ultra unterscheiden sich so stark von den Modellen anderer Marken, dass ich zunächst auf die Verpackung schaue, um zu sehen, wie ich mir den Mini-Lautsprecher ans Ohr klemmen soll. Aha, der Teil mit der sanften Biegung und dem Lautsprecher-Köpfchen kommt in die Ohrmuschel. Und der Teil, der aussieht wie eine kleine Tonne und den Akku beherbergt, hinters Ohr. Die biegsame Silikonbrücke, die beide Teile verbindet, sorgt dafür, dass die Kopfhörer an Ort und Stelle bleiben.
Das Aussehen ist ungewohnt, aber alltagstauglich
Nachdem Open-Ear-Pionier Shokz die Nische der Open-Ear-Buds erfolgreich ausgebaut hat, bieten inzwischen einige Hersteller diese Art von Kopfhörern an. Ihr Vorteil: Wie kleine Lautsprecher platzierst du sie in der Nähe des Gehörkanals. So kannst du Musik hören und weiterhin Umweltgeräusche wahrnehmen. Also genau das Gegenteil von Geräuschunterdrückung (Noise Cancelling).
Beim Joggen oder Velofahren andere Verkehrsteilnehmer zu hören, ist ein klarer Vorteil. Auch im Büro schätzen es viele, trotz Kopfhörern noch mitzubekommen, was um sie herum passiert. Die Nische der reinen Sportkopfhörer haben die Open-Ears also ein Stück weit verlassen.
Die Ultra Open greifen den Trend zu alltagstauglichen Sportkopfhörern auf. Da sie ohne Nackenbügel daher kommen, siehst du mit ihnen nicht aus, als ob du gerade von einer Laufrunde oder Velotour zurück kommst. Inzwischen gibt es die Ultra Open in verschiedenen Farben, von dezentem Schwarz über Blau und Beige bis zum schillernden Sunset-Look.
Da klemmt nichts
Von allen Open-Ear-Kopfhörern von Shokz, Philips und Huawei, die ich bisher getestet habe, sind die Bose Ultra Open mit Abstand die bequemsten. Ich vergesse regelmässig, dass ich sie trage, weil sie weder drücken noch klemmen. Und der Look gefällt mir.

Beim Sport sind sie zuverlässig: kein Wackeln und Ruckeln beim Joggen, Trampolin-Fitness, im Home-Gym oder beim Velofahren. Und noch ein Pluspunkt: Du kannst die Kopfhörer ganz bequem mit Brille tragen, da sie keinen Bügel haben, der über dem Ohr fixiert ist. Gerade bei langen Laufeinheiten schätze ich sie zudem, weil sie mit 6,4 Gramm sehr leicht sind. Dank des IPX4-Ratings sind sie gegen Spritzwasser, also leichten Regen und Schweiss, geschützt.
Einfach zu bedienen und voller Sound
Viele Earbuds setzen auf Touch-Steuerung. Bei Sportkopfhörern war das für mich mangels der nötigen Feinmotorik immer ein Manko. Die hier sind anders, denn sie haben Buttons. Auch wenn ich mich bewege, sind sie gut zu bedienen und die Steuerung ist einfach.

Und der Sound? Kurz gesagt: Beeindruckend. Die Open-Ear-Buds kommen immer noch nicht ganz an den Klang von In-Ear-Kopfhörern heran, und für Audiophile, denen es um höchsten klanglichen Genuss geht, sind sie sicher nichts. Aber: Die Bose-Kopfhörer kommen In-Ear-Kopfhörern schon sehr nahe. Der Sound ist ausgeglichen und die Bässe deutlich kräftiger als bei anderen Modellen. Dennoch hörst du deine Umgebung noch. An stark befahrenen Strassen kommen die Bose Ultra Open – wie andere Open-Ear-Kopfhörer auch – an ihre Grenzen, aber bei Wind und in ländlichen Gebieten mit wenig Verkehr funktionieren sie gut.
«No Roots», von Alice Merton, der Song, den ich wegen der Bässe ausgewählt habe, klingt mit den Bose-Kopfhörern richtig gut und insgesamt ausbalanciert. Beim viralen Hit «Anxiety» von Doechii gehen meine Ohren unangestrengt durch Höhen und Tiefen.
Auch bei Podcasts und Hörbüchern überzeugen mich die Ultra Open mit natürlichem Klang. Etwas anderes hätte mich bei Bose auch enttäuscht. Die sind schliesslich für Klangqualität bekannt.
Die App für individuelle Einstellmöglichkeiten
In der App passt du den Sound über Presets oder einen Equalizer an deine Vorlieben an.

