Hintergrund

The Meg ist evolutionär höchst fragwürdig und müsste explodieren

Jason Statham versus Urzeithai verspricht Actionkino vom Feinsten. Der Film selbst ist zwar unterhaltsam, aber fällt flach. Spannender ist der Megalodon im Film. Denn The Meg ergibt evolutionär absolut keinen Sinn.

Das kleine Mädchen schaut aus dem Fenster der chinesischen Unterseebasis. Ein gigantisches graues Vieh blickt mit kalten Augen von draussen hinein: Der Megalodon. Der grösste Hai, der je existiert hat, aber seit zwei Millionen Jahren ausgestorben ist. Jetzt ist das Monster wieder da und frisst sich durch Badegäste und U-Boot-Besatzungen. Ihm gegenüber stellt sich Actionheld Jason Statham.

Noch schlimmer aber ist das Verständnis der Drehbuchautoren Dean Georgaris, Jon und Erich Hoeber. Warum hat der Film drei Autoren und eine Buchvorlage? Besagte Buchvorlage macht übrigens all das richtig, was der Film falsch macht. Denn Georgaris und die Hoebers haben keine Ahnung von Natur, Evolution und der Realität. Buchautor Steve Alten hingegen hat sich tatsächlich Gedanken zur Zeit und zur Evolution gemacht.

Ein Blick in die Tiefsee

Sie leuchten im Tal herum und machen natürlich all das auf sich aufmerksam, was seit Jahrmillionen kein Licht gesehen hat. Darunter den Megalodon.

Weiss und leuchtend

Daher: Steve Altens Meg ist weiss. Dazu hat das Biest Biolumineszenz entwickelt und leuchet so im Dunkeln. Das natürliche Leuchten ist in der Tiefsee extrem verbreitet und dient nebst dem Anlocken von Beute auch der Kommunikation zwischen Tieren. Der Prozess übrigens wird von zwei Stoffen dominiert: Luciferin, einer lichtproduzierenden Substanz, und dem Enzym Luciferase. Die Stoffe werden bewusst oder unterbewusst vom Tier aktiviert und dann leuchtet es.

Nun aber doch Evolution

Selbst wenn die Animatoren der Produktion die Evolution in grossen Teilen missachtet haben, haben sie dann doch daran gedacht, dass The Meg irgendwie da unten überleben muss. In der Tiefsee ist das Wasser weniger mit Sauerstoff gesättigt. Dazu ist im Film noch die lästige Wolke aus Schwefelwasserstoff.

Regisseur Jon Turteltaub gibt dem Filmmagazin Cinema Review gegenüber an, dass die Produktion darauf geachtet habe, nicht einfach nur einen grossen weissen Hai noch grösser zu machen. «Wir haben unserem Meg mehr Kiemen gegeben, da wir uns gedacht haben, dass die Evolution dem Tier in der sauerstoffarmen Tiefsee mehr Kiemen gegeben hat.»

Dann aber geht der Film direkt wieder gegen die Evolution. In Steve Altens Buch jagt The Meg nur bei Nacht. Der Grund: Da der Megalodon in der Tiefsee in beinahe absoluter Dunkelheit lebt und jagt, haben sich die Augen des Tieres an die Finsternis gewöhnt und sind extrem lichtempfindlich.

Im Film aber frisst sich der Megalodon durch einen Strand bei strahlendem Sonnenschein.

Der Hai würde eh explodieren

Haie aber gehören nicht zu den Knochenfischen. Sie sind Knorpelfische. Haie müssen immer in Bewegung bleiben, um nicht einfach zu sinken. Dazu haben sie keine beweglichen Kiemen, sondern Kiemenschlitze. Diese saugen kein Wasser ein, aus dem der Fisch Sauerstoff zur Atmung gewinnt. Sie müssen es durch die Schlitze spülen. Sobald ein Hai anhält, erstickt er.

Das Fehlen der Schwimmblase in Haifischen oder dem Megalodon heisst aber nicht, dass das Tier den schnellen Aufstieg zum Snack am Strand einfach so wegstecken würde. Denn auch ein Megalodon oder ein anderer Tiefseefisch hat Sauerstoff im Blut. Also würde beim Megalodon, einem theoretischen Fisch, die theoretische Möglichkeit bestehen, dass er beim Aufstieg theoretisch explodieren würde.

Am Ende wäre der Unterschied im fertigen Film klein: Jason Statham würde immer noch keinen Haifisch dropkicken und andere Leute würden nach wie vor über irgendwelchen Blödsinn quasseln und keine Haie treten.

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Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.


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