

Synology, was hast du getan?! DS925+ im Test

Nachdem mich Synology fast zwei Jahrzehnte überzeugt hat, markiert der Test der DS925+ einen Wendepunkt. Da bei diesem NAS nur noch Synology-gelabelte HDDs und SSDs zugelassen sind, ist das Preis-Leistungs-Verhältnis schlecht.
Seit 2025 erlaubt Synology bei der DS925+ und anderen neuen Plus-Modellen nur noch offiziell zertifizierte Laufwerke für die Installation und Nutzung ihres DiskStation Manager (DSM) Betriebssystems. Kurzum sind das HDDs und SSDs von Synology selbst. Neue, nicht zertifizierte Festplatten lassen sich in der DS925+ nicht initialisieren. DSM verweigert die Installation, und ein Speicherpool kann nicht erstellt werden. Nur mit inoffiziellen Workarounds lassen sich solche Laufwerke überhaupt nutzen – und selbst dann mit eingeschränktem Funktionsumfang.
Das schränkt nicht nur ein, sondern wirkt sich auch direkt auf den Geldbeutel und das Resultat dieses Tests aus. Damit sind Drittanbieter-Festplatten wie jene von Seagate, Toshiba oder Western Digital faktisch fürs Synology-NAS ausgeschlossen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis leidet unter dieser Einschränkung: Synology-gelabelte HDDs und SSDs kosten mehr als technisch identische Modelle der Originalhersteller. Besonders irritierend ist dabei, dass Synology selbst keine Festplatten produziert. Stattdessen handelt es sich um OEM-Modelle von Seagate oder Toshiba mit angepasster Firmware und Synology-Label – ein Aufpreis, der sich trotz eigener Validierungsprozesse kaum rechtfertigen lässt.
Hardware ist nur Mittelmass
Das Design der 4-Bay-NAS von Synology hat sich über die Jahre kaum geändert. Ebenso die verwendeten Materialien beim Gehäuse. Bei Synology ist aussen weiterhin alles Kunststoff. Das ist schön leicht, solange keine HDDs drin stecken. Andere Hersteller, wie etwa der neue Ugreen-NAS-Stern am Himmel, setzen auch Aluminium ein.
Was die Prozessor-Power betrifft, tut sich bei Synology ebenfalls wenig. Eingesetzt werden gemächliche Modelle. Im vorliegenden DS925+ werkelt etwa ein AMD Ryzen Embedded V1500B. Im Vergleich zu den Topmodellen der aktuellen 4-Bay-NAS-Konkurrenz von Ugreen, Qnap oder Asustor bringt Synology bei Single-Core-Aufgaben nur rund 30 bis 40 Prozent der Leistung. Bei Multi-Core ist der Unterschied ähnlich extrem, wie in der folgenden Spezifikationsvergleichstabelle die Geekbench 6 CPU Scores zeigen:
Dass der im Synology-NAS verbaute Chip keine integrierte Grafikeinheit hat, kann ebenfalls ein Nachteil sein. Etwa, wenn du Filme mit einem Medienserver wie Plex encodieren möchtest. Ohne GPU kann bereits ein einzelner live umgewandelter Stream zu einer totalen Auslastung der CPU führen.
Abgesehen von der verringerten Leistung und den mickrigen vier Gigabyte Arbeitsspeicher ist die Hardware der DiskStation solide. Besonders begrüssenswert ist die Integration schnellerer Netzwerkports. Schade, dass Synology dabei nicht gleich in die Vollen geht. Neu bekomme ich anstelle der bei früheren Modellen gängigen zwei 1-Gigabit-Anschlüssen zweimal 2,5 Gigabit geboten. Wirklich zeitgemäss wären 10 Gigabit. Besonders, da die Konkurrenz das (und mehr) teilweise bereits bietet, ohne erheblich teurer zu sein.
Festplattenkompatibilität: nur bis 20 Terabyte – weil nur Synology
Die DS925+ bestücke ich fürs Testen mit vier Synology Festplatten der Plus-Serie (HAT3300-4T) mit jeweils vier Terabyte Speicherkapazität. Dabei handelt es sich laut Hardwareluxx und anderen Quellen um umgelabelte Seagate IronWolf. Sie sind dank der langsamen Drehzahl von 5400 RPM vergleichsweise leise im Betrieb.

Da nur Synology-HDDs erlaubt sind, können maximal auch nur viermal 20 TB verbaut werden – Festplatten mit mehr Kapazität wurden noch nicht umgelabelt. Je nachdem, zu welcher Kapazität du greifst, bei welchem Händler du kaufst und wie der Tagespreis gerade ist, gibst du bei Synology aktuell zwischen 12 und 50 Prozent mehr aus. Zum Veröffentlichungszeitpunkt des Artikels beträgt der Preisunterschied beispielsweise für die HAT3300-4T gegenüber der IronWolf in unserem Schweizer Shop 12,5 Prozent. Das sind 3,25 Franken mehr pro Terabyte. Bei vier Platten macht das einen Unterschied von 52 Franken.
SSDs sind noch teurer
Noch grösser ist der Preisunterschied bei den SSDs. Und das, obwohl auch hier keine Eigenentwicklung vorliegt. Je nach Händler, Tag und Vergleich können die Synology-SSDs gegenüber Seagate-Alternativen 100 Prozent teurer sein. Gegenüber Samsung-Evo-Alternativen auch mal gegen 200 Prozent.
Falls du dir SSDs besorgst, solltest du wissen, wie du sie einsetzen möchtest. Bei einer 2,5-Gigabit-Anbindung stemmen die Festplatten von der Geschwindigkeit her in vielen Szenarios den Input. Beim Hochladen einer grossen Testdatei erhalte ich, egal ob ich direkt auf das HDD- oder das SSD-Volumen kopiere, eine maximale Transferrate von bis zu 2264 Megabit pro Sekunde (283 Megabyte). Das entspricht ungefähr dem Durchsatz, der mit 2,5-Gigabit-Leitung (abzüglich Overhead-Daten) zu erwarten ist.
SSD-Cache bringt dir bei diesem NAS nur einen Geschwindigkeitsvorteil, wenn viele Nutzer gleichzeitig darauf zugreifen oder oft viele kleine Dateien gleichzeitig geschrieben werden sollen. Bei grossen Einzeldateien ist die Netzwerkverbindung mit 2,5 Gigabit ohnehin der limitierende Faktor – nicht die Festplatte. SSD-Caching zeigt seine Stärken vor allem bei IOPS-intensiven Workloads wie Datenbanken, gleichzeitigen Zugriffen oder beim Schreiben vieler kleiner Dateien. In den meisten Fällen ist es besser, die SSDs nicht als Cache einzurichten.