Ein zusätzliches Feature ist der Immersiv-Modus, quasi Stereo on Steroids. Es klingt, als seist du vom Sound umgeben. Du hast die Wahl: Der Sound folgt dir oder du bewegst dich im Klangraum. Allerdings braucht das immersive Audio auch ganz schön viel Strom und reduziert die Akkuleistung. Deshalb verzichte ich beim Joggen darauf.

Akkulaufzeit und Connectivity
Der Akku reicht rund sieben Stunden und laut Herstellerangaben nur 4,5 Stunden, wenn du den immersiven Sound wählst. Mit dem Ladecase kommen dann noch mal 19 Stunden hinzu. Dank der Schnellladefunktion hast du nach zehn Minuten erneut Sound für zwei Stunden.
Die Verbindung mit dem iPhone, iPad und Laptop klappt problemlos. Als die Ultra Open auf den Markt kamen, hatten sie kein Multipoint-Pairing. Das hat Bose inzwischen behoben. Zum Glück! Denn jetzt kannst du zwischen dem Youtube-Video auf dem Laptop und dem Anruf hin- und herswitchen. Für mich ist das ein entscheidendes Feature, das die Kopfhörer alltagstauglich macht.
Das Mikrofon ist ein Schwachpunkt
Der grösste Kritikpunkt ist das Mikrofon. Die Qualität der Telefonate und Videocalls ist bestenfalls mittelmässig. Da das Mikrofon über kein Noise Cancelling verfügt, sind Wind- und andere Nebengeräusche gut zu hören.
Damit steht das Mikrofon im klaren Gegensatz zur hervorragenden Klangqualität der Kopfhörer. Schade, denn sonst wären sie noch besser für Sport, Büro und Alltag geeignet gewesen, was den hohen Preis ein Stück weit gerechtfertigt hätte.
Fazit
Hervorragender Klang und bequemer Sitz für Sport und Alltag
Vom Klang und Komfort her sind die Bose Ultra Open die besten Open-Ear-Kopfhörer, die ich bisher getestet habe. Ihr ausgefallenes Design, das es ermöglicht, sie beim Sport, aber auch im Büro zu tragen, überzeugt mich ebenfalls.
Mit einer anständigen Akkulaufzeit und Multipoint-Pairing sind sie sowohl für den Sport als auch fürs Arbeitsleben und den Alltag geeignet. Toll klingende Open-Ear-Kopfhörer, die in verschiedenen Settings aussergewöhnlich gut performen, würden den hohen Preis in meinen Augen rechtfertigen. Wäre da nicht das Mikrofon, das hinter meinen Erwartungen zurückbleibt.
Pro
- für Open-Ear-Kopfhörer sehr guter Klang
- leicht und dank des innovativen Designs kaum spürbar
- bleiben beim Sport an Ort und Stelle
- einfache Buttons zur Steuerung
- Verbindung mit mehreren Geräten möglich
- zusätzliche Features wie immersives Audio
- gute Akkulaufzeit und Schnelladefunktion
- sehen gut aus und sind in verschiedenen Farben erhältlich
Contra
- das Mikrofon klingt mittelmässig


Forschungstaucherin, Outdoor-Guide und SUP-Instruktorin – Seen, Flüsse und Meere sind meine Spielplätze. Gern wechsel ich auch mal die Perspektive und schaue mir beim Trailrunning und Drohnenfliegen die Welt von oben an.
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