Wenn du, wie ich, die SSDs als zusätzliches Volumen (RAID 1) einrichtest, profitierst du vermutlich mehr – denn du kannst sie als App-Speicherplatz nutzen. So landen etwa die Datenbank- und Cache-Zugriffe des Plex-Medienservers auf der SSD, was dein NAS deutlich leiser macht. Leider fehlt eine Option im Paket-Zentrum, die bestimmt, auf welchem Volumen Apps gespeichert werden. Anstelle dessen werden sie auf dem Volumen gespeichert, das zuerst erstellt wurde. Am besten richtest du das SSD-Volumen also vor dem HDD-Volumen ein.
Software: DSM 7.2 – durchdacht, stabil und vielseitig
Die DS925+ läuft mit DSM 7.2.2 – einem Betriebssystem, das sich über Jahre bewährt hat und auch hier wieder zeigt, warum Synology damit so viele Nutzer bindet. Die Oberfläche ist klar strukturiert, die Navigation effizient und die meisten Funktionen sind dort, wo man sie erwartet. Wer ein NAS nicht als Bastelprojekt sieht, sondern als produktives Werkzeug, wird mit DSM schnell warm.
Das App-Zentrum deckt die üblichen Szenarien ab: Backup, Dateifreigabe, Medienserver, Synchronisation. Für alles darüber hinaus steht Docker bereit. Dienste wie Home Assistant, Bitwarden oder Pi-hole lassen sich problemlos einbinden. Die DSM-eigene Docker-Oberfläche ist funktional und reicht für die meisten Setups – wer granularer arbeiten will, nutzt Portainer.

DSM 7.2 bringt sinnvolle Erweiterungen: WriteOnce-Freigaben und Immutable Snapshots erhöhen die Datensicherheit, Volumenverschlüsselung schützt sensible Inhalte, und NVMe-SSDs lassen sich erstmals als vollwertiger Speicher nutzen. Die adaptive Zwei-Faktor-Authentifizierung reagiert auf verdächtige Zugriffe und ergänzt das Sicherheitskonzept.
Im Betrieb zeigt sich DSM stabil und performant. Apps starten zügig, die Oberfläche reagiert direkt, und auch Docker-Container laufen zuverlässig. Einschränkungen gibt es trotzdem: DSM nutzt das zuerst erstellte Volume als App-Speicherort – eine nachträgliche Wahl ist nicht vorgesehen. Wer SSDs für Apps nutzen will, muss das frühzeitig planen.
DSM ist kein Grund, dieses NAS blind zu kaufen – aber ein klarer Vorteil, wenn man es hat. Die Mischung aus Stabilität, Funktionsvielfalt und Erweiterbarkeit bleibt eine der grössten Stärken von Synology.
Fazit
Ein NAS, das sich selbst im Weg steht
Die DS925+ ist technisch solide, aber Synology hat mit der Laufwerkspolitik einen Stolperstein eingebaut. Dass nur noch Synology-gelabelte HDDs und SSDs erlaubt sind, macht das Gerät nicht besser – nur teurer. Wer bisher flexibel war, zahlt jetzt für dieselbe Hardware mehr. Und das, obwohl Synology die Festplatten nicht selber herstellt.
Leistungstechnisch bleibt das NAS im Mittelfeld: Der verbaute Ryzen-Chip ist effizient, aber nicht besonders schnell. Die 2,5-Gigabit-Anschlüsse sind okay, aber es wäre mehr möglich. SSDs lassen sich als Speicher nutzen – und wer sie zuerst einrichtet, kann Apps wie Plex darauf installieren und das NAS deutlich leiser betreiben. Eine freie Wahl des App-Speicherorts gibt es allerdings nicht.
DSM bleibt ein Lichtblick. Die Software ist durchdacht, stabil und vielseitig. Docker funktioniert, Sicherheitsfeatures wurden sinnvoll erweitert, und auch ambitionierte Nutzer finden genug Spielraum. DSM ist der Grund, warum man dieses NAS trotz der künstlichen Einschränkungen in Betracht ziehen kann.
Pro
- stabile Softwarebasis (DSM 7.2 mit sinnvollen Neuerungen)
- Docker-Integration möglich
- 2 × 2,5-Gigabit-Ethernet
- SSDs als zusätzliches Volumen nutzbar
Contra
- nur Synology-gelabelte Laufwerke bis 20 TB zu erhöhten Preisen erlaubt
- eher schwache CPU-Leistung, keine iGPU vorhanden
- kein 10-Gigabit-Ethernet
- Kunststoffgehäuse


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